Entwicklung Ihres Babys

Baby-Entwicklungskalender: Das erste Lebensjahr

Ist die Entwicklung meines Babys altersgerecht?Ab welchem Lebensmonat kann das Baby greifen? Wann beginnt es zu krabbeln? Fragen, die sich alle Eltern stellen! Erfahren sie hier, die wichtigsten Entwicklungsschritte eines Babys im ersten Lebensjahr.

Autor: Gabriele Möller

Herzlichen Glückwunsch! Ihr Baby ist da!

Babyentwicklung
Foto: © iStock, Steve Debenport

Ihr Baby ist nun zu Hause und Sie sind vielleicht ebenso glücklich wie unsicher: Machen wir auch alles richtig? Geben wir unserem Säugling für seine Entwicklung alles, was es braucht? Kann denn jeder so ein Baby pflegen oder sollte man nicht gar in mehrjährigen Studien erst ein Säuglingspflege-Diplom erwerben? Verläuft die Babyentwicklung altersgerecht? Vertrauen Sie Ihrer Intuition: Man lernt sehr schnell zu verstehen, was das Baby gerade möchte und benötigt. Bald können Sie seine verschiedenen Gesichtsausdrücke und Lautäußerungen richtig einschätzen. Und haben Sie keine Angst, Sie könnten dem Baby unabsichtlich wehtun, weil es doch noch so zerbrechlich wirkt. Man kann ein Baby – ob beim Baden, Wickeln oder Hochheben – ruhig beherzt anfassen, es ist nicht aus Glas. Dies gilt vor allem für die Väter, die anfangs oft große Scheu haben, sich an der Säuglingspflege zu beteiligen. Überhaupt ist Vertrauen in sich selbst, in die neue Situation und die gesunde Entwicklung des Babys so entscheidend wie nie. Denn manchmal fahren die Gefühle mit den jungen Eltern steile Kurven auf der Achterbahn. Da ist zum Beispiel die Vorstellung, sobald das lang ersehnte Baby da sei, breche die totale Glückseligkeit an. Doch oft ist das Gegenteil der Fall, zunächst kommt das große Stimmungstief, der Baby-Blues. Außerdem vergessen viele, dass zugleich eine Phase bevorsteht, die so neu und stressig ist wie kaum eine zuvor. Ein Baby bedeutet nicht nur Glück, sondern auch richtig harte Arbeit. Das Familiengefüge mit Baby braucht Zeit und Ruhe, sich zu entwickeln.

Ein wenig Zeit für sich selbst

Ihr Baby ist vom ersten Tag an die Hauptperson in der Familie, um die sich jetzt (fast) alles dreht. Das muss so sein, denn es ist schließlich das hilfloseste Familienmitglied und hat ganz elementare Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen, soll es sich gut entwickeln, gedeihen und zufrieden sein. Doch oft ist es für die Eltern schwer, ihre eigenen Bedürfnisse so stark zurückzuschrauben. Viele Mütter und Väter waren lange Zeit berufstätig, konnten ihre Hobbys pflegen und frei über ihre Zeit bestimmen. Damit der Wechsel in das neue Leben nicht zur persönlichen Härte wird, gibt es nichts Wichtigeres, als täglich ein wenig Zeit für sich selbst zu haben. Seien Sie in diesem Punkt egoistisch! Spannen Sie die Familie ein, überlassen Sie das Kind regelmäßig für kurze Zeit den Großeltern oder anderen Verwandten. Sind die nicht greifbar, wechseln Sie sich abends mit dem Partner ab, erst nimmt dieser für eine oder zumindest eine halbe Stunde das Kind, dann Sie. So kann sich der jeweils andere ein wenig zurückziehen zum Lesen, Telefonieren, Briefe schreiben oder einfach nur zum Faulenzen.

Das Baby - spannendes erstes Lebensjahr

Ihr Baby ist zwar erst kurze Zeit auf der Welt, aber es kann jetzt schon eine ganze Menge: Es verfügt über eine Reihe angeborener Verhaltensweisen, die wir Erwachsenen längst verlernt haben. Bis vor kurzem glaubte man, ein Baby habe noch kein Ich-Gefühl und fühle sich mit der Mutter als eine Einheit. Neuerdings vermuten die Wissenschaftler jedoch eher, dass ein Neugeborenes sehr wohl schon weiß, dass es eine eigenständiges Wesen ist. Mütter wussten das instinktiv eigentlich schon immer. Ein Baby hat vom ersten Tag an schon einen unverwechselbaren Charakter und vor allem einen eigenen Willen. Es hat auch etwas in den Augen, in seinem Blick, das man schwer benennen kann. Etwas Altes, Wissendes und sehr Individuelles. Und nie sind zwei Babys der selben Mutter gleich in ihrem Verhalten und ihren Lautäußerungen, ihrem Gesichtsausdruck, ihren Vorlieben und Abneigungen und auch in ihrer Entwicklung im 1. Jahr.

2 Wochen alt: Verwöhnen Sie Ihr Baby

Auch heute spukt ein Vorurteil in den Köpfen vieler junger Eltern herum, das ebenso unnütz wie schädlich ist: Viele glauben, man könne ein Baby zu sehr verwöhnen. Man kann jedoch ein Baby im ersten Lebensjahr gar nicht verwöhnen. Es hat ausschließlich elementare und lebenswichtige Bedürfnisse nach Nahrung, Wärme, Liebe, Zärtlichkeit und Nähe. Davon gibt es kein Zuviel, nur ein Zuwenig. Lassen Sie Ihren Säugling nicht schreien und umsonst nach Ihnen rufen, auch wenn Sie noch so müde sind. Kuscheln und schmusen Sie mit ihm so oft wie möglich. Und auch wenn Sie sein Zimmer noch so schön eingerichtet haben: Es braucht kein schickes Zimmer, sondern Ihre Nähe. Es ist eine schlechte Sitte unserer unterkühlten Zeit, sein Baby "wegzulegen", es in einem eigenen Zimmer, einem eigenen Bett und damit abseits vom Familienleben unterzubringen. Kein Naturvolk würde dies tun. Dort sind die Säuglinge immer am Mann oder der Frau, ob bei der Arbeit oder beim Schlafen. Diese Babys schreien fast nie, sie sind rundum zufrieden und haben eine prima Chance, sich zu glücklichen und vertrauensvollen Erwachsenen zu entwickeln.

Eine Frage der Ernährung

Stillen ist die natürlichste Form der Ernährung für Ihr Baby. Muttermilch ist nicht nur optimal auf die Ernährungsbedürfnisse des Babys abgestimmt, der Körperkontakt mit der Mutter erzeugt eine ganz besondere Innigkeit und fördert die Beziehung zwischen Mutter und Säugling auf besonders schöne und einzigartige Weise. Nicht immer klappt das Stillen von Anfang an gut, daher ist es wichtig, gut geschulte Ansprechpartner in Stillfragen zu haben. Bei Stillproblemen hilft zum Beispiel die La Leche Liga gerne weiter. Zur Beruhigung: Auch wenn es Anfangs etwas beim Stillen hakt: Nur zwei bis drei Prozent der Mütter können wirklich nicht stillen. Auch Frühgeborene können heute erfolgreich gestillt werden, was ihren Start in die Welt sehr erleichtert.

Wenn Sie nicht stillen oder zum Stillen noch zufüttern wollen, stellen Sie Milch aus industriell hergestelltem Milchpulver her. Für Babys im ersten Lebenshalbjahr hält das Forschungsinstitut für Kinderernährung die sogenannte Pre-Nahrung sowie die 1er-Nahrung für geeignet. Folgenahrung (2er- oder 3er-Nahrung) sollte erst ab dem siebten Monat gefüttert werden. Ernährungswissenschaftlerin und Buchautorin Edith Gätjen hält sogar nur die Pre-Nahrung in den ersten sechs Monaten für "ausschließlich empfehlenswert".

Wichtige Körperpflege

Und hier noch ein wichtiger Tipp zur Körperpflege: Hier ist weniger mehr. Denn überall sind Konservierungsstoffe, Parfums, Stabilisatoren, Emulgatoren usw. enthalten. Ein Baby braucht nur einmal pro Woche gebadet zu werden, und zwar mit klarem Wasser und mit sonst gar nichts. Tägliches Baden zerstört den Säureschutzmantel der Haut, der auch Krankheitserreger abwehrt. Zur Reinigung des Pos genügt lauwarmes Wasser und ein Waschlappen. Vor Wundheit schützt tägliches Strampeln des Babys mit freiem Po. Ist es doch passiert, hilft sehr häufiges Windeln-Wechseln und die gute alte Zinksalbe. Man kann aber auch Muttermilch auf die wunde Stelle streichen. Zudem hilft das Föhnen des Pos der Haut abzuheilen.

Entwicklungsschritte: Die nächste Untersuchung steht an

In diesem Monat stehen die U 2 (3. bis 10. Lebenstag) sowie die U 3 (4. bis 6. Lebenswoche) auf dem Programm. Nicht versäumen! Jetzt wird die Entwicklung des Säuglings weiter kontrolliert. Lassen Sie sich die Eintragungen, die Ihr Kinderarzt macht, immer genau erklären, damit Sie nicht hinterher von seinem "Fachchinesisch" verunsichert sind.

1 Monat alt: Entwicklungsschritt: Das erste Lächeln

Ihr Baby kann jetzt wahrscheinlich schon flüchtig lächeln – endlich erhalten Sie auf Ihr eigenes Lächeln eine Antwort. Ein Meilenstein in der Entwicklung eines Babys. Es kann außerdem für kurze Zeit einen Gegenstand mit den Augen fixieren und natürlich auch die Gesichter der Eltern genauer anschauen. Das Baby strampelt, wenn es auf dem Rücken liegt und führt unwillkürlich die Hand zum Mund. Es horcht auf, wenn man mit ihm spricht und erschrickt bei lauten Geräuschen. Es hebt bald schon etwas den Kopf, wenn es auf dem Bauch liegt. Vielleicht kann es den Kopf beim aufrechten Getragenwerden schon kurze Zeit selbst halten. Es folgt einer Rassel mit den Augen und gibt kleine Kehllaute von sich.

Schlafen und Wachen

Vielleicht gehören Sie zu den glücklichen Eltern, deren Kind schon mit sechs Wochen durchschläft. Wenn nicht, verstehen Sie spätestens jetzt, warum das Thema Schlafen unter Eltern so heiß diskutiert ist. Ersparen Sie sich doch, wenn möglich, das nächtliche Aufstehen, denn nichts zehrt mehr an der Lebensenergie vor allem der Mutter. Lassen Sie Ihr Kind in einem Beistellbett an Ihrem Bett schlafen oder stellen Sie das Gitterbett zu einer Seite offen direkt an Ihr Bett. Wenn Sie das Kind  stillen, können Sie es danach direkt wieder neben sich legen und anschließend gleich weiterschlafen. Muss die Flasche gemacht werden, besprechen Sie mit Ihrem Partner, dass auch er manchmal dafür aufsteht, nicht nur Sie. Besonders, wenn Sie durch nächtliche Störungen bereits sehr erschöpft sind. Ihr Job ist (mindestens) genauso anstrengend, wie seiner. Und gleichen Sie die schlafarmen Nächte aus: Schlafen auch Sie tagsüber, wenn das Baby schläft. Nutzen Sie diese Zeit nicht für Erledigungen oder die Hausarbeit. Die kann ruhig mal liegen bleiben. Es ist für Ihr Kind wichtig, dass Sie eine ausgeruhte Mutter (ein ausgeruhter Vater) sind, es hat dagegen überhaupt nichts von einer perfekten Hausfrau (einem perfektem Hausmann). Besonders, was die leidige Hausarbeit angeht, hat sich folgender Trick hervorragend bewährt: Nehmen Sie sich jeden Tag nur ein Projekt vor, und machen Sie auf keinen Fall mehr. Diese Projekte sollten besonders in der Anfangszeit sehr klein und überschaubar sein. So könnte ein Tagesprojekt lauten: Einkaufen. Oder Staubsaugen. Oder Wischen. Oder Bad reinigen usw. Denn auch kleine Schritte verhindern, dass der Haushalt im Chaos versinkt. Sie sind schnell geschafft und trotzdem hat man abends das gute Gefühl, Baby und Haushalt im Griff zu haben. Es werden noch viele Entwicklungsphasen kommen, in denen Sie praktisch zu nichts kommen.

1,5 Monate alt: Wie geht's weiter nach dem Mutterschutz?

Wenn Sie nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen möchten, informieren Sie sich über Ihre Rechte, zum Beispiel das Recht, den Arbeitsplatz zu verlassen, um das Kind zu stillen. Außerdem sollten Sie, falls noch nicht geschehen, möglichst bald das Elterngeld beantragen, da Sie nach Ende des Mutterschutzes keine Einkünfte mehr haben.

Entwicklung: Lächelt es schon?

In der Mitte des zweiten Monats lächelt Ihr Kind Sie schon richtig an - der schönste Lohn für viele Nächte mit wenig Schlaf. Ihr Baby erkennt nun Ihr Gesicht und zeigt strampelnd seine Freude, wenn Sie mit ihm sprechen. Eine wichtige Entwicklungsphase Ihres Babys. Die vorher meist zu Fäusten geballten Händchen öffnen sich jetzt hin und wieder. Und einen gut fassbaren Gegenstand wie z.b. einen Greifring kann das Baby schon eine kleine Weile in der Hand halten. In der Bauchlage hält Ihr Kind sein Köpfchen einige Sekunden lang ein paar Zentimeter hoch. Obwohl es seine Nacken-, Bauch- und Rückenmuskulatur so fleißig trainiert, ist es ist weiterhin wichtig, das Köpfchen beim Hochnehmen abzustützen.

So schläft das Baby sicher

Sicher haben sie schon den Begriff plötzlicher Kindstod (englisch SIDS = Sudden Infant Death Syndrome){/cms} gehört. Vor allem im zweiten bis vierten Lebensmonat ist – statistisch gesehen – das Risiko am höchsten, nach dem fünften Monat geht es schon fast gegen null. Zwar ist SIDS die häufigste Todesursache bei Babys, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering, wenn Sie einige Dinge beachten: Ihr Kind darf – bis etwa zum Alter von acht Monaten - nachts nicht auf dem Bauch liegen. Nach neuesten Forschungen ist die Rückenlage am besten. Sorgen, das Baby könnte sich beim Aufstoßen oder Spucken verschlucken, sind nicht begründet. Packen Sie Ihr Baby nachts nicht zu warm ein. Daunenbetten sind tabu für Babys. Schlafsäcke sollten aus Naturmaterialien und nicht aus Synthetik sein, damit kein Wärmestau entsteht. Auch das beliebte Lammfell sollte man sich für das ältere Baby aufheben. Das Zimmer muss nachts nicht geheizt werden, am besten lässt man (auch im Winter) das Fenster auf oder auf Kipp. Ein ganz wichtiger Risikofaktor beim SIDS ist das Rauchen – während der Schwangerschaft und auch hinterher. Gewöhnen Sie es sich spätestens jetzt ab, oder rauchen Sie zumindest ausschließlich vor der Tür und nicht in der Wohnung.

Feuergefahr

Wenn Sie in Ihrer Wohnung noch keinen Rauchmelder haben, sollten Sie die Ankunft Ihres Kindes als Anlass nehmen, einen oder mehrere zu installieren. Es sollte möglichst einer pro Schlafraum, sowie in Fluren und Aufenhaltsräumen installiert werden. Entsteht ein Schmorbrand oder Feuer, erstickt man sonst leicht im Schlaf, ohne überhaupt noch aufzuwachen. Rauchmelder sind batteriebetrieben, wobei die Batterie im Bereitschaftszustand nur sehr selten gewechselt werden muss. Eine kleine Kontrollleuchte, die in Minutenabständen blinkt, muss regelmäßig nachgeschaut werden, um rechtzeitig Nachschub an Energie zu besorgen.

2 Monate: Nuckeln beruhigt Ihr Baby

Sie sind jetzt als Eltern schon fast "alte Hasen". Die erste Unsicherheit hat sich gelegt, das Wickeln klappt mit links und Sie kennen Ihren Säugling schon sehr gut. Auch Ihr Baby hat schon eine enorme Entwicklung hinter sich: Es kann jetzt ganz kurz lächeln und versucht vielleicht sogar schon, Ihren Gesichtsausdruck nachzumachen, zum Beispiel die Zunge herauszustrecken, wenn Sie dies tun. Seine Welt gliedert sich allmählich in Bewegtes und Unbewegtes, Menschen und Dinge. Seine Aufmerksamkeit kann sich schon einige Zeit auf eine Sache konzentrieren: Das Geräusch einer Rassel, wackelnde Glöckchen an einer Schnur. Es folgt interessanten Dingen mit dem Kopf und dreht ihn in die entsprechende Richtung. Sprechen und spielen Sie mit dem Baby und unterstützen Sie diese Entwicklungsphase, wenn es eine solche Aufmerksamkeitsphase hat. Nach einigen Minuten jedoch, wenn sein Blick abwesend oder sein Verhalten quengelig wird, zeigt es, dass es für dieses Mal genug hat. Lassen Sie es dann auf jeden Fall in Ruhe und geben Sie Ihrem Säugling Gelegenheit, sich ein wenig auszuruhen und das Gesehene und das Spiel zu verarbeiten.

Die orale Phase - wichtiger Entwicklungsschritt des Babys

Das Baby kann inzwischen auch seinen Kopf drehen, wenn es ein Geräusch hört. Oft wandert jetzt auch die eigene Hand des Säuglings in den Mund, es beginnt die so genannte orale Phase: Die Welt wird besonders gern mit dem Mund wahrgenommen. Dort liegen nämlich beim Baby die meisten Sinneszellen, viel mehr als in den Fingern. Darum sollte man ein Kind nicht daran hindern, Dinge (die ungefährlich sind) in den Mund zu stecken. 

Nuckeln beruhigt Ihr Baby, das haben Sie sicher schon bemerkt. Ob Sie Ihrem Kind den  Schnuller anbieten, oder es am  Daumen nuckeln lassen, wenn es ihn schon findet, diese Entscheidung treffen Sie als Eltern. Beides hat Vor- aber auch Nachteile.

2,5 Monate alt: Warum schreit mein Baby?

Inzwischen haben Sie wahrscheinlich schon eine Reihe schlafarmer Nächte hinter sich und Ihr Baby sorgt allabendlich für ein ausgiebiges  Schreikonzert. Dies kann eine, aber auch mehrere Stunden dauern. Die Unruhe des Babys in den ersten Wochen wird auch gerne als Dreimonatskoliken bezeichnet, obwohl meist nicht Verdauungsprobleme und Bauchschmerzen, sondern eine allgemeine Reizüberflutung das Baby quält. Wichtig sind deshalb Ruhe, ein einigermaßen fester Rythmus und Rituale, die das Kind entspannen lassen. Das tut der Entwicklung des Babys gut.

Haben Sie keine Schuldgefühle, wenn Sie Ihr schreiendes Kind in manchen Momenten am liebsten auf dem nächsten Weihnachtsbasar verscherbeln möchten. Solche Augenblicke kennen alle Eltern, vor allem im ersten Lebensjahr des Kindes. Viele Kinder schlafen erst mit einem Jahr wirklich gut durch, manche aber schon mit sechs Wochen. Beides ist normal und es ist ein wenig Glückssache, zu welcher Kategorie das eigene Kind gehört. Viele Babys schlafen auch zeitweise durch, um dann wieder monatelang mehrmals in der Nacht wach zu werden, weil sie etwas trinken möchten, oder einfach nur ein paar Schmuseeinheiten brauchen.

Erfahrungsaustausch

Viele Mütter fühlen sich spätestens jetzt durch das Kind arg eingeengt, fast eingesperrt. Was hier am besten hilft: Melden Sie sich und das Baby in einer Krabbelgruppe oder einem Stillcafé an, wie sie Hebammenpraxen, Familienbildungsstätten oder Kirchengemeinden anbieten. Hier wird in gemütlicher Runde beisammen gesessen, während die Babys auf einer Riesen-Krabbelmatte liegen oder herumrobben. Die Mütter können Fragen rund um das Leben mit dem Baby stellen, Erfahrungen austauschen oder auch einfach mal ihren Frust oder Stress rauslassen. Auch andere Angebote, wie PEKiP-Gruppen oder Babyschwimmen verschaffen Kontakte zu anderen Müttern, aus denen oft dauerhafte Freundschaften werden. Es kann durchaus sinnvoll sein, sogar zwei solcher Kurse pro Woche zu besuchen, damit man Fixpunkte im Alltag hat, auf die man sich freuen kann und wo man mal eine Zeitlang nicht der "Alleinunterhalter" fürs Baby ist.

Sie sind tolle Eltern

Und noch ein wichtiger Rat für diesen Lebensmonat und alle weiteren: Vertrauen Sie darauf, dass Sie prima Eltern sind, so wie sie sind. Mit all Ihren Unsicherheiten, gemischten Gefühlen und den Fehlern, die Sie – ebenso wie alle anderen Eltern – zwangsläufig machen und machen werden. Schielen Sie nicht nach anderen Eltern, die alles scheinbar so locker und toll im Griff haben und behaupten, ihr Kind sei "total pflegeleicht". Noch niemals in der Geschichte der Menschheit sind gute Eltern vom Himmel gefallen. Perfekte Eltern gibt es schon gar nicht, und auch Sie werden Ihr Ziel, das erste vollkommene Elternpaar auf diesem Globus zu sein, ganz bestimmt nicht erreichen. Tragen Sie's mit Fassung!

Die erste Impfung steht an

Im dritten Lebensmonat, ungefähr mit 10 Wochen, kann das Kind das erste Mal  geimpft werden. Kombinationsimpfstoffe halten die Impfbelastung für das Kind möglichst gering. Lassen Sie sich durch die Impfdiskussionen nicht verunsichern. Die möglichen Risiken der Impfungen sind um ein Vielfaches geringer als die, die diese zum Teil lebensbedrohlichen Krankheiten mit sich bringen können. Zwischen dem dritten und vierten Lebensmonat steht die U 4 an. Es ist sinnvoll, gegen Ende dieses Zeitraums zum Arzt zu gehen, weil er dann beurteilen kann, was das Kind spätestens bis zu diesem Zeitpunkt können sollte.

3 Monate alt: Sprechen Sie mit Ihrem Baby

Ihr Säugling wird jetzt immer kräftiger und beweglicher. Die nächste Entwickungsphase steht an. Ihr Baby kann sich völlig unerwartet und blitzartig zur Seite drehen. Sie dürfen es daher nicht allein auf der Wickelunterlage liegen lassen, nicht einmal, um sich kurz umzudrehen oder sich zu bücken, um etwas aufzuheben. Sie sollten es auch dabei immer mit einer Hand festhalten. Eine einzige Sekunde reicht dem Baby, um herunterzufallen. Leider können sich viele Eltern die Schnelligkeit, mit der das geht, immer noch nicht vorstellen, so dass noch viel zu viele Babys vom Wickeltisch stürzen – was durchaus lebensgefährlich sein kann. Ihr Baby kann den Kopf jetzt schon eine oder mehrere Minuten selbst halten, eine Rassel schütteln und Gegenstände zum Mund führen. Es schaut sich Spielzeug in seiner Hand konzentriert an, es beginnt allmählich, richtig laut zu lachen. Es zeigt Interesse an seinem Spiegelbild, auch wenn es sich selbst noch nicht erkennen kann und glaubt, ein fremdes Baby zu sehen. Es folgt einem Gegenstand mit den Augen, der vor seinem Gesicht langsam hin und her bewegt wird. Das Trinkverhalten Ihres Babys kann sich immer wieder verändern - besonders wenn es noch gestillt wird. Manche Babys trinken jetzt seltener, andere kommen in dieser Phase der Entwicklung wieder viel öfter.

Mit dem Baby sprechen

Es wird jetzt auch immer wichtiger, dass Sie richtig viel mit Ihrem Kind sprechen. Natürlich versteht es Ihre Worte noch nicht, aber die Verständigung klappt trotzdem prima: Es hört an Ihrer Stimme, ob Sie mit ihm Spaß machen oder spielen wollen, ob Sie es trösten oder es einfach ein bisschen unterhalten wollen. Es sieht Ihnen aufmerksam in die Augen und antwortet oft mit einem vergnügten Strampeln mit Armen und Beinen - und natürlich mit seinem unwiderstehlichen Lächeln. Sie unterstützen so die Entwicklung des Babys- Sprechen Sie einfach beim Kochen, bei der Hausarbeit und allem, was Sie tun mit dem Kind. Sie brauchen dabei nicht die ganze Zeit nur übers Baby reden. Sie können ruhig auch eigene Gedanken oder Dinge, die Sie beschäftigen, mit dem Kind "erörtern", sozusagen laut denken. Ihrem Kind wird es gefallen, und Ihnen selbst werden vielleicht anstehende Aufgaben, knifflige Situationen, berufliche Fragen usw. auch klarer, weil Sie laut darüber gesprochen haben. Natürlich sollten Sie keine belastenden Themen über Eheprobleme u.ä. wählen, Ihr Kind hört an Ihrer Stimme, wie es Ihnen dabei geht und ist möglicherweise beunruhigt.

3,5 Monate alt: Lassen Sie Ihr Baby niemals allein

Je älter Ihr Baby wird, desto mehr steigt vielleicht in Ihnen der Wunsch auf, mal wieder allein auszugehen, vielleicht auf ein schnelles abendliches Bierchen in die Kneipe nebenan oder den nächsten Biergarten an der Ecke. Vielleicht schläft Ihr Baby viele Stunden durch und Sie denken: Ein Stündchen allein, was kann ihm das schon schaden. Vergessen Sie’s! Ein Baby darf man niemals, und sei es auch nur für kürzeste Zeit, allein in Haus oder Wohnung lassen. Es gibt Krankheiten, die sehr plötzlich und mit hohem Fieber oder Atemnot ausbrechen. Dann hört keiner das Baby schreien. Das Kind kann sich unerwartet übergeben müssen oder aus einem anderen Grund einfach aufwachen. Täglich bricht in Hunderten von Wohnungen ein Feuer aus, weil vielleicht ein elektrisches Kabel in der Wand durchschmort oder ein Elektrogerät defekt ist (Kühlschränke, Hifigeräte usw. sind schließlich immer eingeschaltet oder auf Standby). Sie selbst können unterwegs einen Unfall haben, und niemand weiß von Ihrem Kind, das allein zu Hause ist. Denken Sie also nicht einmal im Ansatz darüber nach, das Kind allein zu lassen, hier gibt es keine Kompromisse, die Sie verantworten könnten. Greifen Sie auch für kurze Zeiten immer auf einen oder eine andere Aufsichtsperson zurück. Babysitter sollten übrigens nicht zu jung sein. Auch zu junge Teenager können in akuten Stresssituationen – zum Beispiel mit einem Baby, das lange schreit und sich nicht beruhigen lässt - überfordert sein und zu Fehlverhalten oder Aggressionen neigen. Besser ist vielleicht eine andere Mutter oder zum Beispiel ein(e) StudentIn, die/der – was ideal wäre - selbst ein Kind hat. 

Ihre Stimme ist wichtig

Vielleicht schläft Ihr Baby inzwischen durch – Sie Glückliche(r)! Vielleicht gehören Sie aber zu der Mehrheit der Eltern, für die das Schlafen noch lange ein Thema sein wird. Ein Baby wird stündlich wach. Manche Babys schaffen es aber, von selbst wieder einzuschlafen, so dass die Erwachsenen gar nichts mitbekommen. Viele Babys aber brauchen ein wenig Starthilfe zurück in die Gefilde des Schlafs. Wenn Sie Ihr Baby entnervt schreien lassen, signalisieren Sie ihm nur, dass seine Eltern nicht da sind, wenn es Angst hat und sie braucht, dass die Welt, in der es lebt, unzuverlässig und bedrohlich ist. Das tut der Entwicklung Ihres Säuglings nicht gut. Finden Sie einen anderen Weg. Wenn Ihr Baby vielleicht tagsüber nach dem Aufwachen aus einem Schläfchen ein wenig quengelt, gehen Sie nicht gleich hin und nehmen es auf. Sprechen Sie ihm beruhigend zu. Beruhigt es sich dann wieder, um vielleicht allein ein wenig herumzuschauen und sich mit sich selbst zu beschäftigen, können Sie das Ganze auch nachts probieren. Vielleicht reicht dann nach einiger Zeit bereits Ihre Stimme, um das Baby zu beruhigen und weiterschlafen zu lassen, so dass Sie nicht aufstehen müssen. Natürlich sollte das Baby dabei im Elternschlafzimmer sein oder zumindest im Nachbarzimmer (mit offener Verbindungstür). Für manche Familien ist die beste Lösung bei Schlafproblemen während des 1. Lebensjahrs, das Kind in einem Beistellbett direkt am Elternbett schlafen zu lassen.

Baby-Akne

Manche Babys haben jetzt noch oder gar erst seit kurzem die so genannte Baby-Akne, die von erschreckten Eltern oft mit Neurodermitis verwechselt wird. Baby-Akne tritt meist im Gesicht und an Hals und Nacken auf. Es entstehen kleine Pöckchen, die nicht jucken. Das Kind kann zeitweise wirklich erschreckend aussehen, oft ist zusätzlich die Gesichtshaut rau und gerötet. Charakteristisch ist, dass es sich selbst daran überhaupt nicht stört, also keine Beschwerden hat. Nach einigen Wochen verschwindet der ganze Spuk von selbst.
Wenn noch nicht geschehen, sollten Sie mit Ihrem Baby jetzt zur U 4 gehen, um seine Entwicklung weiter zu kontrollieren. Im vierten Monat steht außerdem eine weitere Impfung an. Die Impfdaten können je nach vom Kinderarzt verwendeter Impfstoffkombination variieren. Mit Ihrem Arzt können Sie die wichtigen Entwicklungsschnritte besprechen.

4 Monate alt: Sie können jetzt schon zufüttern

Baby-Entwicklung: Ihr Baby kann den Kopf jetzt im Sitzen problemlos aufrecht halten und es greift gezielt nach Spielzeug. Es dreht sich bald vom Rücken auf die Seite, greift nach beweglichen Gegenständen und "schwimmt" auf dem Bauch, hebt also Arme und Beine kurze Zeit gleichzeitig hoch. Es unterscheidet zunehmend zwischen freundlichen und bösen Blicken und dreht den Kopf, wenn es etwas hört. 

Richtige Ernährung

Ab der 17. Woche können Sie anfangen zuzufüttern. Während vor einigen Jahren noch das Stillen für ein halbes Jahr empfohlen wurde, gibt es heute andere Erkenntnisse. Ernährungswissenschaftlerin Edith Gätjen erklärt: "Alle Studienergebnisse deuten darauf hin, dass es sinnvoll ist, in dem Zeitfenster zwischen der 17. und 26. Woche mit der Beikost zu beginnen, um das Auftreten von Allergien und Zöliakie zeitlich zu verzögern und im Ausmaß zu verringern. Das A und O ist allerdings das begleitende Stillen - mindestens bis zum ersten Lebensjahr, gerne auch darüber hinaus."

Fangen Sie an, die Mittagsmahlzeit durch pürierte Frühkarotten zu ersetzen. Nach einiger Zeit können Sie pürierte Kartoffeln hinzugeben. Sie steuern von nun an selbst, wie schnell Sie die einzelnen Mahlzeiten ersetzen möchten. Beachten Sie dabei, dass sie immer nur ein einzelnes Nahrungsmittel neu einführen (um zu sehen, wie Ihr Kind es verträgt) und dass Sie erst frühestens nach einer Woche mit der nächsten Zutat beginnen, zum Beispiel püriertem Apfel oder Birne an Stelle der Nachmittags-Mahlzeit.

Wenn Ihr Kind noch keine Kaubewegungen macht und sein Reflex, die Nahrung mit der Zunge wieder herauszuschieben noch sehr stark ist, kann es noch zu früh zum Zufüttern sein. Warten Sie die Entwicklung des Babys ab. Zwingen Sie niemals Ihrem Kind den Löffel in den Mund. Wenn es soweit ist, wird seine Experimentierfreudigkeit und Neugier es bald ganz von selbst dazu verleiten, mal ein Löffelchen hier und da zu probieren. Mit der Zeit wird es dann die anfangs noch ungewohnte und oft nicht gerade als lecker empfundene neue Nahrung akzeptieren. Bei der Frage Gläschen oder selbst Gekochtes können Sie selbst entscheiden. Sie sollten jedoch Gemüse und Obst aus dem Bioladen verwenden, wenn Sie die Nahrung selbst zubereiten. Bei Gläschen haben Sie die Garantie, dass alle verwendeten Zutaten aus streng kontrolliertem biologischem Anbau stammen. Bei den Nährstoffen stehen Gläschen frisch zubereiteter Nahrung jedoch um Einiges nach. Sie können dem Baby jetzt Mineralwasser ohne Kohlensäure oder ungesüßten Tee zu trinken gegen. Eine Nachtflasche ist übrigens jetzt in manchen Fällen schon nicht mehr nötig, manche Kinder können die Nacht schon ohne Zwischenmahlzeit überstehen. Doch auch hier gilt: Nichts erzwingen, lieber nach und nach und den individuellen Bedürfnissen des eigenen Kindes angemessen umstellen.

4,5 Monate alt: So spielen Sie mit Ihrem Baby

Manche Babys sind jetzt schon so aktiv, dass die Eltern den Eindruck haben, dass ihr Kind sich langweilt, wenn es nicht genug Abwechslung erhält. Das stimmt. Aber es ist gar nicht so schwierig, Ihrem Baby Unterhaltung zu bieten. So gibt es zum Beispiel für Ihr Baby nichts Schöneres, als mitten zwischen Wäschebergen zu liegen und zuzuschauen, wie Sie die Wäsche sortieren und stapeln. Es ist sozusagen mittendrin im Geschehen. Wenn ihr Baby keine Angst hat, können Sie es sich aber auch beim Staubsaugen einfach umhängen, in Tragegurt oder –tuch. Babys lieben es, am Körper der Mutter/des Vaters zu sein, während diese/r arbeitet. Wenn Sie kochen oder bügeln, können Sie auf die altbewährte Methode des Redens zurückgreifen. Erzählen Sie dem Kind, was Sie gerade tun. Es wird Ihnen zuhören und seine Aufmerksamkeit schenken, auch wenn es die Worte nicht versteht. Sie fördern so die Entwicklung Ihres Babys. Wenn Sie Spielzeug kaufen, achten Sie darauf, dass Plastikspielzeug hart und nicht weich und biegsam ist. Trotz eines gesetzlichen Verbots gibt es immer noch zahlreiche Bade-Enten und anderes Spielzeug im Handel, das chemische Weichmacher enthält. Diese dampfen aus, sind giftig und können Krebs sowie Unfruchtbarkeit im Erwachsenenalter auslösen.

Der eigene Wille

Die meisten Babys können jetzt schon den Kopf anheben, manche sich bereits vom Bauch auf den Rücken drehen. Es ist übrigens jetzt noch zu früh für ein Kinder-Hochstühlchen. Das Kind sollte sich selbstständig aufsetzen können, bevor Sie es hinsetzen, sei es aufs Sofa oder in das Hochstühlchen. Da heißt es noch zwei, drei Monate warten! Am besten ist es jetzt noch in einer (am besten getesteten) Wippe aufgehoben. Wenn Sie es doch in einen Hochstuhl setzen, weil es schon so toll sitzen kann, lassen Sie es dort bitte nur sehr kurze Zeit.
Ihr Baby wird jetzt auch selbstständiger. Es lässt sich beim Füttern leichter ablenken, schaut Personen oder bewegten Gegenständen nachdenklich nach. Es entwickelt aber jetzt auch einen eigenen Willen, den Sie respektieren sollten. So kann es inzwischen gegen Dinge protestieren, die ihm nicht gefallen. Wenn es sich dann hier und da mal durchsetzt, ist die Freude groß. Ihr Kind ist wieder ein Stück größer und unabhängiger geworden! Respekt gegenüber Ihrem Baby und seinen Wünschen wird überhaupt jetzt immer wichtiger. Für viele Erwachsene ist ein Baby noch kein vollwertiger Mensch, zwar niedlich und geliebt, aber nicht respektiert wie ein Erwachsener. Ein Kind ist – so sind viele von uns erzogen worden – nicht ein Kind, sondern es ist nur ein Kind. Das heißt oft, man findet seinen Protest niedlich, nimmt ihn aber nicht ernst. Das heißt auch, wenn es fremdelt, wird dies nicht respektiert, sondern man sagt: Aber die Tante tut Dir doch gar nichts! All dies ist für ein Baby verletzend und entwürdigend. Wenn Ihr Baby also fremdelt, halten Sie Fremde (das kann auch die eigene Familie, z.B. die Großeltern sein) auf Abstand - auch wenn diese dann etwas gekränkt sind. Denn sie sind erwachsen und werden damit klarkommen, die Gefühle und Grenzen Ihres noch hilflosen Kindes sind wichtiger!

Kein TV

Wahrscheinlich fängt Ihr Kind schon seit einiger Zeit an, sich für den Fernseher zu interessieren. Und wenn es noch so schwer fällt: Schalten sie die Flimmerkiste nicht ein, wenn Ihr Kind im Zimmer ist. Sein Gehirn wird durch die Bilderflut überfordert, Einschlafprobleme, nächtliches Aufschreien und Albträume sind eine häufige Folge. Auch wenn es den Bildschirm nicht sieht: Die Geräuschflut beunruhigt das Kind ebenfalls und kann in seinem Gehirn nicht adäquat verarbeitet werden.

Im fünften Monat stehen eine weitere Hepatitis B-Impfung sowie die dritte Diphtherie-, Keuchhusten-, Wundstarrkrampf-Impfung an. Außerdem eine Hib- und eine Kinderlähmungsimpfung an – je nach verwendeter Impfstoff-Kombination. Auch sollten Sie spätestens, wenn Ihr Kind genau vier Monate alt geworden ist, mit ihm zur U4 gehen.

5 Monate alt: Verstehen Sie Ihr Baby?

Baby-Entwicklung: Ihr Baby kann sich im Laufe dieses sechsten Monats voraussichtlich mit gestreckten Armen im Liegen hochstemmen und sogar gleichzeitig schon nach etwas greifen. Es rollt vom Bauch auf den Rücken, macht vielleicht sogar schon erste Kriechbewegungen. Es plaudert viel vor sich hin und wendet sich sprechenden Personen zu. Bald kann es auch schon Gegenstände von seiner einen in die andere Hand geben. Das ist eine enorme Leistung. Sie sollten jetzt allmählich das Kind auch dann sichern, wenn es im Babywagen sitzt, damit es sich nicht über Rand stemmt oder wälzt. Wahrscheinlich kann es das noch nicht, doch es ist besser, zu früh daran zu denken, als wenn das Kind bereits beweist, dass es geht.

Missverständnisse

Viele Babys protestieren lautstark, wenn sie etwas nicht erreichen oder bekommen können. Ein weiterer Entwicklungsschritt. Überhaupt kriegen viele Babys jetzt Wutanfälle, weil sie etwas tun möchten, das sie noch nicht können. Auch verstehen die Eltern einen oft nicht, was alles noch schwieriger macht. Wenn man sich zum Beispiel auf dem Schoß von Papa oder Mama plötzlich kräftig wegstemmt, einfach nur, weil man schon seine Muskeln testen und am liebsten loskrabbeln möchte. Und die das dann falsch verstehen und glauben, man wolle runter vom Schoß, auf die Decke oder die Babywippe. Kaum haben sie einen da hin gelegt, wird man natürlich wütend, denn das war gar nicht gewollt. Oft wird man dann als Baby launisch genannt, obwohl doch alles nur ein Verständigungsproblem ist. Es ist nicht immer leicht, ein Baby zu sein. 

5,5 Monate alt: Ihr Baby liebt Musik

Ihr Baby bekommt jetzt vielleicht nur noch zwei bis drei Flaschen- oder Stillmahlzeiten sowie dreimal Babykost, Gemüse-, Obstbrei oder - falls es gerne kaut und bereits Zähnchen hat - sogar schon weiches Obst zum Knabbern (Pfirsiche, Bananen, Erdbeeren). Sie können jetzt mit Ihrem Baby ruhig auch mal gemeinsam Kinderlieder singen oder anhören, oder ruhige klassische Musik auflegen, wie Sie es vielleicht schön während der Schwangerschaft und der ersten Monate mit Ihrem Kind getan haben. Das tut seiner Entwicklung gut. Wichtig ist, dass Sie die Musik nur recht kurz spielen. Denn Ihr Baby ist zwar schwer begeistert von den schönen Klängen, jedoch kann es die Töne anfangs nur wenige Minuten lang wirklich verarbeiten. Danach zeigt es durch Quengeligkeit und Unruhe, dass es für dieses Mal genug hat. Behelligen Sie es daher auch nicht mit Dauer-Popgedudel aus Radio oder Hifi-Anlage, auch wenn Sie selbst daran gewöhnt sind. Ein Baby reagiert schnell überreizt und mit Schlafstörungen auf ein Zuviel an Geräuschen.

Die Liebe auffrischen

Zwar haben Sie jetzt bestimmt schon viel Erfahrung als Eltern, doch sollten Sie auch Ihre Paarbeziehung nicht vergessen. Trotz aller Freude werden die meisten Beziehungen durch die Ankunft eines Babys und die Anforderungen und Veränderungen, die es mit sich bringt, sehr strapaziert. Pflegen Sie Ihre Liebe. Gehen Sie nur zu zweit einmal ins Kino oder in die heiß geliebte Kneipe, seien Sie mal wieder so unbeschwert wie vor der Babyzeit, sprechen Sie in entspannter Atmosphäre über Ihr neues Leben mit dem Kind. Bringen Sie das Kind für ein paar Stunden zu den Großeltern, zu befreundeten Eltern oder überlassen Sie es einem Babysitter (der dem Kind jedoch von einigen Kennenlern-Besuchen her vertraut sein sollte). Ein kleiner Hinweis nur für den Mann: Es ist völlig normal, wenn eine Frau im ersten Dreivierteljahr nach der Entbindung wenig Interesse am Sex hat. Sie ist emotional eben sehr mit dem Kind beschäftigt, was von der Natur so gewollt ist. Es hat nichts mit Ihnen oder Ihrer beider Beziehung zu tun, nehmen Sie das Problem also auf keinen Fall persönlich, auch wenn es für Sie natürlich eine harte Zeit bedeuten kann. Aber auch die Frau sollte der sinnlichen Liebe eine Chance geben: Vertrauen Sie darauf, dass der Appetit oft beim Essen kommt. Nicht selten entsteht beim ausgiebigen Schmusen der Wunsch nach mehr. Blocken Sie Ihren Partner also nicht gleich ungeduldig ab, wenn er sich in zärtlicher Absicht anpirscht...

Ein Brief tut Wunder

Es tut der Paarbeziehung auch extrem gut, wenn Sie und Ihr Partner sich mal eine halbe oder eine Stunde Zeit nehmen (während der jeweils andere sich ums Kind kümmert), und sich gegenseitig einen Brief schreiben. Darin können Sie sich erzählen, was das neue Leben für Sie bedeutet, an Schönem, Stressigem, Beunruhigendem, Neuem. Ihr Partner tut das Gleiche. Lesen Sie die Briefe für sich allein, und sprechen Sie anschließend gemeinsam darüber. Sie werden vieles über Ihren Liebsten oder Ihre Liebste lernen, was sie zuvor nicht wussten. Sie verstehen viel besser, wie der andere die neue Situation sieht, was er sich vielleicht anders wünscht, wo er mehr Verständnis oder Unterstützung braucht. Die Frau sieht vielleicht vor lauter Windelbergen, Schlaflosigkeit und Beanspruchung kaum noch Land. Sie glaubt, der Mann habe den besseren Part erwischt, seine Arbeitszeiten im Büro sind wenigstens geregelt. Er dagegen denkt, sein Job sei ungleich viel wichtiger und stressiger als ihrer. Schließlich könne sie sich die Zeit selbst einteilen und den ganzen Tag zu Hause bleiben. Das Ergebnis: Beide fühlen sich unverstanden. Der Brief sollte übrigens keine Vorwürfe oder versteckte Kritik am anderen enthalten, sondern nur über die eigenen Gefühle und die eigene Situation berichten.

6 Monate alt: Zeit für festere Nahrung

Mit 6 Monaten entwickeln viele Babys ein deutliches Interesse an fester Nahrung. Aufgrund der Empfehlungen der WHO entscheiden sich viele Mütter, 6 Monate zu stillen und jetzt erst mit der Beikost zu beginnen. Aktuelle Studienergebnisse legen allerdings auch nahe, dass zur Allergieprävention ein Beikoststart zwischen der 17. und 26. Woche ideal ist. Entscheiden Sie, womit Sie sich mit Ihrem Baby am wohlsten fühlen und in welcher Entwicklungsphase es sich befindet. Ihr Baby kann püriertes Obst und Gemüse, Bananen- oder Getreidebrei essen. Außerdem lutscht es gern an Brotkanten.

Interesse an fester Nahrung

Wenn Sie die Breis selbst herstellen, sollten Sie auf Zucker und Salz verzichten. Das Baby mag überdies keine fetten Nahrungsmittel sowie kurzgebratenes Fleisch (besser dünsten). Man sollte nie mehr als eine neue Nahrungssorte pro Woche geben, damit der Körper des Kindes Zeit hat, sich daran zu gewöhnen. Außerdem können Sie so eine Allergie oder Unverträglichkeit leichter entdecken und dingfest machen, und das betreffende Nahrungsmittel ganz einfach weglassen. Wenn Sie dagegen zuviel Neues gleichzeitig geben, wissen Sie nicht, worauf denn nun das Kind empfindlich reagiert hat. Wenn das Baby auf ein Nahrungsmittel mit Rötungen am Po reagiert, lassen Sie das betreffende Essen (meist Obst oder Möhren) einfach weg. Sie können einige Zeit später einen erneuten Versuch machen, nicht jede anfängliche Unverträglichkeitsreaktion ist eine Allergie!

Beunruhigen Sie sich nicht, wenn Ihr Baby zu wenig zu essen scheint. Es weiß selbst ganz genau, wie viel es braucht und wann es satt ist. Drängen Sie es nicht, erheben Sie Ihre Stimme nicht vorwurfsvoll, machen Sie aus dem Essen kein Thema. Die meisten Kinder in diesem Alter essen unregelmäßig, heute weniger, morgen vielleicht auch, übermorgen dann dafür wieder mehr. Manche Kinder reagieren auf neue Nahrungsmittel mit Verstopfung. Wird Ihr Kind abgesehen vom Brei noch voll gestillt, brauchen Sie erst nach ca. einer Woche zur Kontrolle zum Arzt gehen. "Kinder, die Flaschenmilch erhalten, sollten nach vier Tagen dem Arzt vorgestellt werden", so Dr. Hermann Josef Kahl von den Kinderärzten im Netz. Vorher erledigt sich das Problem oft von selbst. Aber es gibt auch einige Hausmittel: Führen Sie ein Fieberthermometer in den Po des Babys ein, als ob sie Fieber messen wollten. "Oft kommt der Stuhl direkt hinterher", so Dr. Kahl. Um die Verdauung Ihres Kindes anzuregen, empfiehlt er auch ein Bauchmassage, die die Darmmuskulatur anregt. Ernährungswissenschaftlerin Edith Gätjen rät im urbia-Expertenforum, den Anus mit etwas Öl zu massieren, um das Absetzen des Stuhls zu erleichtern.

6,5 Monate alt: Ist das erste Zähnchen da?

Manche Babys bekommen jetzt ihren ersten Zahn, andere haben ihn längst, und bei manchen dauert es noch Monate, bis eine kleine, weiße Spitze durchbricht. Einige Kinder können sich jetzt schon selbst aufsetzen und dürfen dann jetzt auch am Tisch in einem Kinder-Hochstuhl sitzen. Ihr Baby versucht jetzt vielleicht schon hier und da, sich fortzubewegen. Viele versuchen zu robben, wobei es leider anfangs oft nur rückwärts geht. Die motorische Entwicklung verläuft bei allen Babys unterschiedlich. Falls Ihr Kind schon selbständig sitzen kann, spielt es dabei vielleicht auch mit den Füßen und steckt sie in den Mund. Es lässt Spielzeug bewusst hinunterfallen und ist entzückt, wenn Sie es immer wieder aufheben. Es reagiert auf Zurufe und bildet vielleicht schon die ersten Zweisilben-Laute. Auch macht es seinen Willen unmissverständlich klar, zum Beispiel, wenn es ein Spielzeug nicht erreichen kann.

Seien Sie albern...

Ihr Baby liebt jetzt Versteckspiele. Legen Sie beim Wäschesortieren ein Tuch über sein Gesicht und fragen Sie erstaunt, wo es denn nun sei. Wenn Sie das Tuch dann wegziehen und hocherfreut Ihr Baby entdecken, wird sein Spaß groß sein. Auch mag es Ihr Baby, wenn Sie mit ihm auf dem Arm leise Musik hören und dazu tanzen und schwingen. Zeit ist überhaupt das Allerwichtigste, was Sie Ihrem Kind jetzt und in Zukunft schenken können. Es braucht keine schicken Klamotten, es braucht Sie und Ihre Aufmerksamkeit! Spielen Sie soviel wie möglich mit ihm, vielleicht entdecken Sie ja dabei auch für sich selbst ein Stück unbeschwerter Kindheit wieder. Seien Sie albern und genieren Sie sich nicht, laut zu singen, auf allen Vieren herumzukrabbeln und einfach Spaß zu haben! Bitte achten Sie darauf, dass alles, was Baby in den Mund stecken kann, mit ungiftigen Farben lackiert und außerdem zu groß zum Verschlucken ist. Es möchte jetzt auch sein Lieblingsspielzeug haben und es wiedererkennen. Und das geht nur, wenn die Fülle nicht zu groß ist. Auch Kochlöffel, Flaschenöffner, Schneebesen und viele andere (nicht spitze) Küchenutensilien sind großartiges Spielzeug!

7 Monate alt: Machen Sie den Haushalt kindersicher

Vielleicht kann Ihr Babys jetzt den Vierfüßlerstand, beginnt, vorwärts zu krabbeln oder zu robben. Das kann sein, muss aber noch längst nicht sein. Und ganz wichtig: All diese Dinge sollten Sie mit dem Kind nicht trainieren, es wird alles zu seiner Zeit von selbst können. Falscher Ehrgeiz bei der Entwicklung des Babys richtet hier nur Schaden an. Wenn die Beine des Kindes zum Beispiel zu früh das Körpergewicht tragen müssen, weil die Eltern Aufstehen oder gar Laufen mit ihm üben, entstehen leicht O-Beine, die ein Leben lang bleiben können. Kann es sich aber schon von selbst auf die eine oder andere Art fortbewegen, ist es nicht verkehrt, einen Laufstall anzuschaffen. Das Kind gehört hier aber nur für kurze Zeit hinein, zum Beispiel, wenn Sie in den Keller oder an die Tür müssen, gerade putzen oder bügeln. Spätestens jetzt müssen auch Stromkabel, Elektrogeräte und vor allem Steckdosen gesichert werden. Stellen Sie Musikanlagen, DVD-Spieler etc. möglichst nach oben. In Reichweite des Babys darf nichts sein, dass es umstoßen, herunterreißen oder verschlucken könnte. Machen Sie einen Rundgang durch die Wohnung auf allen vieren, aus der Perspektive Ihres Kindes sozusagen. So können Sie mögliche Gefahrenquellen besser erkennen. Sichern Sie ruhig schon alle Steckdosen, auch die, die weiter oben liegen. So brauchen Sie in späteren Monaten nicht mehr an diese Gefahrenquelle zu denken und können diese Sicherheitsvorkehrung abhaken.

Großeltern eine Chance geben

Ihr Kind ist jetzt alt genug, um auch mal für einige Stunden mehr bei den Großeltern oder anderen Freunden und Verwandten zu sein. Auch wenn sich Ihre Vorstellungen von der richtigen Erziehung sehr von denen der Eltern oder Schwiegereltern unterscheiden: Ihr Kind profitiert davon, wenn es vielleicht jede Woche ein oder zwei halbe Tage bei ihnen verbringen darf. Und Sie sind entlastet und können tun, wozu Sie sonst keine Zeit haben. Sonntagsbesuche zum Kaffeetrinken, und die nur alle paar Wochen, reichen nicht, damit Großeltern und Baby sich wirklich kennen lernen. Es kommt übrigens häufig vor, dass Babys gegenüber ihren eigenen Verwandten fremdeln. Das ist ganz normal und man sollte das respektieren und die liebe Verwandtschaft daran hindern, gleich küsschengebend über das Kind herzufallen. Besser ist es, eine halbe oder eine Stunde zu warten und das Kind nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen, damit es in Ruhe schauen kann, wer denn da zu Besuch ist. Dann ist es immer noch früh genug, das Kind mal kurz bei Oma oder Opa auf den Schoß zu setzen – wenn es mag. Ihre Eltern oder Schwiegereltern sollten übrigens zwar grundsätzliche Wünsche Ihrerseits, was die Erziehung angeht, respektieren. Es ist aber nicht schlimm, wenn bei Nebensächlichkeiten die Meinungen auseinander gehen. Wenn die Großeltern das Kind zum Beispiel "zu sehr verwöhnen". Kinder lernen durchaus zu unterscheiden, dass zu Hause wieder die normalen Regeln gelten, eine Erziehungsverwirrung braucht man nicht zu befürchten. Gönnen Sie dem Kind seine Großeltern, auch wenn Ihr Verhältnis schwierig ist! Die meisten Großeltern umgeben Ihre Enkel mit aller Liebe, die sie haben. Auch haben sie die besseren Nerven, weil sie eben nicht die Eltern sind und die alltägliche Verantwortung tragen müssen. Und es war immer schon das Privileg der Großeltern, ihre Enkel zu verwöhnen – was nicht heißt, dass sie dem Kind Süßigkeiten ohne Ende in den Mund stopfen sollen.

7,5 Monate alt: Ein Baby darf auch anstrengen

Ein Baby zu haben bedeutet fast immer, dass die Nerven hier und da bloß liegen, vor allem, wenn vielleicht die Nächte immer noch zu kurz sind und Sie sich chronisch übermüdet fühlen. Kinder fordern von Natur aus den ganzen Mann und die ganze Frau. Und hier ist es an der Zeit, über ein Tabuthema zu reden. Einem hohen Prozentsatz der Eltern rutscht bereits in den ersten sechs Monaten des Lebens mit dem Kind die Hand aus. Hinterher werden sie oft von schlimmsten Schuldgefühlen geplagt.

Wenn es vorkommt, dass Sie sich vergessen, Ihr Kind anschreien oder schlagen, oder wenn Sie befürchten, dass es bald dazu kommen könnte, brauchen Sie Hilfe. Oft werden Eltern durch das Verhalten ihrer Kinder unbewusst an die eigene Kindheit erinnert, wo sie vielleicht auch Gewalt erfahren haben, bzw. ihre Gefühle nicht ausleben durften. Unabsichtlich wiederholen sie das Verhalten ihrer eigenen Eltern. Da Betroffene nur mit der Einsicht und dem Verstand nicht an diese psychischen Mechanismen heran kommen, brauchen sie fachliche Unterstützung. Niemand braucht sich zu schämen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, die Mitarbeiter der Beratungsstellen (z.B. Kinderschutzbund) sind für Sie da, niemand wird dort verurteilt.

Nehmen Sie sich zur Not eine kurze Auszeit

Und hier noch ein bewährter Tipp für den Alltag: Wenn Ihr Kind Sie gerade durch sein Dauergeschrei oder anderes in Rage zu bringen droht, steigen Sie aus der Situation aus, bevor sie eskaliert. Wenn Ihr Partner greifbar ist, drücken Sie ihm kurzerhand das Kind in die Arme. Wenn niemand in der Nähe ist, ist es besser, Sie lassen Ihr Kind fünf oder zehn Minuten schreien und atmen in einem anderen Zimmer einmal tief durch, während Sie kräftig vor sich hinschimpfen. Eine Möglichkeit Wut loszuwerden ist auch, zum Beispiel einmal kräftig mit den Fäusten auf ein Kissen einzudreschen. Alles ist besser, als wenn sich Ihre Aggression gegen das Baby richtet. Meist reicht so eine kleine Auszeit schon, damit sich Ihre Nerven wieder soweit beruhigen, dass Sie wieder gelassen auf das Kind zugehen können.

Spätestens wenn Ihr Kind genau sieben Monate alt geworden ist, sollten Sie zur U5 gehen.

8 Monate alt: Ihr Kind wird selbstständiger

Ihr Nachwuchs will jetzt vielleicht schon ziemlich "groß" sein und kann nicht nur Keks- oder Brotbrocken selbst greifen und essen, es möchte vielleicht schon aus der – selbst gehaltenen – Tasse trinken. Manche Kinder fangen schon jetzt an, sich vermehrt an Stühlen und anderen Gegenständen hochzuziehen. Vielleicht krabbelt Ihr Kind schon recht gut und kann Gegenstände vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger greifen. Ebensogut kann es sein, dass Ihr Kind sich nun erstmals ein wenig vom Fleck bewegen kann, zum Beispiel durch Robben. Es freut sich, wenn Sie ihm weggeworfenes Spielzeug immer wieder holen. Es ist jetzt die richtige Zeit, Treppen mit Gittern zu sichern und Bücherregale mit Winkeleisen (aus dem Baumarkt) an der Wand zu verdübeln, denn umfallende Bücherregale, Schränke usw. sind eine tödliche Gefahr für Kinder. Falls Ihr Kind bereits krabbelt, wird es jetzt zunehmend unternehmungslustig und entfernt sich beim Krabbeln schon von Ihnen – jedoch nur, um nach kurzer Zeit wieder zurück zu kommen.

Es ist übrigens sehr unterschiedlich, in welchem Tempo Babys sich entwickeln. Und: Es hat nichts mit Intelligenz zu tun, wenn das eine weiter ist als das andere. Es hat keine Auswirkungen auf die spätere Entwicklung, ob ein Kind früher krabbelt und läuft, oder später. In unserer oft gnadenlosen Leistungsgesellschaft und im Zeitalter der Diskussion um hochbegabte Kinder neigen die meisten Eltern dazu, ihr Kind andauernd mit Gleichaltrigen zu vergleichen um eventuelle Verzögerungen oder besondere Leistungen zu entdecken. Das ist überflüssig. Ihr Kind ist genau richtig so, wie es ist. Solange bei den Vorsorgeuntersuchungen nichts Auffälliges festgestellt wird, besteht kein Anlass zu Beunruhigung auf der einen, und auch nicht zu übertriebenem Stolz auf der anderen Seite. Ob aus Ihrem Nachwuchs eines Tages ein berühmter Atomphysiker wird, hat nichts damit zu tun, wann er zu krabbeln begann!

Erklärungen sind wichtig

Ihr Baby löst sich schon jetzt zunehmend von Ihnen ab. Das wird nicht nur beim Krabbeln und Erkunden der Umgebung deutlich. Es entwickelt einen ausgeprägten eigenen Willen, der respektiert werden sollte. Wenn Sie also Ihr Kind gerade knuddeln möchten, und es den Kopf wegdreht, akzeptieren Sie das, ohne gekränkt zu sein. Wenn es konzentriert spielt, stören Sie es nicht. Möchten Sie zum Beispiel Einkaufen gehen, heben Sie es nicht einfach vom Spielen hoch und reißen Sie es aus seinen Gedanken. Gehen Sie zu ihm und bewundern Sie ein wenig sein Spiel. Erklären Sie ihm dann, dass Sie beide jetzt aufbrechen müssen und geben Sie ihm ein wenig Zeit, sich darauf einzustellen. Sie selbst fänden es sicher auch extrem unhöflich und unangenehm, wenn Sie beim Lesen eines spannenden Buchs plötzlich am Arm gepackt und weggezerrt würden.

8,5 Monate alt: Spielend die Welt entdecken

Als Eltern befinden Sie sich jetzt zunehmend auf einer Gratwanderung: Ihr Baby wird mobiler und Sie müssen sowohl das Kind auf der einen Seite, als auch die Objekte seiner Begierde auf der anderen Seite schützen. Bevor Sie dem Kind jedoch etwas wegnehmen oder gleich "Nein" rufen, sollten Sie kurz innehalten und überlegen, ob ein Verbot hier und jetzt wirklich sein muss. Zu viele "Neins" und Verbote frustrieren ein Baby. Ihr Kind sollte so wenig wie möglich in seinem Erkundungsdrang eingeschränkt werden. Springen Sie auch mal über Ihren eigenen Schatten, lassen Sie es ruhig eine Zeitung zerfleddern, einen Stapel Zeitschriften vom Tisch ziehen, den Küchenschrank mit den Plastikschüsseln ausräumen, unter Aufsicht an der ausgeschalteten Stereoanlage schalten und drehen – auch wenn’s anfangs schwer fällt. Viele Dinge sind doch schnell wieder aufgeräumt. Bringen Sie Zerbrechliches und Wertvolles einfach aus der Reichweite des Kindes.

Ein deutliches "Nein"

Wenn es den doch einmal ein entschiedenes "Nein" sein muss: Erwarten Sie nicht, dass Ihr Kind Ihnen bald aufs Wort gehorcht. Obwohl es die Bedeutung dieses Wortes rasch lernt, kann es gar nicht anders, als in den meisten Fällen trotzdem zu tun, was es vor hat. Kindergehirne sind darauf programmiert, mit aller Energie die Welt zu erkunden und sich davon möglichst nicht abhalten zu lassen. Ehe Sie ungeduldig werden oder gar schreien, sagen Sie nur ein Mal deutlich "Nein" und nehmen Sie das Kind dann weg und lenken es ab. Zu deutliches Betonen eines Verbots macht den verbotenen Gegenstand überdies erst richtig interessant. Es wird noch sehr lange dauern, bevor Ihr Kind es schafft, etwas Verbotenes wirklich zu unterlassen.

Abschied auf Zeit

Ihr Kind ist unter Umständen jetzt alt genug für die Betreuung bei einer Tagesmutter oder in einer Krippe. Jedoch sollte es die neue Umgebung von mehreren Besuchen bereits kennen. Ein Elternteil sollte drei oder vier Tage lang zusammen mit dem Kind in der Krippe oder der Wohnung der Tagesmutter bleiben. Anfangs darf das Kind nur kurz allein gelassen werden, die Aufenthaltsdauer muss langsam gesteigert werden, um das Vertrauen in die Rückkehr der Eltern aufzubauen. Beim ersten und allen weiteren Abschieden ist wichtig, dass Sie dem Kind sagen, dass Sie jetzt gehen und sich keinesfalls davonschleichen, wenn es gerade spielt. Es wird Ihr Fehlen bald bemerken und sich verraten fühlen. Auch wenn der persönliche Abschied dem Kind zunächst schwer fällt, wird es allmählich verstehen, dass Sie auf jeden Fall wiederkommen.

9 Monate alt: Grenzen geben Halt

Vielleicht ist Ihr Kind inzwischen schon ein versierter Hochgeschwindigkeits-Krabbler, ebensogut kann es sein und ist auch ganz normal, dass es gerade erst robben oder krabbeln lernt. Falls es schon seit einer Weile krabbelt, zieht es sich nun sicher gekonnt an Möbeln hoch, hangelt sich vielleicht sogar schon an ihnen entlang. Es beginnt, Lob und Tadel zu verstehen und versucht, Gesten nachzuahmen. Ihr Kind wird – wenn das noch möglich ist – jetzt noch unternehmungslustiger und neugieriger. Obwohl es ein Verbot selten beachtet, ist es doch wichtig, ihm Grenzen zu setzen. Grenzen, die nicht zu eng gefasst sind, schränken ein Kind nicht ein, sondern geben ihm Halt und einen Rahmen, um sich in seiner Welt zurechtzufinden. Ein "Nein" sollte also ein "Nein" bleiben - zugleich darf es aber nur wenige Neins geben, sonst rebelliert die freiheitsliebende und überforderte Kinderseele – und das zu Recht. Ihr Kind ist übrigens bei aller Unternehmungslust durchaus zur Zusammenarbeit mit Ihnen bereit. Mit der Zeit lernt es, was es nicht darf, was vielleicht sogar gefährlich ist, aber das braucht Geduld. Ein Kind muss nicht aufs Wort gehorchen lernen, auch wenn diese Vorstellung in den Köpfen mancher Eltern noch herumspukt.

Erklärungen sind wichtig

Bei Gefahrenquellen ist es sinnvoll, dem Kind zu demonstrieren, warum es etwas nicht anfassen darf, statt einfach nur rigoros zu verbieten. So kann man mit der Hand des Kindes in die Nähe der heißen Backofentür gehen, so dass es die Hitze schon spürt, ohne sich zu verbrennen. Dabei sagt man "Nein, heiß!" Kinder verstehen sinnliche Erfahrungen viel besser, als bloße Verbote. Auch, dass man sich an spitzen Gegenständen pieksen oder sich die Finger in einer Schublade oder Schranktür einklemmen kann, kann man dem kleinen Eroberer auf diese Weise vorsichtig zeigen. Wenn Sie dabei sind, können Sie auch Messer und Scheren auf diese Weise ertasten lassen, sie müssen natürlich normalerweise außer Reichweit des Kindes sein. Der "Klaps", zu dem viele Eltern bei Verboten oft greifen, muss also nicht sein. Im Gegenteil, das Kind fühlt sich gedemütigt und traut sich vielleicht bald gar nicht mehr, seine Umwelt im wahrsten Wortsinn zu be-greifen. Falls Sie sich jedoch trotzdem so genervt fühlen, dass Ihnen die Hand einmal zum Klaps ausrutscht, belasten Sie sich hinterher nicht mit Schuldgefühlen. Die nützen dem Kind nichts und verunsichern es bloß. Besser ist eine Entschuldigung. Auch, wenn Ihr Kind die Worte noch nicht versteht, hört es trotzdem ganz genau, was Sie meinen. Solange ein Klaps die absolute Ausnahme bleibt, ist er ein Betriebsunfall – nicht mehr aber auch nicht weniger.

9,5 Monate alt: Chaos in der Wohnung

Ihr Baby möchte jetzt am liebsten den ganzen Tag Neues erkunden und Schubladen oder Schränke ausräumen. Überlassen Sie ihm eine Kiste oder Schublade mit Krimskrams (keine Kleinteile) oder alten Klamotten, die es so oft es will nach Herzenslust ausräumen darf. Ihr Kind möchte jetzt überhaupt so viel wie möglich selbst tun. Da es ja schon selbst feste Nahrung greifen und in den Mund stecken kann, ist Manschen nicht zu vermeiden. Das Kind wird nach jeder Mahlzeit aussehen wie ein kleines Matsche-Monster – tragen Sie’s mit Fassung, denn das ist ganz normal und gehört dazu. Ein Kind in diesem Alter hat noch kein Gefühl für Sauberkeit und empfindet auch keinerlei Ekel. Mit den Reinlichkeitsvorstellungen pingeliger Eltern ist es absolut überfordert. Mehr noch, es muss seine Umwelt, also auch das Essen, durch Anfassen kennen lernen, das liegt in der Natur jedes Kindes.

Babys auf Entdeckungsreise

Was aber, wenn nun etwas in den Mund gewandert ist, das dort nicht hingehört? Hat Ihr Kind plötzlich eine dicke Backe oder kaut, obwohl weit und breit nichts Essbares in Sicht ist, handeln Sie rasch, aber nicht hektisch, damit das Kind nicht versehentlich herunterschluckt, was sich in den Mund verirrt hat. Drücken Sie von außen mit Daumen und Zeigefinger von beiden Seiten den Kiefer des Kindes auseinander, wenn es den Mund nicht freiwillig öffnen will, und holen Sie das Objekt mit dem Zeigefinger der anderen Hand heraus. Ist es doch passiert und das Kind hat etwas verschluckt, fragen Sie den Kinderarzt, ob etwas unternommen werden muss. Hat es etwas vielleicht Giftiges (Pflanzenblatt, Spülmittel, Stück Seife) zu sich genommen, rufen Sie sofort bei einer der Giftnotrufzentralen an.

Die Nummern sollten griffbereit neben dem Telefon liegen. Da die Beratung telefonisch erfolgt, ist es egal, welche der angegebenen Stellen sie wählen. Bei sehr giftigen Substanzen (Zigarettenkippe, Chemikalien) besteht Lebensgefahr, rufen Sie also zuerst den Rettungsdienst (112) an. Dann erst fragen Sie bei der Giftnotrufzentrale nach, was Sie in der Zwischenzeit tun können. Bringen Sie das Kind niemals auf eigene Faust zum Erbrechen, ätzende Substanzen greifen auf diese Weise gleich zweimal die Speiseröhre und Schleimhäute an. Am besten verschließen Sie Arzneimittelschränkchen und deponieren sämtliche Putzmittel, Chemikalien und auch Plastiktüten in einem (Küchen-) Schrank, der mit einer der handelsüblichen Kindersicherungen verschlossen ist. Machen Sie auch einen Erste-Hilfe-Kurs für Eltern, wie ihn Kinderärzte und Hilfsorganisationen (z.B. Johanniter) anbieten.

10 Monate alt: Aus Brabbeln wird Sprechen

Ihr Kind kommt Ihnen vielleicht jetzt schon mehr wie ein Kleinkind als wie ein Baby vor. Es gut lange sitzen, klettert über Gegenstände und läuft vielleicht- wenn es ganz besonders früh dran ist - an der Hand von Mama oder Papa, die das aber nicht wirklich mit dem Kind üben sollten – sonst drohen O-Beine, die ein Leben lang bleiben können. Falscher Ehrgeiz, der nicht die Geduld hat, ein paar Monate zu warten bis das Kind selbst zu laufen beginnt, verursacht oft jahrelange Besuche bei Orthopäden und einen optischen Makel, der für den Rest des Lebens belastet. Elementare Fähigkeiten wie Sitzen und Laufen brauchen nicht geübt zu werden. Ihr Nachwuchs fängt jetzt vielleicht auch an zu sprechen – wenn natürlich auch auf sehr bescheidenem Niveau. Waren Worte wie "Mamamama" zuvor eher ein Zufallsprodukt, lernt es jetzt bald, Mama und Papa zu sagen. Es kennt nun seinen eigenen Namen und kann vielleicht schon den Kopf schütteln, wenn es "Nein" meint. Auch entwickelt es langsam eigene Vorlieben und Lieblingslaute, mit denen es ganz bestimmte Dinge ausdrücken möchte, und sei es nur gute Laune und Lust auf ausgiebiges Brabbeln. In diesem Alter fangen also die "Wortübungen" allmählich an, von Kind zu Kind unterschiedlich zu werden, was zuvor kaum der Fall war.

Vorsicht bei Besonderheiten

Wenn Ihnen an Ihrem Kind irgend etwas auffällt, es längere Zeit keinen Fortschritt in seiner Entwicklung zu machen scheint, sich seltsam verhält oder vielleicht nicht gut zu oder zu sehen scheint, zögern Sie nicht, den Kinderarzt um Rat zu fragen. Viele Entwicklungsverzögerungen, Erkrankungen oder Behinderungen könnten besser behandelt werden oder ganz verschwinden, wenn sie rechtzeitig bemerkt würden, das Kind früher gefördert würde. Auch falls Ihr Kind eine Behinderung oder eine Entwicklungsverzögerung hat, will es jetzt zunehmend selbstständiger werden.

Es ist als Eltern hier schwierig, zwischen allzu großer Verwöhnung und Bemutterung ("Es ist doch so arm") auf der einen, und zu ehrgeiziger Förderung und Überforderung auf der anderen Seite einen guten Mittelweg zu finden. Am besten, Sie achten auf die Signale Ihres Babys: Zeigt es Freude und wirkt unternehmungslustig, ist dies eine gute Zeit für spielerische Übungen. Zeigt es Unmut und Abwehr, geben Sie ihm Zeit für sich und verschieben Sie das Training. Überhaupt sind feste Zeiten und starre Vorgaben der Eltern – auch sich selbst gegenüber – hier fehl am Platz. Jede Übung ist anstrengend und erregt das Kindergehirn, so dass immer auch Zeit zum Abschalten sein muss. Die Zeit vor dem Schlafengehen ist daher nicht so geeignet für körperliche oder geistige Übungen.

10,5 Monate alt: Schaffen Sie sich Freiräume

Bei aller Freude über die Entwicklung Ihres Kindes sollten Sie auch an sich denken. Schließlich ist Ihr Nachwuchs trotz aller Liebe ganz schön anstrengend und lässt Ihnen wenig Freiraum für sich selbst. Nur eine zufriedene Mutter ist jedoch eine gute Mutter. Erwägen Sie, wieder arbeiten zu gehen, und sei es nur für ein paar Stunden. Überlassen Sie Ihr Kind in dieser Zeit den Großeltern oder finanzieren Sie von dem, was Sie verdienen, eine Krippe oder eine Tagesmutter. Sie brauchen deshalb kein schlechtes Gewissen zu haben.

Untersuchungen haben ergeben, dass Kinder in ihrer Entwicklung davon profitieren, wenn Sie mehrere Bezugspersonen haben. Auch Eifersucht Ihrerseits ist unbegründet, egal wie heiß Ihr Kind die Oma oder die Tagesmutter liebt - Sie bleiben für das Kind auf jeden Fall immer die Nummer eins. Sie dürfen sich selbst jedoch nicht überfordern: Ein Vollzeitjob ist eine große Belastung für Mutter und Kind, allzu oft liegen die Nerven blank, Zeit für sich selbst und die Familie gibt es fast nicht mehr.

Trotzphase

Vielleicht haben Sie seit einiger Zeit bemerkt, dass Ihr Kind schon Ansätze zum so genannten Trotzen zeigt. Sie haben ihm vielleicht gerade zum dritten Mal gesagt, es möchte doch bitte die Schublade mit den Messern zu lassen, trotzdem reißt es sie beharrlich immer wieder auf. Das Kind weiß zwar genau, was Sie möchten, ist aber manchmal in seinem eigenen Trotz so gefangen, dass es nicht aufhören kann. Ehe Sie nun platzen und aus der Haut fahren, schnappen Sie sich einfach das Kind, gehen Sie mit ihm in ein anderes Zimmer und erklären Sie ihm entschieden und kurz, aber nicht laut, warum es die Schublade nicht öffnen darf. Meist ist das Kind schon durch den Ortswechsel aus dem Trotzanfall befreit und vor allem sehr erleichtert, dass der Machtkampf um Schublade (Ofentür, Herdschalter usw.) ein Ende hat, ohne dass es Sieger und Besiegte gab.

11 Monate alt: Der lange Weg zum ersten Schritt

Wahrscheinlich möchte Ihr Kind nun schon viel freihändig stehen oder macht gar schon Laufbewegungen und kurze Schritte. Jetzt ist die Sturzgefahr besonders hoch. Ist es abgelenkt, möchte es vielleicht den Kopf nach hinten biegen, um etwas an der Decke anzuschauen, geht das Gleichgewicht rasch verloren und man landet unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Kontrollieren Sie die Wohnung noch einmal gründlich auf spitze Ecken, Tischkanten usw. Kann Ihr Kind schon Türklinken erreichen, schließen Sie die Kellertür und die Haustür ab – und zwar immer, auch wenn es unbequem ist. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gilt auch jetzt noch: Lassen Sie das Kind nie unbeaufsichtigt. Es hat garantiert mehr Phantasie als Sie und ist in minutenschnelle für böse Überraschungen gut. Klingelt der Briefträger am Gartentor oder wollen Sie der Nachbarin etwas bringen, stellen Sie das Kind kurz in den Laufstall oder nehmen es mit. Ihr Nachwuchs liebt es jetzt, in einem Buch oder einer Zeitschrift zu blättern. Das Kind kann nun auch bald ein Spielzeug an einer Schnur hinter sich her ziehen und Gegenstände auf Aufforderung herbei holen. Es reagiert auf Verbote und versucht, einfache Worte nachzusprechen. Auch Treppen bieten jetzt ein prima Übungsfeld zum Klettern und werden kriechend bezwungen. Da immer noch viele Fehltritte vorkommen, darf ihr Kind noch lange Zeit nicht allein eine Treppe – und sei sie noch so kurz – erklimmen, geschweige denn hinunter krabbeln. Achten Sie auch darauf, ob es – bei offenen Treppen – zwischen den Stufen hindurch rutschen kann, oder das Geländer Lücken lässt, durch die es fallen kann.

Gehen lernen ohne Hilfe

Falls Sie jetzt mit dem Gedanken spielen, dem Kind eine Lauflernhilfe zu kaufen, vergessen Sie’s am besten sofort wieder. Die können nicht nur Rücken und Gelenke erfolgreich und dauerhaft schädigen, sondern sind auch gefährlich. In manchen Ländern sind sie schon verboten, weil schwere Unfälle bis hin zu Schädelbrüchen bei den Kindern vorgekommen sind. Haben Sie bereits eine gekauft oder von wohlmeinenden Verwandten geschenkt bekommen, zögern Sie nicht und lassen Sie sie auf Nimmerwiedersehen im Keller oder gleich auf dem Sperrmüll verschwinden. Macht Ihr Kind bereits von selbst Anstalten zu laufen, braucht es im Haus keine Schuhe. Die Füße werden kräftiger und bleiben gesund, wenn Sie statt in Hausschuhe nur in Antirutsch-Socken gehüllt oder Lederpuschen sind. Für draußen braucht Ihr Kind sehr gute Schuhe, hier darf nicht gespart werden. Sie sollten in der Breite zum Fuß Ihres Kindes optimal passen (eng, mittel, breit). Kontrollieren Sie regelmäßig mit dem Daumen, ob der Kinderfuß noch Luft hat. Kinderschuhe halten drei bis sechs Monate – nicht mehr. Hier aus Sparsamkeit zu große Schuhe zu kaufen, oder das Kind zu enge Schuhe tragen zu lassen, verursacht lebenslange Fußprobleme. Sparen Sie lieber an den üblichen Spielzeugbergen im Kinderzimmer oder an teuren Markenklamotten. Second-Hand-Kleidung für Kinder ist billig und meist prima in Schuss, weil die Kids sowieso ruckzuck aus ihr herauswachsen.

Kann Ihr Kind bereits allein laufen, ist es sehr früh dran. Lassen Sie sich nicht durch die blöde Frage anderer Mütter oder Verwandter "Kann sie/er denn schon laufen???" dazu drängen, mit dem Kind Laufen zu üben, wenn es noch nicht so weit ist. Es kommt oft vor und ist völlig normal, wenn Kinder erst mit 18 Monaten zu laufen beginnen – und zwar ganz von selbst!

11,5 Monate alt: Loben Sie Ihr Baby

Ihr Kind braucht jetzt viel Lob für seine energischen Versuche, die Welt zu erobern. Hat es sich zum Beispiel fast erfolgreich aufs Sofa geschwungen, rutscht aber kurz vor Erreichen des Ziels wieder herunter, kullern schnell die Tränen der Enttäuschung. Jetzt sollten Sie den wackeren Kletterer nur kurz trösten und dann ausgiebig für seinen Versuch loben. Das macht Mut und Sie werden sehen, es dauert nicht lange, bis ein neuer Versuch gestartet wird. Schon in diesem ersten Lebensjahr können Sie auf diese Weise immer wieder beeinflussen, ob Ihr Kind im späteren Leben ein starker Mensch wird, der sich etwas zutraut und auch anfängliche Hindernisse selbstbewusst überwindet.

Keine Angst vor Bakterien

Und abschließend noch ein Tipp zum Thema Schmutz und Bakterien. Viele Eltern halten Ihr Kind davon ab, draußen in Sand und Dreck zu wühlen aus Angst vor Bakterien. Sie waschen dem Kind oft die Hände und rufen entsetzt "Bah", wenn es mal eine Handvoll Erde vom Spazierweg aufhebt oder gar ein Stöckchen in den Mund nimmt. Sie tun dem Kind damit jedoch keinen Gefallen. Man weiß längst, dass das Immunsystem des Kindes Training braucht, um zu funktionieren. Der Alltagsschmutz ist nicht gefährlich für Kinder. Unsere antiseptischen Haushalte und unser Ekel vor Schmutz sorgen dafür, dass das Abwehrsystem des Kindes unterfordert bleibt. Die Folge ist, dass die Kinder wirklich gefährlichen Bakterien wenig entgegenzusetzen haben. Und noch einen weiteren wichtigen Aspekt hat der alltägliche Umgang mit Schmutz: Kinder, deren Immunsystem nicht genug zu tun bekommt, leiden im späteren Leben weitaus häufiger unter Allergien. Wissenschaftler vermuten, dass das Immunsystem sich bereits sehr früh dafür entscheidet, ob es Bakterien bekämpfen, oder harmlose Substanzen angreifen will, wie es bei Allergien der Fall ist. Kinder, die viel draußen spielen und auch mal die schmutzige Hand in den Mund stecken dürfen, programmieren ihre Abwehr darauf, sich den Bakterien zu widmen, statt irgendwelche Allergien auszuprägen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass in den neuen Bundesländern vor der Wende Allergien viel seltener waren als in den alten – trotz der höheren Umweltverschmutzung. Der Grund: Die Kinder kamen bereits mit einem Jahr in Kinderkrippen, wo sie sich rasch sämtliche Kinderkrankheiten holten, die es gibt. Das war zwar lästig für die Eltern, jedoch ein prima Training für das Immunsystem der Kleinen.

Die Nächste U-Untersuchung steht an

Zwischen dem zwölften und fünfzehnten Lebensmonat kann gegen Masern, Mumps, Röteln geimpft werden. Zwischen dem zehnten und zwölften Lebensmonat ist außerdem der Termin für die U6.

Ein Jahr alt: Happy Birthday!

Auch wenn Ihr Kind den Sinn dieses Tages noch nicht begreift, feiern Sie seinen Geburtstag. Aber mit ihm und nicht über seinen Kopf hinweg. Wenn also die liebe Sippe einfällt, achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht nur beim anfänglichen Geschenke-Überreichen die Hauptperson ist. Sprechen und spielen Sie mit ihm und stellen Sie das Kaffeetrinken und den Verwandten-Tratsch hinten an. Schließlich fängt für Ihr Kind ein neuer Lebensabschnitt an, es ist jetzt kein Baby mehr, sondern ein Kleinkind. Und das scheinen viele Kinder auch irgendwie zu spüren. Denn mit einem Jahr stehen oft große Veränderungen im Verhalten des Kindes an. So schlafen viele Kinder, die immer die Nacht zum Tag gemacht haben, plötzlich von heute auf morgen durch. Manche stillen sich jetzt auch selbst ab, wenn dies noch nicht geschehen ist, sie zeigen kein Interesse mehr an der Brust. Sie wirken allgemein selbstständiger und entwickeln sich zu dieser Zeit mit fast atemberaubendem Tempo.

Sie können wirklich stolz auf sich sein

Auch für Sie als Eltern kann dieser erste Geburtstag eine gute Gelegenheit sein, einen Blick zurück aufs erste Lebensjahr zu werfen. Was alles haben Sie gelernt und geschafft in dieser Zeit! Das ist ein Grund für berechtigten Stolz. Sie sind jetzt keine "Anfänger" mehr als Eltern, haben sich verändert, mehr Selbstbewusstsein und Stärke gewonnen. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass Sie auch im Alltag und im Umgang mit anderen unabhängiger geworden sind. Selbst wer eher schüchtern ist, wird durch die Elternschaft automatisch dazu gezwungen, für sich einzustehen und die Interessen des Kindes zu vertreten. Das gibt Kraft. Und auch wenn Sie natürlich bereits kleine und auch größere Fehler gemacht haben – Sie sind als Eltern prima so wie Sie sind.

Essen vom Familientisch

Was die Ernährung Ihres Kindes betrifft, so kann es jetzt alles essen, was es mag (zu Salziges oder Scharfes natürlich ausgenommen). Ob es der stark "duftende" Harzer Roller isst, oder das eigenwillige Sauerkraut – es ist alles erlaubt, denn das Verdauungssystem des Kindes ist jetzt völlig ausgereift. Es braucht jedoch noch eine Portion Milch am Tag, ob nun aus der Brust, als Flasche oder Brei. Auch wenn es Ihnen allmählich zu "babyhaft" vorkommt, geben Sie Ihrem Kind die Brust oder die Flasche, solange es mag. Viele Kinder haben noch bis ins dritte Lebensjahr ein ausgeprägtes Saugbedürfnis, das befriedigt werden sollte.