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Wichtiger Entwicklungsschritt

Warum Krabbeln für Babys wichtig ist

Auch wenn es „nur“ ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Laufen ist, sollten Eltern das Krabbeln nicht unterschätzen. Denn für diese Art der Fortbewegung ist ein Höchstmaß an Koordination nötig. Wie sich diese entwickelt und wie du dein Baby unterstützen kannst, liest du hier.

Autor: Dr. Andrea Schmelz

Erst mit etwa zehn Monaten klappt es gut mit dem Krabbeln

Baby Krabbeln Fröhlich
Foto: © fotolia.com/ lagom

Doch die „Vorbereitungen“ für diese Art der Fortbewegung beginnen schon viel früher. Mit etwa sechs Monaten (die Zeitangaben sind nur Richtwerte und variieren stark) stemmen sich Babys in der Bauchlage mit den Armen vom Boden ab, sodass sie Kopf und Brustkorb anheben können. Viele Babys robben auch erst mal auf dem Bauch, indem sie sich auf den aufgestützten Unterarmen auf dem Boden nach vorne ziehen. Nun ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis dein Baby mit gestreckten Armen und auf den Knien in die Vierfüßlerposition geht und mit dem Körper vor und zurück schaukelt. Vorwärts kommen die Kleinen anfangs dabei allerdings noch nicht.

So mancher Krabbelanwärter verfolgt allerdings eine andere Strategie: Können die Kleinen ab etwa acht Monaten ohne Hilfe sitzen, können sie aus dieser Position heraus in den Vierfüßlerstand gehen. Doch aufgepasst: Ist die Muskulatur von Armen, Beinen und Rücken anfangs noch nicht stark genug, kippt dein Baby dabei schnell mal nach vorne und „küsst“ den Boden.

Manchmal erst im Rückwärtsgang

Mit neun bis zehn Monaten lernt dein Kind, dass es mit den Knien „anschieben“ muss, um vorwärts zu kommen. Anfangs klappt das allerdings nicht gleich reibungslos und so mancher kleine Krabbler ist frustriert, weil es erst mal rückwärts statt vorwärts geht. In dieser Zeit kannst du deinem Schatz helfen, indem du deine Hand hinter seinen Fußsohlen positionierst. Krabbelt er rückwärts statt vorwärts, kann er sich mit den Füßen an deiner Hand abstoßen, damit es in die gewünschte Richtung, nämlich nach vorne, geht.

Stimmt die Krabbelrichtung, wird dein Baby mit etwa zehn bis elf Monaten schnell herausgefunden haben, dass es am besten vorwärts kommt, wenn es gleichzeitig den linken Arm und das rechte Bein bzw. den rechten Arm und das linke Bein nach vorne setzt. Nun ist alles nur noch eine Frage der Übung, bis dein Kleines mit etwa zwölf Monaten wie der Blitz durch die Wohnung krabbelt.

Mein Baby kann mit zwölf Monaten noch immer nicht krabbeln!

Jedes Baby hat sein eigenes Tempo, deswegen können Zeitangaben, ab wann ein Kind etwas kann, nur Richtwerte sein. Ist dein Baby zu früh zur Welt gekommen (vor der 37. Woche), ist es ganz normal, dass es in der Entwicklung etwas „hintendran“ ist.

Wenn du dir Sorgen machst, ob sich dein Kind normal entwickelt, solltest du es vom Kinderarzt untersuchen lassen. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn du eines oder mehrere der folgenden „Warnzeichen“ beobachtest:

  • Arme und Beine sind in den ersten zwei Lebensmonaten gestreckt oder unnatürlich schlaff, dein Baby hält die Händchen nicht als Faust.
  • Dein Kind kann Arme und Beine nicht gleichmäßig und koordiniert bewegen, sondern macht ruckartige oder ausfahrende Bewegungen.
  • Das Kleine macht sich jedes Mal beim Baden, Füttern, Wickeln steif.
  • Es bewegt sich kaum und unternimmt auch im zweiten Halbjahr keine Versuche, sich in eine andere Lage zu drehen.
  • Dein Kind ist über längere Zeiträume extrem nervös und unruhig.

Manche Babys lassen das Krabbeln einfach aus

Nicht jedes Baby krabbelt, etwa 10 Prozent überspringen die Krabbelphase. Manche sind sehr kreativ, was die Fortbewegung vor dem Laufenlernen angeht: Sie robben oder rollen durch die Wohnung, so manches Kind bewegt sich auch auf dem Popo rutschend durchs Zimmer. Wieder andere beginnen gleich damit, sich an den Möbeln hochzuziehen und erste Steh- und Gehversuche zu unternehmen. Kinderärzte betonen, dass Babys für eine normale motorische Entwicklung nicht krabbeln müssen und dass es völlig in Ordnung ist, wenn die Kleinen das Krabbeln überspringen und gleich zu laufen beginnen.

Warum Krabbeln doch wichtig ist

Beim Krabbeln trainieren Babys Überkreuzbewegungen: Ein Arm und das diagonal gegenüberliegende Bein werden gleichzeitig bewegt. Dazu müssen linke und rechte Gehirnhälfte gleichzeitig aktiv sein, sodass das Zusammenspiel beider Gehirnhälften gefördert wird. Eine gute Zusammenarbeit beider Gehirnhälften ist später unter anderem für das Lesen- und Schreibenlernen wichtig. So sind z.B. Vorstellungskraft und Kreativität (mit Sitz in der rechten Gehirnhälfte) ebenso notwendig für das Lesen und Scheiben wie Abstraktionsvermögen und logisches Denken (mit Sitz in der linken Gehirnhälfte).

Wenn Babys das Krabbeln ausgelassen haben, bedeutet das keinesfalls, dass diese Kinder später Probleme beim Lesen- oder Schreibenlernen bekommen werden. Doch gibt es vereinzelt Hinweise, dass dann zumindest ein erhöhtes Risiko für spätere Lernschwierigkeiten besteht. 

So unterstützt du dein Kleines beim Krabbelnlernen

  • Lege dein waches Baby öfter auf den Bauch. So kann es versuchen, sich mit dem Oberkörper hochzustemmen, und dabei Arm- und Rückenmuskulatur zu stärken. „Meckert“ dein Baby in Bauchlage, weil diese ihm zunächst noch ungewohnt ist, bleibe dabei, singe und sprich mit ihm, biete Spielzeug an.
  • Locke dein Kleines, indem du ein begehrtes Spielzeug gerade etwas außerhalb seiner Reichweite legst. So wird es versuchen, dieses zu erreichen, und verschiedenes ausprobieren. Ermutige dein Baby immer wieder. Falls es frustriert weint, kannst du zunächst kurz abwarten, ob es doch noch einen Versuch macht, das Spielzeug zu erreichen. Andernfalls schiebe es etwas näher, sodass dein Baby schließlich doch selbst danach greifen kann.
  • Rutscht dein Baby anfangs nach hinten, statt vorwärts zu kommen, biete ihm mit deinen Händen an seinen Fußsohlen sanft Widerstand, sodass es sich von deinen Händen abdrücken kann.
  • Bringe dein Kind in Bauchlage immer wieder in Krabbelposition, indem du mit einer Hand unter seinen Bauch fahren, es in den Vierfüßlerstand hochheben und sanft vor- und zurückschaukeln.
  • Am meisten Spaß macht deinem Kind das Krabbeln, wenn du auch mitmachst, sich also selbst auf allen Vieren auf den Boden begibst. Du kannst einen Ball rollen, zusammen um die Wette krabbeln (und das Kleine gewinnen lassen), sich gegenseitig fangen, Dinge verstecken, die dein Kind suchen darf…
  • Kann dein Kind schon gut krabbeln, wird es Spaß an einem „Krabbel-Parcours“ haben und z.B. über Kissen, (Luft-)Matratzen oder Kuscheltiere krabbeln, im Slalom um Sessel herum- und unter dem Tisch hindurchkrabbeln.

Mache deine Wohnung kindersicher!

Wenn dein Baby mobil wird, braucht es genügend Platz und eine kindersichere Wohnung. Um Gefahrenquellen zu erkennen, kann es hilfreich sein, wenn du selbst auf allen Vieren in Krabbelposition die Wohnung kritisch unter die Lupe nimmst.

Sichere Treppen mit einem Treppengitter sowie Steckdosen mit einem Steckdosenschutz. Verschließe Schranktüren und Schubladen mit gefährlichem Inhalt (Arzneimittel, Putzmittel, Zerbrechliches oder Scharfkantiges) kindersicher oder räume gefährliche Dinge außer Reichweite (höher als einen Meter). Entferne giftige Pflanzen

Bei den ersten Steh- und Gehversuchen halten sich die Kleinen an jedem verfügbaren Gegenstand fest. Daher sind herunterhängende Tischdecken oder Stromkabel (Wasserkocher, Kaffeemaschine!) oder Möbel, z.B. Regale, die kippen oder rutschen können, gefährliche Fallen. Ebenfalls problematisch sind rutschige Böden und mögliche Stolperfallen in der Wohnung (z. B. Teppichkanten, Kabel oder wegrutschende Läufer). Entschärfe diese oder entferne lose Teppiche vorübergehend ganz.