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Geburt

Wie fühlen sich die Wehen an?

Geht es schon los oder ist das Ziehen im Unterleib nur ein Fehlalarm? Vor allem für Erstgebärende gar nicht so leicht, das zu unterscheiden. Wir erklären dir, was Wehen sind, wie sie sich anfühlen und wann es Zeit wird, in die Klinik zu fahren.

Autor: Christina Amin

Was sind Wehen eigentlich genau?

Wehen
Foto: © iStock, Adene Sanchez

Zieht sich die Gebärmuttermuskulatur während der Schwangerschaft rhythmisch zusammen, sprechen Mediziner und Hebammen von Wehen. Was allerdings die Wenigsten wissen: Nicht jede Wehe leitet auch wirklich die Geburt ein. Vielmehr spüren Frauen im Laufe ihrer Schwangerschaft immer wieder Kontraktionen. Häufig trainiert die Gebärmutter damit für die eigentliche Entbindung. Oder aber die Wehen sorgen dafür, dass das Kind tiefer in das Becken der Mutter rutscht und schon einmal die Startposition für die Geburt einnimmt. Treten die Wehen allerdings regelmäßig auf und werden die Abstände zwischen den Kontraktionen geringer, handelt es sich wahrscheinlich um echte Geburtswehen.

Wie fühlen sich Übungs- und Vorwehen an?

Vielleicht weißt du es gar nicht, aber tatsächlich bereitet sich deine Gebärmutter bereits etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche auf die Geburt vor. Bei den sogenannten Übungswehen (Braxton-Hicks-Kontraktionen) zieht sich der Uterus kurz zusammen und entspannt sich wieder. Übungswehen können mehrmals täglich in unregelmäßigen Abständen auftreten und dauern etwa 30 bis 60 Sekunden an. Was Schwangere davon merken, ist individuell verschieden. Die einen fühlen nur, dass ihr Bauch ab und zu hart wird und unangenehm spannt. Die anderen haben leichte Unterleibsschmerzen, vergleichbar mit Menstruationsbeschwerden. Übrigens: Stress und Anstrengungen können die Wehen verstärken. Daher gönn dir regelmäßig Pausen und ruh dich aus. Was ebenfalls hilft: die Einnahme von Magnesium, das die Muskeln entspannt. Wie bei allen anderen Präparaten gilt aber auch hier: Bitte besprich das vorher mit deinem Gynäkologen. Er kann dich auch zur genauen Dosierung beraten.

Gegen Ende der Schwangerschaft, etwa ab der 36. Schwangerschaftswoche, werden die Kontraktionen etwas intensiver – dein Körper trifft mit diesen Vorwehen letzte Vorbereitungen. Bis zur Geburt können allerdings noch Tage oder sogar Wochen vergehen.

Wie fühlen sich vorzeitige Wehen an?

Klar bist du beunruhigt, wenn du Wehen vor dem errechneten Geburtstermin spürst. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei allerdings um normale Übungswehen, mit denen dein Uterus sich auf die Geburt vorbereitet.  In seltenen Fällen kommt es jedoch zu echten Geburtswehen, die vor der 36. Schwangerschaftswoche beginnen und tatsächlich sehr schmerzhaft sein können.

An diesen Anzeichen erkennst du, dass deine Wehen vorzeitige Geburtswehen sind:

  • Die Wehen treten häufiger als dreimal stündlich auf.
  • Sie kommen in regelmäßigen Abständen und werden von Mal zu Mal stärker.
  • Eventuell hast du zusätzlich Rückenschmerzen.
  • Es können Blutungen auftreten.
  • Du spürst einen Druck nach unten.
  • Möglich ist auch, dass die Fruchtblase platzt.

Treten oben genannte Anzeichen bei dir auf, geh bitte zu einem Gynäkologen oder in die Klinik und lass die Gründe hierfür abklären. Frühzeitige Wehen verkürzen nämlich den Gebärmutterhals. Das Baby wird tiefer ins Becken geschoben und der Muttermund öffnet sich – eine Frühgeburt droht.

Wie fühlen sich Senkwehen an?

Gegen Ende der Schwangerschaft, etwa ab der 36. SSW, spürst du eventuell schon etwas intensivere Wehen. Kein Grund zur Sorge, auch diese Kontraktionen leiten die Geburt noch nicht ein. Die sogenannten Senkwehen schieben dein Kind tiefer ins Becken und bringen dein Baby in die beste Startposition für den großen Tag. Wie stark Frauen die Senkwehen wahrnehmen, ist individuell verschieden. Der Druck des kindlichen Kopfs auf das Becken der Mutter kann mitunter zu Schmerzen im Unterleib und Rücken führen. Vielleicht spürst du aber auch gar nichts von alledem und nimmst lediglich die körperlichen Veränderungen wahr: Der Bauch rutscht tiefer, du musst häufiger auf Toilette, kriegst nun aber auch wieder besser Luft. Vielleicht kannst du nun auch wieder mehr essen und das Sodbrennen lässt nach.

Daran erkennst du Senkwehen:

  • Senkwehen treten etwa ab der 36. Schwangerschaftswoche auf.
  • Die Kontraktionen dauern zwischen 30 und 60 Sekunden, dazwischen liegen größere Abstände von mehr als 15 Minuten
  • Der Bauch wird hart und es zieht in Becken und Rücken.
  • Der Bauch rutscht tiefer, wird oben flacher und unten runder.
  • Du bekommst wieder besser Luft.
  • Das Sodbrennen lässt nach.
  • Du musst häufiger auf die Toilette, weil das Baby nun auf die Blase drückt.

 

 

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du Senkwehen oder schon echte Geburtswehen hast, probiere Folgendes: Gehe warm duschen oder baden. Lassen die Kontraktionen nach, kannst du dir sicher sein, dass es sich bei deinen Schmerzen um Senkwehen handelt. Nehmen die Wehen zu, dann mach dich bereit für die Fahrt in die Klinik. Höchstwahrscheinlich hast du dann bereits Kontraktionen, die die Geburt einleiten.

Das sagen unsere User über Senkwehen im Urbia-Forum:

alena93
„Also meine (vermutlich ) senkwehen fühlen sich so an dass mein Bauch hart wird und gleichzeitig ein massiver Druck nach unten stattfindet.“

honeymoon26
„Beim ersten Sohn hatte ich sowas nicht. Jetzt gestern Abend bei meiner Tochter aber dieses plötzliche Rückenziehen bis in den Bauch und beim Stehen und Gehen Druck nach unten.“

Jetzt wird es ernst: Wie fühlen sich Eröffnungswehen an?

Wehen
Foto: © iStock, chameleonseye

Die ganze Schwangerschaft über hast du dich gefragt: Wie wird es wohl sein, wenn es endlich losgeht? Woran merke ich überhaupt, dass ich echte Geburtswehen habe? Vielleicht hast du in den vergangenen Wochen mit anderen Müttern oder deiner Hebamme gesprochen. Häufige Antwort: „Wenn es los geht, wirst du es definitiv merken.“ Das hilft dir zunächst natürlich nicht dabei, einzuschätzen, was auf dich zukommt. Gerade zu Beginn der Eröffnungsphase lassen sich Geburtswehen nur schwer von Senkwehen unterscheiden. Dennoch gibt es ein paar sichere Anzeichen, die dir sagen: Jetzt geht es wirklich los! Möglich ist, dass:

  • du bereits den Schleimpfropfen verloren hast,
  • die Fruchtblase platzt,
  • du Blutungen bekommst
  • oder ein warmes Bad die Wehen eher verstärkt als mindert.

Ein Fünkchen Wahrheit ist aber dran an dem Spruch, dass du merken wirst, wenn es wirklich losgeht. Denn Wehen, die die Geburt tatsächlich einleiten, unterscheiden sich vor allem in Abständen und Intensität von Vorwehen und Senkwehen:

  • Die Wehen kommen in regelmäßigen Abständen (Zu Beginn etwa alle 20 Minuten).
  • Die Abstände werden mit der Zeit kürzer.
  • Die Kontraktionen dauern zwischen 30 und 45 Sekunden.
  • Die Schmerzen kommen wellenartig, steigern sich zu einem Höhepunkt und werden dann wieder schwächer. Die Wehenpause ist sogar völlig schmerzlos.
  • Zu Beginn kannst du die Wehen noch ganz gut wegstecken, dich vielleicht noch unterhalten. Mit zunehmender Zeit wird das aber schwieriger und du bist bei einer Kontraktion ganz auf dich und deinen Körper konzentriert.
  • Vielleicht hast du den Drang, dich zu bewegen, um die Schmerzen erträglicher zu machen.

 

Eine Umfrage auf dem Facebook-Profil von ELTERN.de zeigt, dass Schwangere die Eröffnungswehen ganz unterschiedlich wahrnehmen. Eine Userin beispielsweise schreibt, dass sie die Wehen, bis ihr Muttermund 8 cm geöffnet war, kaum gespürt hat. Eine andere beschreibt den Beginn der Geburtswehen wie „Perioden-Schmerzen, die alle paar Minuten kommen und schmerzhafter werden.“

Die Eröffnungswehen sind die längste Phase einer Entbindung. Bei Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, können sie bis zu 12 Stunden andauern. Die Kreißsaal-Hebamme steht dir in dieser Zeit zur Seite. Vielleicht hast du bei deinem Geburtsvorbereitungskurs schon gehört oder ausprobiert, was dir jetzt helfen kann. Wenn nicht, haben wir hier ein paar Vorschläge:

  • Dein Partner kann dein Kreuzbein massieren.
  • Vielen Frauen hilft Bewegung. Du kannst dich zum Beispiel auf einen Gymnastikball setzen und dein Becken kreisen. Oder aber du hältst dich an einem Seil, einer Sprossenwand oder deinem Partner fest und bewegst den unteren Rücken und Po.
  • Entspannungs- und Atemübungen.
  • Wärme, egal ob als Kirschkernkissen, das du dir auf den Rücken legst, oder als Wannenbad im Kreißsaal.
  • Homöopathische Mittel, Akupunktur oder Bachblüten- und Aromatherapie.
  • Lachgas oder eine PDA.

Wie fühlen sich Austreibungs- bzw. Presswehen an?

Wehen
Foto: © iStock, kieferpix

Ist der Muttermund mit 10 cm vollständig geöffnet, sprechen Ärzte und Hebammen von Austreibungswehen. In dieser Phase kommt es etwa alle 4 bis 10 Minuten zu Kontraktionen, die deine volle Aufmerksamkeit beanspruchen. Die Phase der Austreibungswehen dauert etwa eine Stunde an. Hast du bereits ein Kind geboren, geht es häufig schneller.

Dein Körper schüttet jede Menge Oxytocin aus und du vergisst alles andere um dich herum. Dein Baby schiebt sich nun durch das Becken und den Geburtskanal. Trifft sein Köpfchen auf den Beckenboden, kommt es zu den Presswehen. Ob du willst oder nicht – du verspürst nun den unweigerlichen Drang zu pressen. Die Kontraktionen kommen nun alle 2 bis 3 Minuten. Aktives Mitpressen kann die Austreibungsphase enorm verkürzen. Mit den letzten Presswehen kommt zuerst das Köpfchen deines Babys, dann die Schultern und zuletzt Rumpf und Beine. Typisch für diese Phase der Entbindung: Werdende Mütter äußern recht energisch, dass sie die Wehen nun wirklich nicht mehr aushalten können und die Geburt am liebsten abbrechen möchten. Dass das nicht geht, ist klar. Hebammen kennen diese Situationen zu genüge und können die werdende Mutter häufig beruhigen. Das Baby ist nämlich ganz bald da.

Wenn du noch kein Kind geboren hast, möchtest du natürlich wissen, wie sich diese Presswehen, kurz bevor dein Baby kommt, tatsächlich anfühlen. Vielleicht hast du auch ein bisschen Angst davor, weil du aus Film und Fernsehen bisher nur Horrorstorys kennst. Dazu sei zunächst einmal gesagt: Jede Geburt ist anders. Über die dramatischen und spektakulären Entbindungen wird einfach viel mehr gesprochen, weil sie halt spannend sind.

Fakt ist: Die meisten Frauen fühlen in den Presswehen einen starken Druck nach unten und haben das Gefühl, noch einmal dringend auf Toilette zu müssen. Das Baby drückt bei seinem Weg nach draußen auf den Darm – daher das Gefühl, als käme Stuhlgang.

Wie die Schmerzen bei der Entbindung empfunden werden, ist von Frau zu Frau völlig unterschiedlich. Während in unserem Urbia-Forum die einen von kaum aushaltbaren Schmerzen schreiben, berichtet eine andere Userin, dass die Presswehen ohne jegliche Schmerzmittel gut auszuhalten waren. Eine Neu-Mama erzählt sogar, dass sie die Presswehen viel angenehmer als die Eröffnungswehen wahrgenommen hat, weil sie sich durch das Pressen aktiv an der Entbindung beteiligen konnte. Und sie schreibt sogar, dass sie sich ganz kraftvoll und beglückt fühlte, weil sie spürte, was ihr Körper, trotz ihrer vermeintlichen Unsportlichkeit, alles leisten konnte.

Wie du siehst, werden die Wehen von Frauen ganz unterschiedlich empfunden. Am besten, du machst dir nicht zu viele Gedanken und lässt die Entbindung einfach auf dich zukommen. Und sei dir sicher, die Hebammen im Kreißsaal haben von Homöopathie über Lachgas bis hin zur PDA eine ganz Reihe an Möglichkeiten, dir die Schmerzen zu erleichtern, wenn du das möchtest.

Wie fühlen sich Nachwehen an?

Stillen
Foto: © iStock, AleksandarNakic

Mit der Geburt deines Kindes hast du das Anstrengendste und häufig auch Schmerzhafteste geschafft. Und trotzdem wirst du noch Wehen haben – und das ist normal und ein wichtiger Teil der Rückbildung. Mit den Nachwehen zieht sich deine Gebärmutter immer wieder zusammen und stillt damit die Blutung an der Stelle, an der die Plazenta gesessen hat. Die Wunde heilt besser und die Gebärmutter zieht sich nach und nach zurück und ist schon nach etwa zwei Wochen wieder so klein wie vor deiner Schwangerschaft. Von Tag zu Tag wird die Blutung, der sogenannte Wochenfluss, geringer.

Nachwehen können von kaum spürbar bis hin zu schmerzhaft reichen und einige Tage lang kommen. Häufig sind sie stärker, wenn du dein Kind stillst. Dabei wird nämlich das wehenfördernde Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Frauen, die ihr zweites oder drittes Kind geboren haben, haben häufig stärkere Schmerzen als Erstgebärende, weil sich ihre Gebärmutter vorher bereits stärker gedehnt war und sich nun auch mehr zurückbilden muss.

Das hilft dir bei Nachwehen:

  • Zunächst gilt im Wochenbett generell: Gönne dir Ruhe und erhol dich von den Strapazen.
  • Leg dir beim Stillen ein warmes Kirschkernkissen auf den Bauch.
  • Nimm eine warme Dusche.
  • Trinke Tee mit Anis, Kümmel oder Fenchel – das wirkt entkrampfend.
  • Bei starken Schmerzen kannst du in Absprache mit deiner Hebamme oder deinem Gynäkologen Ibuprofen einnehmen.

Wehen-Arten im Überblick

Wehenart Welche Funktion haben diese Wehen? Wann? Wie fühlen sich die Wehen an?
Vorwehen Mit den Übungswehen trainiert die Gebärmutter für die Geburt deines Kindes. Etwa ab der 20. SSW
 
Die meisten Schwangeren spüren lediglich ein Ziehen im Unterbauch.
Senkwehen Sie schieben das Kind tiefer ins Becken und in den Geburtskanal. Das Kind nimmt quasi seine Startposition für die Geburt ein. zwischen der 36. und der 38. SSW Manche Schwangere verspüren lediglich Spannung und Druck, andere berichten von einem Ziehen im Rücken oder im Unterbauch oder allgemeines Unwohlsein.
Eröffnungswehen Sie sind ein verlässliches Zeichen für die bevorstehende Geburt. Ab der 37. SSW auf, häufig erst in der 40. Woche. Eröffnungswehen beginnen oben unter der Brust und wandern langsam nach unten. Die Intensität steigt stetig.
Austreibungswehen Sie dienen dazu, das Kind aus der Gebärmutter durch die Scheide auf die Welt zu schieben. Während der Geburt Diese Wehen sind die wohl intensivsten überhaupt.
Nachwehen Die Nachwehen sorgen dafür, dass die Gebärmutter zu ihrer ursprünglichen Größe zurückkehrt. Außerdem stimulieren sie direkt nach der Geburt die Ablösung der Plazenta. Die Phase der Nachwehen dauert für gewöhnlich nicht länger als zwei bis vier Tage. Mütter beschreiben die Nachwehen als leichtes Ziehen im Unterbauch. Bei weiteren Geburten kann der Schmerz stärker werden.