Kein Sprung ins kalte Wasser

Babyschwimmen

Lass dich von dem Umzieh-Stress nicht abschrecken: Ein Babyschwimmkurs belohnt die Kleinen zwar nicht mit Abzeichen, dafür aber mit viel Spaß.

Autor: Andrea Lützenkirchen

Babyschwimmen - warum?

Babyschwimmen

Eine Mama mit Kind schwimmen

Foto: © iStock, microgen

Spaß an der Bewegung im Wasser

Babys sind eigentlich noch kleine Wassertiere. Neun Monate haben sie im Wasser verbracht, im Bauch ihrer Mutter schwerelos getollt, geboxt und gepaddelt. Als Neugeborene „schwimmen" sie im Wasser mit instinktiven Bewegungen, die sie aus längst vergangenen Zeiten mitgebracht haben. Was liegt da näher, als die angeborene Lust des Babys am Toben im Wasser zu unterstützen?

Babyschwimmen hat viele Vorteile

Nach Eltern-Kind-Turnen und Pekip-Gruppen ist es heute trendy, mit seinen Kindern zum Babyschwimmen zu gehen. Und das aus gutem Grund. „An Land" sind die Bewegungsmöglichkeiten des Säuglings eingeschränkt, im Wasser jedoch kann er nach Herzenslust in jede Richtung strampeln, treten und spritzen. „Durch den Bewegungsanreiz, den das warme Wasser auf sie ausübt, entwickeln sich Babyschwimmer erwiesenermaßen besser", sagt Dr. Lilli Ahrend, diplomierte Sportlehrerin und Expertin in Sachen Babyschwimmen. Denn gerade im ersten Lebensjahr sind körperliche und geistige Fortschritte eng miteinander verknüpft.

Wesentlich für die gesunde Entwicklung des Säuglings sind Reize, die er über die Haut empfängt. Das Wasser umströmt seine Haut, tröpfelt auf seine Arme. Wenn das Baby seine Hand auf das Wasser klatscht, spritzt es in sein Gesicht. Und bei allem spürt es die Sicherheit, von seiner Mutter oder seinem Vater gehalten zu werden.

Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung

Nicht nur das Baby lernt viel beim Spiel im Wasser: Auch die Eltern profitieren davon. Sie lernen, ihr Kind genau zu beobachten und seine Bedürfnisse und Gefühle zu erkennen. Was gefällt meinem Kind, was gefällt ihm weniger? Einige haben Spaß dabei, wenn ihnen Wasser über den Kopf läuft, andere mögen das gar nicht. Für Baby und Eltern gleichermaßen schön ist der enge Körperkontakt und die Berührung von Haut zu Haut. Das und Getragenwerden fördert die Beziehung zwischen Eltern und Kindern: Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein entwickeln sich.

Babyschwimmen – ab wie viel Monaten?

Das Baby sollte seinen Kopf einigermaßen halten können ungefähr drei Monate alt sein, wenn es zum Säuglingsschwimmen kommt. Natürlich ist aber auch ein späterer Einstieg möglich. Vor Beginn des Kurses sollte das Baby durch gemeinsames Baden in der häuslichen Wanne und ein allmähliches Absenken der Temperaturen auf das Schwimmbad vorbereitet werden. Neugeborene brauchen für ihre ersten Bäder noch 37 Grad warmes Wasser. Nach vier Wochen können Sie dann langsam auf 33 Grad herabgehen.

Beim Babyschwimmen sollte das Wasser immer noch eine Temperatur von 32 Grad haben, damit sich die Kinder richtig wohl fühlen. Ist das Wasser kälter, klammern sie sich frierend an Vater oder Mutter.

Haltetechniken, Lieder und Tauchen

Das kleine Griff-Einmaleins

"In meinen Kursen", erzählt Lilli Ahrend, "lernen die Eltern zuerst einmal, wie sie ihr Baby im Wasser sicher halten können. Mit verschiedenen Grifftechniken werden die Kinder dann durch das Wasser gezogen, getragen und geschaukelt." Es werden Lieder zu rhythmischen Bewegungen gesungen und kleine Spiele gemacht. Eine wichtige Rolle spielt auch ganz unterschiedliches Material. Die Kinder greifen nach Schwämmen, harten Topfkratzern, Softbällen und Gummitieren.

Bei allem Spielen und Toben soll Eines vermieden werden: dass das Baby Wasser schluckt und sich erschreckt. Zwar bewirkt der angeborene Atemschutzreflex, dass Babys bei Wasserkontakt an Mund und Nase unbewusst sofort den Mund schließen. Aber dieser Reflex funktioniert nicht immer und lässt nach dem 6. Lebensmonat sowieso nach.

Tauchen – ja oder nein?

Auch beim Tauchen, einem wichtigen Bestandteil des Babyschwimmens, sollte das Baby nicht verängstigt werden. In Deutschland wird die amerikanische Methode des Eins, Zwei, Drei und Untertauchen normalerweise nicht angewandt. Das Kind wird behutsam auf das Tauchen vorbereitet, indem man langsam Wasser über seinen Körper laufen lässt, später auch über Gesicht und Kopf. Wenn es dies zulässt, kann mit dem Tauchen begonnen werden. Auch dabei wird das Kind nicht unter Wasser gezogen. Die Eltern senken ihre Hände, auf denen das Kind liegt, langsam ab.

Hilfreich für entwicklungsverzögerte Kinder

Auf Kinder, die für ihre Entwicklung mehr Zeit brauchen, kann sich das Babyschwimmen besonders positiv auswirken. Im Wasser können sie sich frei bewegen und ihre Muskeln üben. Auch Mütter fühlen sich hier oft wohler als in einer Krabbelgruppe "an Land". Im Wasser sind alle Babys gleich, alle müssen gleichermaßen gehalten werden, alle können bei den Spielen und Übungen mitmachen.

Anbieter und Preise

Babyschwimmen wird von verschiedenen Einrichtungen angeboten: Schwimmvereine, Familienbildungsstätten, Volkshochschulen, private Schwimmschulen oder Schwimmbäder. Die Preise liegen bei 5-10 EUR pro Stunde. Wenn du sicher sein willst, dass die Kursleitung auch qualifiziert ist, kannst du über die Homepage von Lilli Ahrendt eine zertifizierte Kursleiterin finden.

Literatur:

  • Lilli Ahrendt, Säuglingsschwimmen (Meyer & Meyer Verlag)