Steißlage: Wenn das Baby sitzen bleibt
Zur Geburt ist es am besten, wenn das Baby mit dem Kopf nach unten liegt. Fünf Prozent der Babys bleiben jedoch im Mutterleib einfach sitzen.
Beckenendlage: Drehung ist möglich

Als würden sie es ahnen, dass es bald nach draußen geht: Kurz vor dem Geburtstermin drehen sich die meisten Babys mit dem Kopf nach unten - die günstigste Position für eine Entbindung. Meist geschieht das bis zur 32. Schwangerschaftswoche. Dann steht einem natürlichen Start ins Leben nichts mehr im Wege. Bei fünf Prozent aller Schwangerschaften aber bleibt das Baby einfach sitzen - die Medizin spricht von Beckenendlage. In zahlreichen Entbindungskliniken ist es üblich, in diesem Fall grundsätzlich zum Kaiserschnitt zu raten. In unserem Infokasten findest du Links auf Kliniken in Deutschland, die Erfahrung mit der natürlichen Geburt bei Beckenendlage haben.
Geburt aus Beckenendlage: Drehen oder Kaiserschnitt?
Der Kopf ist in der Regel der größte Körperteil des Ungeborenen und am besten geeignet, den Geburtskanal aufzudehnen. Bei einer Geburt aus der Beckenendlage werden zunächst Steiß, Beine, Bauch und der Oberköper mit den Armen geboren. Dann kommt der kritische Augenblick, da der Kopf noch in der Gebärmutter ist und die Nabelschnur abgedrückt wird. Geht es an dieser Stelle nicht vorwärts, wird das Baby nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Den Geburtshelfern steht in diesem Fall eine Reihe von Spezialgriffen zur Verfügung, um dem Kopf den Ausgang zu erleichtern und ihn zu "entwickeln", wie es im Fachchargon heißt. Bei Steißlagen-Entbindungen steht zur Sicherheit stets ein komplettes OP-Team vor der Tür des Kreißsaals bereit. Bleibt das Baby stecken - trotz der Versuche, den Kopf durch Ziehen oder Drehen durch den Geburtskanal zu leiten - wird die Mutter in eine Vollnarkose versetzt, um das Kind bei optimaler Entspannung der Mutter aus dieser kritischen Lage zu befreien.
Steißlage: Erfahrene Geburtshelfer können drehen
Eine Steißlage erfordert nicht per se einen Kaiserschnitt, sagt Dr. Gerd Eldering, ehemaliger Chefarzt des Vinzenz-Pallotti-Hospitals in Bensberg. Babys, die aus der Steißlage geboren werden, sind zwar "während der Geburt kurzzeitig mehr belastet. Das ist jedoch tolerabel." Vorausgesetzt: Die Geburtshelfer sind erfahren und gut ausgebildet. "In Bensberg werden Geburten aus Beckenendlage grundsätzlich von mir oder den Oberärzten betreut, also immer von den gleichen Leuten", erklärt Dr. Eldering. 80 mal im Jahr betreut das Bensberger Team eine Geburt aus dieser ungewöhnlichen Lage - bei etwa 2000 Geburten insgesamt in dieser Klinik.
Damit das Baby sich noch vor der Entbindung dreht: Äußere Wendung
Die äußere Wendung wird meist um die 38. Schwangerschaftswoche stationär praktiziert. Dabei erhält die werdende Mutter ein wehenhemmendes Mittel, das den Bauch entspannt. Unangenehme, aber gut tolerable Nebenwirkung: Eine erhöhte Pulsfrequenz. Ein erfahrener Oberarzt oder eine -ärztin versuchen, den Fetus von außen zu greifen und im Bauch zu einer Rolle rückwärts zu bewegen. Zur Sicherheit steht ein komplettes OP-Team bereit, um bei Komplikationen - wie einem vorzeitigen Ablösen der Plazenta - einzugreifen. Dazu kommt es jedoch sehr selten. Nach Auskunft von Dr. Eldering, der im Vinzenz-Pallotti-Hospital mehr als 20 Jahren die äußere Wendung praktizierte, kam es während dieser Zeit nur in fünf bis zehn Fällen zum Kaiserschnitt. Dagegen steht eine hohe Erfolgsquote der äußeren Wendung von mehr als 50 Prozent.
Was Mütter selbst versuchen können
Neben der äußeren Wendung, die von Fachkräften in der Klinik durchgeführt wird, gibt es Verfahren, um das Kind zur Wendung im Mutterleib zu bewegen, die von der Mutter selbst - am besten mit der Hilfe ihres Partners - praktiziert werden können. Bei der "indischen Brücke" begibt sich die Schwangere zweimal täglich in eine für sie und das Kind extrem unbequeme Lage: Auf dem Rücken liegend werden Bauch und Becken für zehn Minuten möglichst hoch gelagert, der Kopf bleibt dabei am Boden. Der Stress dieser unangenehmen Stellung bewegt manche Babys dazu, sich doch noch in die richtige Geburtsposition zu drehen.
Eine ebenso natürliche Methode, um dem Baby einen Schubs zu geben, kommt aus China und trägt den geheimnisvollen Namen Moxibustion. Eine Zigarre aus getrocknetem Beifuß wird zweimal täglich für jeweils zehn Minuten in die Nähe zweier Punkte (Meridiane) am Fuß gehalten, um sie durch Hitze zu stimulieren. Es handelt sich um einen Punkt, der den Uterus entspannen soll und einen zweiten, der das Kind zu Bewegungen animiert. Gute Erfahrungen mit dem fernöstlichen Verfahren hat die Kölner Hebamme Christa Bleit-Oelmann gemacht, die den Schwangeren, die sie betreut, seit 15 Jahren Moxibustion nahebringt. "Es ist etwas, was die werdenden Eltern selbst tun können" und führt häufig zum Erfolg. Einziger Nachteil: Die Moxi-Zigarren werden nicht von der Krankenkasse bezahlt, stellen aber mit etwa fünf Euro das Stück keine allzu große Belastung für den Geldbeutel dar.
Wer kann eine Steißlagengeburt wagen?
Bleibt das Baby hartnäckig sitzen, können Mütter in vielen Fällen dennoch normal entbinden, wenn
- das Baby nicht im Mutterleib unterversorgt war und daher relativ klein geblieben ist
- der Kopf des Kindes nicht zu groß ist im Vergleich zum kleinen Becken der Frau
- der Bauchumfang des Kindes nicht viel geringer ist als der des Kopfes
- die Geburtshelfer regelmäßig Geburten aus Beckenendlagen betreuen
- die werdende Mutter sich eine vaginale Entbindung aus der Beckenendlage zutraut.