Emotionale Kälte, Ablehnung, unklare Gefühle

Hallo,

mein Partner und ich hatten schwierige Zeiten. Letztes Jahr haben wir beschlossen, es nochmal zu versuchen.
Wir sind lange zusammen. Kinder, Haus usw.

Am Anfang lief es super. Komischerweise ist es jetzt seit ca 2-3 Monaten anders. Er hat viel Mist gebaut und daher ging die Beziehung letztes Jahr auseinander. Ich fange an, mich selber als ihm ggü. kalt wahrzunehmen. Eigentlich möchte ich das gar nicht und es ist auch nicht immer so. Aber manchmal kommt regelrecht Hass in mir hoch. Aber warum jetzt erst? Es ging ja jetzt monatelang wirklich gut. Ich weiß nicht, was ich dagegen tun kann. Wir reden und ich habe ihm auch erklärt, dass es wie ein Trauma ist, was immer wieder hoch kommt und ich dann so bin, wie ich bin. Er tut mir dann auch leid. Da er sich dann oft ungeliebt fühlt. Dann denke ich wieder, er hat es verdient. Er hat es so weit kommen lassen. Jetzt muss er da durch.

Auf Dauer kann es so nicht weitergehen. Vielleicht hat irgendjemand einen Tipp für mich.

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Dieses Trauma hast du schon anschauen können? Ansonsten bringt alles nichts.

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Du hast einfach noch nicht verarbeitet, was er getan hat.

Du brauchst halt noch mehr Zeit und ihr müsst reden, reden, reden,...

Und ja, da muss er dann durch, wenn er die Partnerschaft aufrecht erhalten will.

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Hallo du,

"Trauma" ist eigentlich eine gute Beschreibung für deinen Zustand. Die Frage ist: hast du deinem Partner wirklich vergeben?

Wenn es immer wieder hochkommt, befürchte ich, dass das nicht der Fall ist und sich das Unverarbeitete dann immer wieder seinen Weg "an die Oberfläche" bahnt. Am Anfang ist man noch voller Tatendrang, möchte, dass alles wieder gut wird - und überhört vielleicht dann auch die Stimme, die einem sagt, dass längst nicht alles, was da geschehen ist, aufgearbeitet ist. Das geht nicht lange gut, wie du dann ja auch festgestellt hast.

Ich hatte in einem anderen Beitrag zu einem ähnlichen Thema mal was über die verschiedenen Stufen geschrieben, die durchlaufen werden müssen, bevor man ernsthafte Vergebung überhaupt erreichen kann. Dabei ging es unter anderem auch darum, sich in den Menschen hineinzuversetzen, der einen verletzt hat, seine Rolle in der Geschichte und auch seine Beweggründe zu beleuchten. Zunächst ganz rational, sachlich und vor allem: ohne emotional zu bewerten. Das ist tatsächlich ziemlich schwierig. Danach kann man auch, ggf. auch im Gespräch mit dem Partner oder moderiert durch eine dritte Person, an das Thema Gefühle rangehen: wie hat sich der Partner gefühlt, was hat das Ganze mit ihm gemacht? Über deine Gefühle bist du dir ja bereits klar - was ist mit seiner Seite? Ohne sie bleibt das Bild immer unvollständig.

Schlussendlich muss vor der Vergebung immer die Akzeptanz stehen: "Was passiert ist, ist passiert. Es hat sich dadurch viel verändert, es wird nicht mehr wie früher. Es ist auch nicht mehr rückgängig zu machen, aber ich verzichte auf weitere Anschuldigungen und lege das Thema ad acta."

Es gibt natürlich keine Garantie, dass Vergebung immer gelingt. Wenn man am Ende feststellt, dass das Geschehene eine zu große Belastung für die Beziehung darstellt, ist es völlig okay, den neuen Versuch als gescheitert zu erklären.

Liebe Grüße,
DieKati

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Liebe Kati,

weißt Du wie der andere Beitrag hieß, wo du es genauer beschrieben hast?
Danke

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Hallo liebe Elisabeth,

ich hab dir den Thread mal rausgesucht. Hier der Link:

https://www.urbia.de/forum/16-partnerschaft/5768042-vergebung-aber-wie#p-42102945

Liebe Grüße,
DieKati

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>Auf Dauer kann es so nicht weitergehen. Vielleicht hat irgendjemand einen Tipp für mich.

Ja. Du musst dich ehrlich fragen, ob du diesen Partner weiter an deiner Seite möchtest oder nicht.
Ob die Gründe für ein Pro-Partner ausreichen oder nicht, kannst nur du selbst für dich entscheiden und sollte nicht in der Beurteilung durch Dritte liegen.

Wenn du im Herzen den Partner nicht mehr tragen kannst, werden materielle Gründe, die gemeinsamen Kinder und eine gemeinsame Vergangenheit als Stütze leider nicht reichen...