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Schwangerschaftswehen oder nicht?

Anzeichen, dass die Geburt bevorsteht

Über 90 Prozent der Babys werden nicht am errechneten Termin geboren. Da ist es hilfreich, die Anzeichen dafür zu kennen, dass die Geburt bald losgeht und das Baby sich auf den Weg macht.

Autor: Gabriele Möller

Senkwehen und ihre Anzeichen: Das Baby rutscht tiefer

Babybauch
Foto: © iStock, PeopleImages

In den letzten Wochen fokussieren sich die Gedanken einer Schwangeren immer mehr auf die bevorstehende Entbindung und die ersten Geburtsanzeichen. Doch auch ihr Körper hat die Ankunft des Babys fest auf dem Schirm und bereitet sich jetzt verstärkt auf den großen Tag vor. Ungefähr ab der 35. Schwangerschaftswoche gehen daher die Übungswehen, die viele Frauen schon ab der Schwangerschaftsmitte hatten, in Senkwehen über. Was diese tun, sagt ihr Name: Sie bugsieren das Kind kopfabwärts tiefer ins mütterliche Becken hinein, es sucht sich dabei allmählich seine Geburtsposition.

Doch woran erkennt man Senkwehen? Manche Frauen, die die Übungswehen bisher gar nicht gespürt haben, bekommen jetzt erstmals ein Ziehen oder ein Spannungsgefühl im Bauch und/oder Rücken. Es kommt unregelmäßig, mehrmals am Tag und dauert weniger als eine Minute. Wer die bisherigen Übungswehen schon bemerkt hatte, spürt vielleicht, dass sie jetzt stärker und häufiger werden.

Senkwehen: Endlich wieder durchatmen!

Das Gute an Senkwehen: Wer bisher rasch Völlegefühl bekam oder sich atemlos fühlte, kann jetzt aufatmen. Dadurch, dass der Bauch tiefer rutscht, nimmt der Druck der Gebärmutter auf Magen und Lunge ab. Manchmal bemerkt man jetzt allerdings einen stärkeren Harndrang oder auch Stuhlverstopfung, weil das Baby mehr auf Blase und Dickdarm drückt.

Nicht bei allen Frauen aber tritt der Bauch tiefer, dies gilt vor allem ab dem zweiten Kind. Dieses rutscht eventuell erst kurz vor der Geburt ins Becken. Hier kommen die Senkwehen oft auch deutlich später als in der ersten Schwangerschaft. Doch auch bei der ersten Schwangerschaft kann es vorkommen, dass sich das Kind erst kurz vor der Entbindung ins Becken senkt. 

Der Gebärmutterhals verkürzt sich

Auch der Verschluss der Gebärmutter muss sich auf den baldigen Auszug des Babys einstellen: Der feste Gebärmutterhals wird in den letzten Wochen der Schwangerschaft weicher und verkürzt sich, manchmal öffnet sich sogar schon der Muttermund ein wenig. Im Einzelfall kann das zwar bedeuten, dass das Kind sich früher auf den Weg macht, doch oft kommen auch diese Babys zeitgerecht. "Bei mir war der Muttermund schon früh zwei Zentimeter offen. Drei Wochen vor dem ET (errechneten Termin) dann schon drei Zentimeter, eine Woche vor dem ET schon vier. Doch mein Sohn kam erst bei ET+2", berichtet eine urbia-Userin im Forum Schwangerschaft.

Schleimpfropf geht ab

Öffnet sich der Muttermund, geht auch der kleine Schleimpfropf ab, der den Eingang der Gebärmutter verschlossen und vor Keimen geschützt hat. Das kann Wochen oder auch nur Tage vor der Geburt geschehen. Manche Frauen bemerken einfach etwas Ausfluss, bei anderen ist ein wenig Blut dabei, das Baby "zeichnet", wie Hebammen sagen. Doch viele Schwangere bemerken die Ablösung des Schleimpfropfs auch gar nicht. Ist er abgegangen, empfehlen manche Ärzte, nicht mehr ins Schwimmbad oder die  Sauna zu gehen, weil Keime leichter in die Gebärmutter eindringen können.

Nestbautrieb: Auch die Seele macht sich bereit

Doch nicht nur der Körper, auch die Seele gibt Signale dafür, dass die Entbindung bald bevorsteht. Ein solches Anzeichen ist der "Nestbautrieb", bei dem manch werdende Mutter den starken Drang verspürt, alles nochmal richtig schön fürs Baby zu machen: Es überfällt sie die ungewohnte Lust, alle Fenster zu putzen, die Schränke auszuwischen oder im Baumarkt den Wagen mit Wandfarben zu beladen, um das Babyzimmer doch noch in einer anderen Farbe zu streichen. "Ich habe zwei Wochen vor der Geburt meiner Tochter nochmal das ganze Schlafzimmer umgestellt. Eigentlich war das 'bekloppt': Hochschwanger schob ich ein schweres Bett hin und her, und auch die Wickelkommode und das Babybett" erinnert sich eine Mutter im urbia-Forum.

Innere Unruhe: Körper und Seele machen sich startklar

Andere Frauen wiederum spüren eine Art innere Unruhe. Sie können nicht mehr entspannen und schlafen schlecht. "Seit gestern Nacht bin ich total unruhig. Ich konnte erst um 4 Uhr einschlafen. Meine Nacht war geprägt von Schlaflosigkeit und Heißhungerattacken. Vor allem hat sich mein Gedankenkarussell gedreht ohne Pause", klagt eine Schwangere in der 40. Woche im urbia-Schwangerschaftsforum. Die Unruhe bedeutet, dass Körper und Seele jetzt nicht mehr ganz 'herunterfahren' wollen, sondern Energie bündeln, weil die Geburt vor der Tür steht. Wann genau aber nach solchen Signalen das Baby kommt, ist unterschiedlich.

Das Baby im Bauch bewegt sich weniger

Eher die Ruhe weg hat jetzt dagegen das Baby: Kurz vor dem Start in die Außenwelt werden die Kindsbewegungen oft schwächer. Denn das Ungeborene legt in den letzten zwei Wochen noch einmal bis zu 400 Gramm an Gewicht zu, so dass es eng wird in Mamas Bauch. Aber kann es nicht auch ein schlechtes Zeichen sein, wenn ein Baby sich wenig bewegt? "Zum Ende der Schwangerschaft sind die Bewegungen zwar nicht mehr so ausladend, da weniger Platz vorhanden ist. Sie sind aber in der Menge noch ähnlich", betont Hebamme Martina Höfel in ihrem Online-Beratungsforum. Kinder, denen es nicht gut gehe, verhielten sich dagegen häufig so ruhig, dass die Mutter meine, die Kindsbewegungen seien fast völlig weg. Wenn dieses Gefühl auftauche, sollten Hebamme oder Arzt nachsehen.

Anzeichen für den Beginn der Geburt

Noch bevor die ersten spürbaren Wehen auftreten, meldet sich oft der benachbarte Darm: Er wird unruhig. Denn die wachsende Spannung der Gebärmuttermuskulatur irritiert ihn: "Bei meiner großen Tochter hatte ich zwei Tage vor der Geburt leichten Durchfall", erzählt eine Mutter im urbia-Schwangerschaftsforum. "Ich hatte am Tag der Geburt drei Mal innerhalb von wenigen Stunden weichen Stuhlgang", berichtet eine andere, bei der kurz darauf die Wehen einsetzten.

Wann der kleine Bauchgast sich wirklich auf den Weg macht, bestimmt er selbst: Experten gehen davon aus, dass das Kind ein hormonelles Startsignal gibt, wenn es ausgereift ist. Man vermutet, dass seine Hirnanhangdrüse dann bestimmte Hormone ausschüttet, die wiederum auf das mütterliche Hormonsystem wirken und so die ersten Wehen auslösen.

Woran erkenne ich, dass die Geburt los geht?

Echte Wehen sind meist intensiver

Woher aber weiß eine Frau, dass das, was sie spürt, wirklich echte Wehen sind und damit ein untrügliches Geburtsanzeichen? Die meisten Schwangeren bemerken ein Ziehen in Bauch oder Rücken, oft bis in die Oberschenkel hinein. Diese Wehen sind dabei intensiver als die bisherigen Übungswehen, und sie kommen regelmäßig. Anfangs vielleicht alle 20 Minuten, fast kann frau die Uhr danach stellen. Im Laufe der Stunden werden die Wehenabstände kürzer. Dass das Baby sich auf den Weg macht, wissen manche Frauen aber auch instinktiv: "Ich wusste schon bei der allerersten Wehe, dass es jetzt losgeht. Sie fühlte sich anders an als Übungswehen, war irgendwie schärfer und intensiver", erinnert sich Melina Pfeifer aus Bonn. Im Verlauf der Eröffnungsphase springt irgendwann die Fruchtblase.

Wichtig: Hebammen können davon ein Liedchen singen. So unterschiedlich wie die einzelnen Frauen, so verschieden auch ihr Schmerzempfinden. Angaben darüber, wie sich Wehen anfühlen, sind also immer höchst subjektiv und stellen nur den Versuch dar, Schwangeren das Identifizieren von Wehen zu erleichtern.

Falls sich die Schwangere nicht sicher ist, ob sie nun wirklich "richtige" Wehen hat, kann sie zum Beispiel ein warmes Vollbad nehmen. Hören die Wehen in der angenehmen Wärme wieder auf, dann war's noch nicht wirklich ernst. Bleiben sie wie sie sind oder werden gar stärker, ist der Startschuss für die Geburt gefallen.

Blasensprung: Start mit Überraschungseffekt

Doch bei einer von zehn Frauen startet das Baby lieber mit Knalleffekt in seinen Geburts-Tag: Die Fruchtblase platzt noch vor der ersten Wehe. Manchmal steht frau dabei innerhalb von Sekunden in einem kleinen Teich, manchmal tröpfelt es auch eher. Wodurch aber unterscheidet man Letzteres von unfreiwilligem Urinabgang? Das Tröpfeln von Fruchtwasser kann man nicht durch Anspannung des Schließmuskels stoppen. Auch Hebamme oder Arzt können mit einem Ph-Test bestimmen, ob es sich um Fruchtwasser handelt. Nach einem Blasensprung setzen die Eröffnungswehen innerhalb eines halben bis ganzen Tages ein.

Wann und wie in die Klinik oder ins Geburtshaus?

Geht die Geburt "klassisch" mit Wehen los, muss eine Frau erst dann in die Klinik oder ins Geburtshaus fahren bzw. ihre Hebamme anrufen, wenn die Wehen im Drei- bis Fünfminuten-Abstand kommen. Hebammen nennen manchmal auch die Faustregel, dass es Zeit wird, wenn die Frau während einer Wehe nicht mehr sprechen mag. Bis dahin dauert es meist viele Stunden.

Auch wenn normalerweise noch viel Zeit ist: Nicht abwarten mit dem Gang in die Klinik sollte man bei Blutungen, anhaltenden Schmerzen in der Gebärmutter, Fieber oder Krankheitsgefühl. Aber auch bei  Zwillingsschwangerschaften sowie anderen Besonderheiten (bestimmte Probleme im Vorfeld, manche Erkrankungen der Mutter).

Liegend ins Krankenhaus bei Blasensprung?

Oft liest man, dass eine Frau liegend mit dem Rettungswagen in die Klinik gebracht werden sollte, falls die Geburt mit einem Blasensprung startet. Grund: Es kann in seltenen Fällen passieren, dass sich die Nabelschnur unterhalb des kindlichen Köpfchens befindet. Geht dann das Fruchtwasser ab und der Kopf sackt tiefer, kann er die Nabelschnur abklemmen. Dieses Risiko besteht aber nur, wenn das Kind sich vorher noch nicht ins Becken der Mutter gesenkt hatte.

Was soll ich tun, wenn die Fruchtblase geplatzt ist?

Doch was bedeutet dies konkret für eine Schwangere? "In den letzten Wochen vor dem ET sollte der Frauenarzt bei den Vorsorgeterminen immer sagen, ob sich das Köpfchen des Kindes schon ins Becken gesenkt hat. Die Schwangere kann sonst auch selbst danach fragen", erklärt Gynäkologe Dr. med. Patrick Hirsch aus Unna. "Hat eine Frau einen vorzeitigen Blasensprung (also vor Wehenbeginn) und weiß, dass das Köpfchen ihres Kindes noch hoch steht, sollte sie sich hinlegen und bei ihrer Hebamme oder Entbindungsklinik anrufen." In seltenen Fällen sei dann tatsächlich - nach Rücksprache - ein Liegendtransport ins Krankenhaus angeraten. 

Blasensprung: Wann soll ich liegend in die Klinik fahren?