Sorgenlose Frauen werden schneller schwanger
Sorgen beeinträchtigen die Fruchtbarkeit. Das wollen US-Forscher nun erwiesen haben. Ihr simpler Rat an Frauen mit Kinderwunsch: Ganz einfach alle Ängste und Sorgen über Bord werfen!
Weniger Eizellen durch Sorgen

Schon Jesus hatte eher davon abgeraten, sich Sorgen zu machen ("Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet..."). Sich Sorgen machen hilft nichts, führt zu Schlaflosigkeit und gräbt tiefe Falten ins Gesicht. Wir alle wissen es, aber manchmal überfallen sie uns doch. Besonders nachts um vier oder fünf Uhr. Da liegen wir dann wach und zermartern uns das Hirn, wie wir die nächste Miete bezahlen sollen, wie wir unseren Sohn davon abbringen, seine Schulkameraden zu verprügeln oder wie wir für unsere Kinder ein harmonisches Familienleben aufrecht erhalten, obwohl unser Partner neuerdings eine Geliebte hat.
Dass es uns nicht nur kaum weiter hilft, uns allzu viel zu sorgen, sondern sogar schädliche Folgen haben kann, scheint nun eine neue amerikanische Studie eindrucksvoll zu belegen. Sorgen um die Gesundheit, Arbeit oder Finanzen machen es Frauen schwerer, sich ihren Wunsch nach einem Kind zu erfüllen, will man an der Universität von Kalifornien in San Diego herausgefunden haben. Am besten sei es, alle Ängste über Bord zu werfen und möglichst glücklich und entspannt zu sein, so der ebenso biedere wie gut gemeinte Rat von US-Forschern an Frauen, die Probleme mit der Fruchtbarkeit haben. Ihre Empfehlung stützt sich auf eine Untersuchung über die Erfolgsrate künstlicher Befruchtungen, die das Journal "Fertility and Sterility" (Bd. 81, Nr. 4) vorstellte. Empfehlungen, wie man Ängste und Sorgen so mir nichts dir nichts über Bord wirft, wurden von den Wissenschaftlern leider nicht mitgeliefert.
Die Studie verglich die Erfolgsrate der künstlichen Befruchtung von 151 Frauen mit ihrem Gemütszustand, den sie selbst auf Fragebögen beschrieben. Danach produzierten gestresste Frauen 20 Prozent weniger Eizellen als entspannte Frauen. Fast identisch war auch das Verhältnis von Sorgen und Erfolg bei der Befruchtung selbst, wie Hillary Clonoff-Cohen und Kollegen in dem Fachblatt berichten.
Grübeln über Arbeitsausfall ist Stressfaktor
Patientinnen, die sich während der Behandlung den Kopf über ihren Arbeitsausfall zerbrachen, hatten sogar 30 Prozent weniger Erfolg bei der Befruchtung. "Sorgen um die verpasste Arbeit und die medizinischen Prozeduren der Fruchtbarkeitsbehandlung sind eindeutig Stressfaktoren", kommentierte die Präsidentin der US-Gesellschaft für Reproduktive Medizin, Marian Damewood, und Stress beeinflusse etliche Körperfunktionen bekanntermaßen negativ.
Damewood folgert daraus, dass Fruchtbarkeitskliniken den betroffenen Frauen zumindest mit mehr Aufklärung über die Therapie und flexibleren Klinikstunden helfen können.
Immerhin ein Schritt: Aber wer nimmt Frauen mit Kinderwunsch den Stress, der durch den übermäßigen Kinderwunsch entsteht? Wer hilft bei Geldsorgen, die durch die kostspielige Behandlung neue Nahrung erhalten, wer hilft gegen Überlastung, Zeitknappheit, den rigiden Arbeitgeber und eine verständnislose Umwelt? "Werfen Sie einfach alle Ängste und Sorgen über Bord", säuselt der simple Wahrheiten nicht scheuende US-Forscher. Wenn das mal so einfach wäre!