Vom Bobby Car bis zum Fahrrad

Welches Kinder-Fahrzeug in welchem Alter?

Spielspaß und Bewegung sind bei Kinderfahrzeugen garantiert. Doch welches Gefährt können Kinder ab welchem Alter nutzen? Und was können die kleinen „Flitzer“ Laufrad, Bobby Car und Co zur motorischen Entwicklung beitragen? Hier gibt es Wissenswertes über die beliebtesten Kinderfahrzeuge.

Autor: Nicole Borrasch

Rutschauto „Bobby Car“: Schon im ersten Laufalter

Ein Junge sitzt auf seinem Laufrad und lacht

Foto: © iStock, romrodinka

Der Klassiker unter den Rutschautos ist das „Bobby Car“, das sich inzwischen seit über 40 Jahren bewährt hat. Das erste eigene Auto können die Kleinsten schon „fahren“, wenn die Krabbelphase vorbei ist und das Kind mit den ersten Schritten beginnt. Natürlich muss auch eine gewisse Körpergröße erreicht sein, damit die kleinen Rennfahrer mit den Füßen komplett auf den Boden kommen. Bei einer Sitzhöhe von rund 20 cm (Bobby Car) sollte das aber bei den meisten über Einjährigen immer klappen. Rutschautofahren schult bei kleinen Kindern die Grobmotorik. Um vorwärts zu kommen, nimmt man für die Bewegung der Beine Schwung mit dem ganzen Oberkörper. So werden große Muskelgruppen, vor allem die der Beine und des Rückens, beansprucht. Zusätzlich trainieren die Kleinen die Koordination, da neben der Fortbewegung durch den Beinanschub auch noch gelenkt wird – zumindest versuchen das auch schon die „Fahranfänger“. Bis die Lenkung und das Fahren gemeinsam funktionieren, müssen die Kinder allerdings ein wenig üben. Das Bobby Car ist ein robustes und kippsicheres Fahrzeug – also das beste Einstiegsmodell für die ganz Kleinen.

Anfangsalter: zwischen 12. und 18. Lebensmonat
Tipp: Fährt dein Kind auch draußen und entwickelt es sich zu einem Rutschauto-Profi, ziehe ihm unbedingt festes, aber nicht gerade das beste Schuhwerk an. Denn das Hinterherschleifen der Füße halten die wenigsten Kinderschuhe lange aus.

Sitzroller: Vier Räder bieten Sicherheit

Ein weiteres Erstfahrzeug ist der so genannte Sitzroller. Man könnte ihn als eine Art Kombination aus Rutschauto und Laufrad bezeichnen. Das Kind macht die gleichen Bewegungen wie auf einem Bobby Car, sitzt dabei allerdings höher, so dass es mehr an ein Laufrad erinnert (die richtige Größe ist hier also sehr entscheidend). Im Gegensatz zum Laufrad hat ein Sitzroller aber immer vier Räder, um den Kleinsten genügend Sicherheit zu bieten. Wie beim Bobby Car fördert auch dieses Erstfahrzeug die Grobmotorik und Koordination und trainiert vor allem Bein- und Rückenmuskulatur. Das Lenken ist mit einem Sitzroller etwas leichter, da es die Richtung direkt über den Lenker und nicht über ein Lenkrad steuern kann. Der Sitzroller ist auch eine erste, ganz leichte Anforderung für das Gleichgewicht, da er nicht so kippsicher ist und das Kind in Kurven oder bei schnellerem Tempo mit dem eigenen Körper ein eventuelles Kippen ausgleichen muss.

Anfangsalter: zwischen 12. und 18. Lebensmonat

Laufrad: Training für das Gleichgewicht

Um ein Laufrad fahren zu können, müssen Kinder schon über bestimmte motorische und koordinative Fähigkeiten verfügen: Sie müssen sicher laufen und stehen und somit ihr Gleichgewicht halten können. Außerdem sollte die Auge-Hand-Koordination sich weiter herausgebildet haben, damit sie das Laufrad mit dem Lenker gut steuern können. Ganz wichtig ist auch, dass eine entsprechende Schrittlänge erreicht ist, um sicher auf dem Laufrad zu sitzen und mit den Füßen gut auf den Boden zu kommen. Die kleinsten Laufräder (10 Zoll) liegen ca. bei einer Schrittlänge von 30 cm. Bringt Ihr Kind diese Voraussetzungen mit, kann es losgehen. Oft beginnen die Kleinen damit, nicht auf dem Sattel zu sitzen, sondern das Laufrad zwischen den Beinen zu schieben. Denn die größte Herausforderung des Laufradfahrens ist das Gleichgewicht zu halten. Selbstverständlich werden auch hier wieder sämtliche Muskeln beansprucht und die Kinder lernen fließende Bewegungsabläufe. Aber vor allem Gleichgewicht und Koordination (Lenken, Gasgeben, Bremsen) sowie die Reaktionsfähigkeit (Hindernisse Umkurven, schnelles Bremsen) werden durch das Laufradfahren ganz besonders gefördert. Schritt für Schritt können die Kinder entscheiden, wie lange sie die Füße auf dem Boden lassen bzw. wie oft sie Bodenkontakt haben oder ob sie mit Schwung die Füße schon einige Zeit in der Luft halten können. Schneller als man denkt, sind sie dann kleine Laufrad-Profis und flitzen durch die Gegend. Letzteres sorgt übrigens auch dafür, dass die Kinder ein Gefühl für Geschwindigkeit bekommen.

Anfangsalter: ab ca. 2 Jahren

Wichtig: Setze deinem Kind gleich beim ersten Versuch einen Fahrradhelm auf, damit das zur Selbstverständlichkeit wird. Denn kleine Laufradfahrer können schnell werden und sollten immer durch einen Helm geschützt sein.

Dreirad: Jetzt geht's an die Beinmuskeln

Obwohl man denken könnte, dass Kinder zuerst Dreirad und dann Laufrad fahren können, ist es meist genau andersherum. Denn um sich mit dem Dreirad fortzubewegen, bedarf es einer gewissen Kraft in den Beinen und einer spezielle Koordination für die runden Bewegungen des Tretens sowie des parallelen Lenkens. Manche Kinder lernen es früher, das Gleichgewicht auf dem Laufrad zu halten, schaffen dafür aber noch nicht die anspruchsvollen, fließenden Tretbewegungen, die man beim Dreiradfahren benötigt. Wie schon beim Laufrad werden auch hier allgemeine Koordination und Muskelkraft geschult und gestärkt. Am meisten jedoch von allen Erstfahrzeugen trainiert dieses Fahrzeug die Beinmuskulatur. Deshalb ist es auch wesentlich leichter für die Kids, die Eltern mit dem Laufrad beim Spaziergang zu begleiten als mit dem Dreirad, bei dem durch das Treten viel schneller Ermüdungserscheinungen in den Beinen auftreten.

Anfangsalter: ab ca. 2 Jahren

Tipp: Optimal wäre es, wenn Kinder die Möglichkeit bekommen, Drei- und Laufrad zu lernen. Auf dem Dreirad lenken und treten sie, auf dem Laufrad entwickeln sie einen Sinn für das Gleichgewicht – beides gemeinsam sind die besten Voraussetzungen für das spätere Fahrradfahren.

Roller: Perfekte Vorübung fürs Fahrradfahren

Ebenfalls eine perfekte Vorübung für das spätere Fahrradfahren ist das Rollerfahren. Eine ganze Zeit lang war der klassische Tretroller in Vergessenheit geraten. Inzwischen sieht man immer häufiger wieder Kinder, die mit dem Roller durch die Gegend düsen. Und das ist auch gut so. Denn viele Experten empfehlen: erst Roller, dann Fahrrad. Der Tretroller fördert den Gleichgewichtssinn, die Reaktionsfähigkeit sowie die Körperkontrolle und trainiert die Fähigkeit, Standbein und Spielbein zu wechseln. Inzwischen gibt es Ausführungen, die nicht nur über zwei Räder bzw. Reifen, sondern über drei verfügen (wahlweise zwei vorne oder zwei hinten). So können sogar schon Kinder vor dem dritten Lebensjahr Roller fahren, ohne dass sie sofort umkippen. Das schult das Gleichgewicht und lässt sie bald auf die klassische Variante mit zwei Rädern umsteigen. Wichtig beim Roller ist, dass das Kind eine gewisse Größe hat und nicht nur gerade so über den Lenker gucken kann.

Anfangsalter: Mini-Variante mit dreifacher Bereifung ab ca. 2,5 Jahren, klassische Variante ab ca. 3,5 Jahren

Fahrrad: Hier ist Koordination gefragt

Da die Grobmotorik erst mit fünf Jahren vollständig ausgereift ist, raten einige Experten dazu, erst zu diesem Zeitpunkt mit dem Radfahren zu beginnen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Viele Kinder steigen schon vor dem vierten Lebensjahr aufs Fahrrad um, weil sie zuvor auf Laufrad, Dreirad und/oder Roller echte Fahrexperten geworden sind. Nur, wenn Kinder ihr Gleichgewicht schon optimal halten können, wenn sie über genügend Beinkraft zum Treten der Pedale verfügen, ihre Koordination gut ausgereift ist und sie eine gewisse Körpergröße besitzen, können erste Fahrversuche auf dem Rad stattfinden: Eine elterliche Hand am Sattel oder Gepäckträger und dann heißt es neben dem Fahrrad herlaufen – und das so lange, bis das Kind einigermaßen sicher ist. Anfangs ist das meist eine wackelige Angelegenheit und auch das Lenken fällt den Kids bei der großen Konzentration auf das Gleichgewicht schwerer als auf den bisherigen Fahrzeugen. Doch dann geht es meist schnell und schon fahren die Kleinen alleine. Übe mit deinen Kindern zunächst nur auf ruhigen Spazierwegen, in Parks oder ähnlich verkehrsberuhigten Orten, damit die Ablenkung nicht zu groß ist und keine Gefahren durch Autos und Co. lauern. Um die Fahrsicherheit zu stärken, testet gemeinsam Schotterwege oder baut einen Parcours aus PET-Flaschen, die dein Kind dann umkurven muss.

Anfangsalter: zwischen 3 und 6 Jahren

Tipp: Von Stützrädern raten Experten ab! Kippen die Kids von der einen zur anderen Seite und werden jedes Mal von den Stützen aufgefangen, können sie nicht lernen, ihr Gleichgewicht zu halten. Warte lieber, bis dein Kind die notwendigen motorischen Fähigkeiten besitzt und lasse es bis dahin gerne länger Laufrad oder Roller fahren. 

Achtung: Zwischen Radfahren und dem sicheren Bewegen im Straßenverkehr liegen Welten. Auch wenn Kindergartenkinder sehr wohl motorisch in der Lage sind, ein Fahrrad zu fahren, haben sie noch keinen Überblick im Straßenverkehr und können (gefährliche) Situationen nicht einschätzen. Lassen Sie Ihr Kind frühestens ab dem sechsten Lebensjahr Stück für Stück und nur unter Aufsicht am Straßenverkehr teilnehmen. Das Radfahren ohne elterliche Aufsicht empfiehlt die Polizei erst ab der 4. Klasse.

Wichtig: Helmpflicht von der ersten Minute!