Geburtseinleitung

Wenn das Kind einen kleinen Anstoß braucht, um auf die Welt zu kommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Geburtseinleitung. urbia gibt einen Überblick.

Dem Baby auf die Sprünge helfen: Formen der Geburtseinleitung

Wenn nach 40 Schwangerschaftswochen der errechnete Geburtstermin verstrichen ist und sich noch keinerlei  Geburtsanzeichen bemerkbar machen, werden viele Schwangere ungeduldig. Während in den ersten 7 bis 14 Tagen der Übertragung noch kein Grund zur Sorge besteht, wird spätestens gegen Ende der 42. Woche eine Geburtseinleitung in Betracht gezogen.

Zum errechneten Geburtstermin bleiben die Wehen aus? Das ist erstmal nicht weiter besorgniserregend, denn nur vier von hundert Kindern kommen tatsächlich zum errechneten Termin auf die Welt. Die meisten Babys werden einige Tage früher oder später geboren. Eine Übertragung von bis zu 14 Tagen ist somit nicht ungewöhnlich. Wer es in diesem Stadium kaum noch erwarten kann, sollte die Zeit nutzen, um die Wehen mit viel Bewegung, warmen Bädern, Bauchmassagen oder entsprechenden Tees anzuregen. Sind ein bis zwei Wochen nach dem Geburtstermin jedoch noch immer keine Anzeichen für eine Geburt zu erkennen, ist eine künstliche Geburtseinleitung oft unvermeidbar, weil jeder weitere Tag dem Kind schaden könnte. Und nicht nur eine zu lange Übertragungszeit kann der Grund für eine frühzeitige Einleitung der Geburt sein. Manchmal erfordern bestimmte Umstände eine Geburtseinleitung bereits vor dem errechneten Geburtstermin. Welche Umstände das sind und welche Möglichkeiten es gibt, eine Geburt einzuleiten, erfährst du hier.

Wann ist die Einleitung der Geburt notwendig?

Grundsätzlich wird Schwangeren, deren Geburtstermin bereits verstrichen ist, von Hebammen und Ärzten empfohlen, ihre Ungeduld zu zügeln und sich abzulenken, während sie darauf warten, dass das Baby bereit ist, das Licht der Welt zu erblicken. Schließlich ist selbst eine künstliche Geburtseinleitung kein Garant dafür, dass die Geburt schneller beginnt. Ist der Körper noch nicht bereit für die Wehen, zum Beispiel weil der Muttermund noch nicht reif für die Geburt ist, kann eine Geburtseinleitung auch nur zu Wehenschmerzen führen, statt zum gewünschten früheren Geburtsbeginn. Dieser tritt dann unter Umständen erst Tage später ein und so vergeudet man unnötig Zeit im Krankenhaus und verschlimmert die Wartezeit nur noch. Liegt hingegen eine medizinische Indikation vor, spielen diese Bedenken keine Rolle mehr. In den folgenden Fällen ist die Geburtseinleitung oft sogar schon vor dem errechneten Geburtstermin notwendig:

  • Das CTG, das spätestens ab dem 14. Tag der Übertragung täglich angelegt wird, gibt Anlass zur Sorge über die Gesundheit des Kindes.
  • Die Fruchtwassermenge ist zu gering.
  • Es liegt eine  chronische Erkrankung der Mutter vor, die dem Baby schaden könnte, zum Beispiel Diabetes, ein Nierenleiden oder Präeklampsie.
  • Der Blasensprung hat schon stattgefunden, die Wehen sind aber nicht innerhalb der folgenden 24 Stunden eingetreten. Jetzt wird eine Geburtseinleitung angeraten, um das Baby nicht dem Risiko einer Infektion auszusetzen.
  • Bei sehr lange andauernden, aber erfolglosen Wehen.
  • Bei Mehrlingsschwangerschaften.

Wann und wie wird eine Geburt eingeleitet?

Was das Mitspracherecht bei der Geburtseinleitung betrifft, so bedarf es nach einer Beratung mit dem Arzt oder der Hebamme der Zustimmung der Schwangeren. Unter bestimmten Umständen, zum Beispiel wenn die Mutter bereits eine Totgeburt erlitten hat und große Angst vor einer weiteren hat, kann sie sich die künstliche Einleitung der Geburt auch wünschen. Ob die Ärzte diesem Wunsch nachkommen, hängt in erster Linie davon ab, was das Beste für das Kindeswohl ist. Ist eine Geburtseinleitung nicht aus zwingenden medizinischen Gründen notwendig, werden sie höchstwahrscheinlich davon abraten. Die Entscheidung kann von Fall zu Fall unterschiedlich ausfallen. Auch die Methoden zur Geburtseinleitung variieren.

Möglichkeiten zur Einleitung der Geburt

Ist eine Entscheidung für die künstliche Geburtseinleitung gefallen, stehen folgende medizinische Methoden zur Auswahl, die allerdings alle nur unter ärztlicher Aufsicht in einer Klinik zum Einsatz kommen dürfen, also nicht bei Hausgeburten und auch nicht in einem Geburtshaus.

  • Geburtseinleitung durch Gel oder Vaginaltabletten: Über das Gel oder die Tabletten wird das wehenfördernde Hormon Prostaglandin, das der Körper normalerweise selbst bildet, über die Scheide an den  Muttermund herangeführt. Es trägt zur Reifung des Muttermunds bei und macht ihn weicher. Die Methode zeigt meistens schnell Wirkung, wenige Stunden später öffnet sich der Muttermund und intensive Wehen lassen nicht lange auf sich warten. Der Nachteil an der Geburtseinleitung durch Prostaglandin ist, dass das Mittel nur schlecht dosiert werden kann und die Wirkungskraft sich somit nur schwer kontrollieren lässt.
  • Wehentropf (Oxytocin-Infusion): Im Gegensatz zur Geburtseinleitung durch Gel oder Tabletten mit Prostaglandin lässt sich die Infusion des Hormons Oxytocin sehr gut dosieren. Es wird der Schwangeren über die Vene zugeführt und langsam gesteigert, um die Intensität der Wehen erträglich zu halten. Allerdings geschieht dies nur dann, wenn der Muttermund bereits reif für die Geburt und leicht geöffnet ist. Der Wehentropf kann eine ergänzende Maßnahme zur Geburtseinleitung mittels Prostaglandin sein.
  • Blasensprengung: Bei der Blasensprengung wird die  Fruchtblase durch einen Piekser mit einem speziellen Handschuh vorzeitig zum Platzen gebracht. Ist die Fruchtblase geöffnet, verliert das Kind seine Schutzhülle, so dass die Geburt auf jeden Fall in den nächsten Stunden stattfinden muss. Da ein vorzeitiger Blasensprung jedoch eine erhöhte Infektionsgefahr für das Kind birgt und die Wehen außerdem nicht zuverlässig mit dem Blasensprung eintreten, wird die Blasensprengung nicht mehr allzu häufig zur Einleitung der Geburt praktiziert.

Nicht immer muss die Geburt durch eine solche medizinische Methode eingeleitet werden. Sanfte, natürliche Methoden der Geburtseinleitung wie die Eipolablösung, bei der ein erfahrener Geburtshelfer mit den Fingern vorsichtig die äußere Hülle der Fruchtblase vom Gebärmutterrand ablöst, können auch von Hebammen durchgeführt werden. In unserem Artikel "Wehen fördern: Mit sanften Mitteln die Wehen auslösen" erfährst du mehr über natürliche Methoden und Praktiken, mit denen du die  Wehen fördern kannst.

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