Baby-Vorbereitung

Das erste Kinderzimmer

In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft ist es meist so weit: Der „Nestbautrieb" setzt ein. In diesem Artikel gibt es Tipps, was für das erste Kinderzimmer benötigt wird und wie man es gestaltet, damit es mit dem Baby mitwächst.

Autor: Heike Byn

Was Eltern wollen – und Babys wirklich brauchen

Baby im Laufstall

Spätestens im letzten Drittel der Schwangerschaft ist es soweit: der "Nestbautrieb" setzt ein. Dann tigern werdende Mütter und Väter durch Baby-Märkte und Möbel-Zentren – um die passenden Möbel fürs erste Babyzimmer zu finden: Hell und freundlich soll es werden, schön und kindgerecht eingerichtet. Die Möbel sollen möglichst lange halten, der Gesundheit des Kleinen nicht schaden und nicht zu teuer sein. Doch bei allem Wünschen und Wollen vergessen selbst engagierte Eltern manchmal zweierlei. Das perfekte Kinderzimmer gibt es nicht. Und: man muss nicht gleich alles auf einmal anschaffen. Also ruhig mit einer kleinen Basis-Ausstattung anfangen - nicht nur die Kinder, auch ihre Bedürfnisse wachsen.

Hauptsache in der Nähe von Mama und Papa

Ein Säugling braucht auch noch gar keinen eigenen Raum. Denn für ein Baby reichen am Anfang eigentlich nur drei Dinge: ein Platz zum Schlafen, einer zum Wickeln und einer zum Aufbewahren von Wäsche und Kleidung. Dazu können werdende oder junge Eltern die passenden Möbel kaufen – wie Babywiege, Wickelkommode und Kinderschrank. Aber das muss nicht alles sofort und neu gekauft werden. Eltern tun sich und ihrem Baby zu Anfang beim häufigen Stillen in der Nacht den größten Gefallen, wenn sie Wiege, Korb oder Stubenwagen in ihr Schlafzimmer stellen. Auch tagsüber sind Babys am liebsten in Sicht- und Hörweite der Großen. Gänzlich überflüssig und zudem auch schädlich für Wirbelsäule und Hinterkopf des Babys sind die beliebten Babywippen. Zudem schränken sie die motorische Entwicklung ein. Dann doch besser das Baby auf eine warme Unterlage, wie ein Fell oder eine dicke Krabbeldecke, auf den Boden legen.

Weil Babys noch viel schlafen, ist es wichtig, dass rund ums Bett alles stimmt: keine schädlichen Ausdünstungen aus Lacken oder Matratze, kein Elektrosmog durch Radiowecker oder Heizkissen. Viele Eltern schwören auf einen Babytragekorb oder einen Stubenwagen, damit das Kleine auch schlafend immer in ihrer Nähe sein kann. Die Körbe gibt es komplett mit Matratze zu kaufen. Sie nehmen nicht so viel Platz weg wie ein Stubenwagen und sind genauso mobil. Nachts können die Eltern den Korb auf den Boden neben ihr Bett stellen. Wer lieber eine Wiege möchte, sollte sich bei Herstellern von Kinderbetten umschauen, die Wiegen verleihen. Beim Kauf eines Kinderbetts wird dort später die Leihgebühr auf den Kaufpreis angerechnet.

Wickelplätze – praktisch und preiswert

Für einen guten und praktischen Wickelplatz müssen Eltern nicht viel Geld ausgeben: Viele verbannen das Wickeln samt Windeleimer ohnehin ins Bad und bauen sich einen Wickelaufsatz für die Waschmaschine. Das Bad ist oft der wärmste Raum in einer Wohnung und die deftigen Gerüche stören hier weniger als im Rest der Wohnung. Es gibt auch günstige Bade-Wickel-Kombinationen als Aufsatz für die Badewanne, die nach Gebrauch einfach zusammengeklappt werden. Wer eine feste Wickelkommode bevorzugt, kann darin auch Wäsche und Kleidung vom Baby unterbringen. 

Modelle mit abnehmbarem Wickelaufsatz haben den Vorteil, dass sich das Möbel später im Kinderzimmer oder anderswo weiternutzen lässt. Wichtig: Die Ablagehöhe sollte sowohl für Mamas als auch für Papas Rücken komfortabel sein, ohne dass sich einer der beiden groß verbiegen muss. Außerdem müssen die Seitenränder hoch genug sein, so dass das Baby nicht runterfallen kann. Doch egal, wo es gewickelt wird, ein Heizstrahler - mit mindestens 1,20 m Entfernung von der Wickelfläche – ist nie verkehrt. Denn viele Säuglinge schreien beim Wickeln, weil es ihnen zu kalt ist.

Zu einem ersten Babyzimmer fehlt jetzt nur noch der Kleiderschrank. Merkwürdigerweise sind normale Kleiderschränke oft viel billiger als spezielle Kinderkleiderschränke mit applizierten Drachen, Bärchen & Co. Wer aber genau das unbedingt möchte, kann selbst malend Hand anlegen. Ein weiterer Vorteil der üblichen Schränke: sie sind deutlich geräumiger. Auch wenn am Anfang Babys Klamotten in der unendlichen Weite zu verschwinden drohen – den Platz braucht man in späteren Jahren. Sinnvoll ist es auch, einen abschließbaren Schrank zu kaufen, damit die lieben Kleinen die Klamotten nicht ständig ausräumen.

Mehr als nur ein Schlafplatz – das Bett

Beginnt der Nachwuchs zu krabbeln, wird der Boden zum Spielraum. Da ist ein Teppich natürlich angenehmer als eine harte Oberfläche. Wer sich dennoch für Linoleum, Laminat, Kork oder Parkett entscheidet, sollte darauf achten, dass das Material geölt oder gewachst ist – und damit gesundheitlich unbedenklich und gut zu pflegen. Ein paar Kissen am Boden sind prima zum Spielen und Kuscheln. Das Spielzeug sollte jetzt fürs Kind leicht zu erreichen sein: Regale und Ablagen dürfen also nicht allzu hoch sein. Damit die Spielfläche möglichst groß und das Zimmer für den kleinen Horizont überschaubar bleibt, sollten die Möbel an der Wand stehen.

Spätestens jetzt kann das Baby in ein größeres Bett umziehen - zum Beispiel in ein flexibles Gitterbett, das sich den unterschiedlichen Entwicklungsstufen des Kindes anpasst: Die Seitengitter haben in der Regel zwei herausnehmbare Stäbe, damit das Kind später selbstständig heraus kriechen kann. Dazu ist die Höhe des Lattenrostes verstellbar. Zunächst wird er ganz oben festgemacht, damit sich die Eltern nicht tief hinunterbücken müssen. Je munterer das Kind wird, desto weiter wandert der Rost nach unten. Ist das Kind groß genug, tauscht man einfach die beiden Gitterseiten gegen normale Seitenteile aus. Sehr beliebt sind auch Hochbetten. Der Vorteil: man kann unter der Liegefläche auch Spielsachen oder kleinere Möbel unterbringen. Das ist vor allem wichtig, wenn das Kinderzimmer klein ist. Die meisten Hochbetten lassen sich mit Regalen oder Schreibtisch-Anbauten erweitern – oder durch angebaute Rutschen oder Kräne selbst zum Spielgerät umwandeln.Bei Matratzen sind Auswahl und Preisunterschiede groß. Die Matratze sollte weder zu weich noch zu hart sein. Gut sind Kokosgemische mit Latexanteil oder Rosshaarmatratzen. Die sind allerdings meist wesentlich teurer. Schaumstoffmatratzen sind günstiger, oft jedoch zu weich und trocknen nicht so schnell, wenn die Windel mal ausläuft oder das Kind geschwitzt hat.

Brauchen Kinder ein eigenes Zimmer? Die Antwort des bekannten Erziehungsexperten Jan-Uwe Rogge siehst du hier im Video:

Mit Bedürfnissen der Bewohner wachsen

Im zweiten und dritten Lebensjahr wird ein eigenes Zimmer für die Kleinen immer wichtiger: für die Mittagsruhe, um ungestört spielen zu können und mühsam Gebautes nicht am Abend wieder wegräumen zu müssen. Klar - viele Kinderzimmer verfügen gerade mal über einen Zehn-Quadratmeter-Grundriss. Dann stellt sich die Frage, wie viele Möbel eigentlich in ein Kinderzimme gehören.

Grundsätzlich gilt: Es ist ratsam, Kinderzimmer entsprechend den Bedürfnissen ihrer Bewohner langsam wachsen zu lassen. Lieber mit wenigen, guten Möbeln anzufangen und mit der Zeit einzelne Dinge dazuzukaufen.Viele Hersteller bieten heute Kombimöbel an, die mitwachsen. Schränke, Betten oder Regale lassen sich so später auch ins Jugendzimmer integrieren oder zu einer Spiellandschaft umwandeln. Beim Kauf sollte man aber nachfragen, ob später noch Zusatz- und Ergänzungsteile bestellbar sind.

Und was ist, wenn zwei oder mehr Kinder zur Familie gehören? Braucht jedes ein eigenes Zimmer? Erfahrungsgemäß wohnen die meisten Geschwister gern zu zweit – bis weit ins Grundschulalter hinein. Das Bedürfnis, allein zu sein, meldet sich oft erst, wenn Kinder zehn oder elf Jahre alt sind. Gibt es für jedes Kind ein eigenes Zimmer, sollten die Geschwister entscheiden, wann sie ihr eigenes Reich beziehen wollen. Stehen nicht so viele Zimmer zur Verfügung, kann man versuchen, für jedes Kind ein eigenes Eckchen zu schaffen: Jeder darf dann z. B. seine Zimmerhälfte in seiner Lieblingsfarbe gestalten. Oder man schafft mit flexiblen Raumteilern Rückzugsräume nach Bedarf.

Stolz auf das eigene Reich

Im Vorschulalter beginnen Kinder zu malen und zu basteln. Ein Arbeitsplatz muss her. Viele Kinder lieben es, am Küchen- oder Ess-Tisch inmitten des Familientrubels zu werkeln. Doch spätestens im Verlauf der Grundschule sollten die Kinder einen eigenen Schreibtisch haben. Ideal sind einfach zu bedienende Tische, die in Höhe und Neigung verstellt werden können. Jetzt braucht das Kind auch Stauraum für Schulsachen und Bücher. Besonders praktisch sind Regalsysteme, die sich je nach Bedarf erweitern lassen.

Je älter die Kinder werden, je mehr wird ihr Zimmer für sie zum eigenen Reich. Die Zeit der Pferdebilder oder Poster mit Popstars oder Actionhelden ist gekommen. Deshalb die Wände von vornherein am besten nur unifarben streichen. Dann hält sich eine kunterbunte Reizüberflutung in Grenzen. Dürfen die Kinder die Wände selbst bemalen, sollten die Eltern auf eine Grundierung achten, damit später die kindliche Kunst bei Bedarf wieder entfernen werden kann.

Ungestört Alleinsein ohne Eltern

Aus Kindern werden Leute: Jugendliche brauchen Privatheit. Idealerweise liegt das Zimmer nun etwas entfernt vom elterlichen Aufenthaltsbereich. Ist das nicht möglich, kann bei entsprechender Zimmergröße ein Regal als Raumteiler dienen, so dass das Zimmer nicht direkt von der Tür aus einsehbar ist.Ein großes Podest mit Schubkästen schafft Platz: Nachts als Bett genutzt, ist es tagsüber, am besten mit vielen Kissen bestückt, Sitz- und Liegefläche. So beliebt Hochbetten bei den Jüngeren sind, ab einem gewissen Alter wird den Kids das Klettern zu lästig und das Domizil unter der Decke „uncool“. Sie wollen lieber mit Freunden ihr Bett tagsüber als Sofa nutzen. Wohl dem, der einst ein Hochbett erstand, das sich umbauen und damit wieder zurück auf die Erde holen lässt.

Einbauschränke mit offenen und geschlossenen Elementen bieten viel Stauraum für Klamotten, Kram und CDs. Wenn die Wäsche wenigstens in einer schönen Truhe verschwinden kann, statt den kompletten Fußboden zu bedecken, ist schon viel gewonnen. Viele Schreibtisch-Systeme lassen sich mit Steckplatten erweitern, so dass die Arbeitsfläche ihre normale Größe beibehält – auch wenn Bildschirm und Tastatur hinzukommen. Ein Computer sollte nur dann auf dem Schreibtisch stehen, wenn er so groß ist, dass andere Arbeiten nicht behindert werden.Kleine Beistell-Tischchen lassen sich stapeln oder auch nebeneinander aufbauen – falls Freunde mal zum Musikhören oder Quatschen vorbeikommen.

Helle und freundliche Farben für die Seele

Noch ein Wort zu den Farben: Welche Farben fürs Kinderzimmer die schönsten sind – ob man lieber bunte Tapeten klebt oder Wände unifarben bemalt – ist natürlich Geschmackssache. Und doch haben Wohnberater und Farbpsychologen ein paar Ratschläge parat: Lieber keine grellen oder düsteren Töne für Wände und Möbel. Dunkle Farben drücken, allzu leuchtende Farben wiederum machen unruhig. Gut ist ein warmes, heiteres Gelb. Das regt zum Spielen an. Grüntöne wirken ausgleichend und beruhigend und sind daher für zappelige Kinder geeignet. Wer ruhige Zeitgenossen ein wenig anregen möchte, nimmt Rottöne. Für Babys eignen sich besonders gut Pastelltöne. Ab dem Kindergartenalter werden für die Raumgestaltung kräftigere, klare Farben empfohlen. Experten mahnen zur Zurückhaltung bei der Verwendung von Mustern und Farben. Sind die Wände bunt, sollten dann die Farben der Möbel und Accessoires reduziert sein.

10 Tipps zum Kindermöbelkauf

  • 1. Achte auf abgerundete Ecken und Kanten.
  • 2. Oberflächen und Stoffe dürfen keine Schadstoffe ausdünsten.
  • 3. Die Liegefläche eines Gitterbettes sollte mindestens 70 x 140 cm betragen.
  • 4. Die Seitengitter sollten mindestens 60 cm hoch sein, die Gitterstäbe mindestens 4,5 cm und höchstens 6,5 cm voneinander entfernt.
  • 5. Matratzen sollten an der Oberfläche mittelweich sein.
  • 6. Schrankmöbel müssen auch gefüllt und mit ausgezogenen Schubladen Standfestigkeit beweisen.
  • 7. Lasse dein Kind auf dem Hochstuhl eine Sitzprobe machen. Hier zählt die Körpergröße und nicht das Alter. Auf eine Fußstütze achten!
  • 8. Vermeide harte Fliesen oder Steinböden. Teppich sollten einen niedrigen Flor haben.
  • 9. Bevorzuge helle und freundliche Farben und vermeide Farb- und Mustermixe.
  • 10. Wichtige Sicherheits- und Gütesiegel: Das goldene "M" ist das RAL-Gütezeichen für Möbel und garantiert gute Qualität. Das TÜV- oder GS-Siegel wird von unabhängigen Prüfstellen vergeben und steht für geprüfte Qualität und Funktionssicherheit. Eine Garantie für ungiftige Lacke und Farben ist der Vermerk "giftfreie Lacke nach DIN 53160".