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Dammschnitt

Wie vermeidet man nach einem Dammschnitt Schmerzen? Wie wird geschnitten, und wann ist er nötig? urbia beantwortet die wichtigsten Fragen.

Der Dammschnitt – manchmal unvermeidbar

schwierige Geburt Panther M Boerner
Foto: © panthermedia, M. Boerner

Manche Schwangere sehen dem Dammschnitt mit Skepsis und ein wenig Unsicherheit entgegen. Doch mit steigender Kenntnis lassen sich viele Ängste und Sorgen bezüglich des Eingriffs reduzieren. Wann der Dammschnitt nötig ist, wie er vorgenommen wird und was man vorbeugend tun kann, haben wir für dich recherchiert.

Das Gewebe zwischen Scheide und After wird als Damm bezeichnet. Es ist während der Geburt enormer Belastung ausgesetzt. Wenn das Köpfchen des Babys zu groß für den Scheidenausgang ist, kann es passieren, dass das Gewebe einreißt. Kleine Risse um die Scheide kommen bei Geburten häufig vor. Bei etwa zwei Drittel aller Geburten wird das Dammgewebe in Mitleidenschaft gezogen.

Warum wird ein Dammschnitt durchgeführt?

Um tiefe Einrisse zu vermeiden und die Scheidenöffnung künstlich zu erweitern, setzen Ärzte manchmal vorsorglich einen Dammschnitt, in der Fachsprache Episiotomie genannt. Er wird auf dem Höhepunkt einer Wehe, wenn das Gewebe am schmerzunempfindlichsten ist, mit einer speziellen Operationsschere vorgenommen. Zuvor betäubt der Arzt den Bereich mit einer Lokalanästhesie. Anschließend wird der Eingriff vernäht.

Ein Dammschnitt wird bei der Geburt aus verschiedenen medizinischen Gründen vorgenommen, beispielsweise:

  • wenn die Herztöne des Kindes schwächer werden und die Geburt beschleunigt werden muss
  • bei Notlagen oder wenn die Wehen nachlassen
  • bei einer Frühgeburt
  • wenn der Kopf des Babys sehr groß ist
  • wenn der Damm zu fest ist
  • bei einer Zangen- oder Saugglockengeburt

Bei der medianen Episiotomie schneidet der Geburtshelfer in einer Mittellinie von der Vagina senkrecht in Richtung After. Dabei schützt er das Gewebe, indem er die freie Hand an der Schneide der Schere entlang führt. Dieser Schnitt verheilt in der Regel problemlos. Der mediolaterale Dammschnitt erfolgt schräg von der Scheide zur Seite und gibt in der Regel mehr Platz für das Baby frei. Da bei dieser Variante mehr Strukturen des Gewebes zerstört werden, kann sich der Heilungsprozess verzögern.

Wie oft wird der routinemäßige Dammschnitt durchgeführt?

Sind Komplikationen voraussehbar, wird der Dammschnitt prophylaktisch bei der Geburt gesetzt. Bis vor einigen Jahren wurde die Episiotomie bei fast allen Klinikgeburten vorgenommen. Nach Schätzungen von Christiane Ippach,  Hebamme am Kölner Geburtshaus, liegt die Dammschnittrate in der Bundesrepublik bei 60 bis 80 Prozent. Diese Zahl kann – je nach Krankenhaus – stark variieren. Zum Vergleich: Während die jährliche Dammschnittrate im Vinzenz Pallotti Hospital in Bensberg bei 29 Prozent liegt, sind es im St. Elisabeth Krankenhaus in Köln-Holweide 40 Prozent. Andere, konservativere Kliniken liegen noch weit darüber. Dass es auch anders gehen kann, beweist das Kölner Geburtshaus, das seit Jahren eine Dammschnittrate von lediglich acht Prozent aufweist.

Was kann man tun, um einen Dammschnitt zu verhindern?

Verursacht der Dammschnitt Schmerzen?

Inzwischen gibt es jedoch auch viele Geburtshelfer, die dafür plädieren, das Dammgewebe lieber einreißen zu lassen. Zudem können die Geburtshelfer durch spezielle Grifftechniken, den sogenannten Dammschutz, die Verletzungsgefahr des Dammes bei der Geburt reduzieren. Die Anzahl der Dammschnitte ist in den letzten Jahren zwar zurückgegangen, doch wird nach Meinung vieler Hebammen immer noch zu schnell geschnitten. Ein Dammschnitt kann Schmerzen und Wundheilungsstörungen verursachen. Manche Frauen klagen über:

  • eine schlecht verheilende Naht
  • Schmerzen beim Urinieren
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Einschränkungen beim Sex nach der Geburt

Nach einem Dammschnitt kann das Gewebe im Bereich der Narbe schmerzen und so rigide werden, dass es Probleme bei nachfolgenden Geburten macht. Allerdings sind alle diese Nebenwirkungen ebenso bei einem Dammriss möglich.

Dammschnitt versus Dammriss

Kleine Dammrisse bei der Geburt sind normal und müssen nur dann weiter versorgt werden, wenn sie bluten. Aber auch größere Dammrisse verheilen manchmal besser als ein Schnitt. Der Grund liegt darin, dass ein Riss oberflächlicher verlaufen kann als ein Schnitt. Das Gewebe reißt eventuell an den Nerven- und Blutbahnen vorbei, während beim Schnitt Gefäße und Nervenbahnen durchtrennt werden. Ein Riss verläuft allerdings unregelmäßig und muss deshalb besonders sorgfältig genäht werden. Dies erfordert mehr Geschick und Zeit als das Vernähen eines geraden Schnittes. Genäht wird unter lokaler Betäubung, nachdem sich Mutter und Kind in Ruhe kennenlernen konnten.

Dammschnitt oder lieber reißen lassen?

Tipps zur Vorbeugung

Was kann man tun, um den Damm elastisch zu machen? Im Geburtsvorbereitungskurs können die Schwangeren Methoden erlernen, um das Gewebe so dehnbar zu machen, dass es vielleicht gar nicht zu einem Dammschnitt oder -riss bei der Geburt kommen muss. Dazu zählen Beckenbodenübungen, die für eine gute Durchblutung und Elastizität des Dammgewebes sorgen. Von Hebammen besonders empfohlen wird die Damm-Massage mit einem Vitamin-E-haltigen Öl, beispielsweise Weizenkeimöl. Diese Massage, die eigentlich eine Dehnung der Scheide ist, sollte ab der 34. Schwangerschaftswoche täglich einige Minuten durchgeführt werden. Sie ist nicht sonderlich angenehm, aber wirksam. Auch der Partner kann diese Aufgabe übernehmen.

So führst du die Damm-Massage durch:

  1. Gehe in die Hocke oder lege dich mit angezogenen Beinen aufs Bett.
  2. Trage das Öl auf deien Daumen sowie auf das Gewebe zwischen Vagina und After auf. Massiert dein Partner dich, so empfehlen sich statt des Daumens Zeige- und Mittelfinger.
  3. Reibe das Öl sanft mit angewärmten Händen ein.
  4. Führe dann die Finger in die Vagina ein (zirka 5-7 Zentimeter) und drücke sanft von innen auf den Damm. Massiere das Gewebe U-förmig.

Auch während der Geburt kannst du das Gewebe dehnbarer machen, beispielsweise durch ein Bad in warmem Wasser. Wenn das Köpfchen erscheint, kann die Hebamme eine zuvor in warmen Kaffee getauchte Kompresse auflegen. Wie warmes Wasser weitet auch Koffein die Blutgefäße.

So linderst du nach dem Dammschnitt die Schmerzen

Einige Frauen klagen über eine schmerzende Naht nach einem Dammschnitt. Die Pflege und Behandlung des Bereichs mit einigen Hausmitteln verschafft Linderung und lässt die Wunde besser ausheilen. Bei größeren Wunden kannst du den Genitalbereich nach dem Toilettengang mit warmem Wasser abspülen und trocken föhnen. Außerdem solltest du dich so viel wie möglich schonen, um die Heilung zu fördern.

Zur Wundheilung bewährt haben sich außerdem:

  • Sitzbäder mit Tannolact, Camillosan oder Totem-Meer-Salz in Kombination mit ätherischen Ölen
  • Arnika-Kompressen
  • Abspülen mit warmem Wasser mit einer Spülkanne oder der Dusche bei schwachem Strahl
  • Homöopathische Medikamente nach Absprache mit der Hebamme
  • Druckentlastung durch Liegen. Je nach Schmerzempfinden kannst du auch kurze Zeit auf einem sehr weichen Kissen sitzen. Vermeide Schonhaltungen wie das Sitzen auf einer Pobacke.

Um beim Stuhlgang den Druck auf die Narbe zu reduzieren, kannst du die Stelle mit einer Binde stützen. Erzeuge leichten Gegendruck, damit das Gewebe weniger gedehnt wird. Ganz wichtig: Lasse dir Zeit und entspanne dich.