Aufmerksamkeit fördern

Mein Kind kann sich nicht konzentrieren

Kleinkinder können sich durchschnittlich fünf bis sieben Minuten lang konzentrieren, ältere Kindergartenkinder maximal 15 bis 20 Minuten. Und so mancher kleine Sausewind ist meilenweit davon entfernt, überhaupt so lange aufmerksam sein zu können. Was jetzt hilft.

Autor: Dr. Andrea Schmelz

Konzentrationshelfer: Spiele, Bücher, Haushalt

Kinder Konzentration
Foto: © mauritius images/ fancy

Bleibe geduldig!

Auch wenn dir die Zeitspanne, die dein Kind konzentriert bei der Sache bleiben kann, eher (zu) kurz vorkommt oder andere Kinder viel konzentrierter sind: Du kannst deinen Sprössling durch ständiges „Üben“ nicht aufmerksamer machen! Ein ruhiges Kind kann sich meist länger mit einem Spielzeug beschäftigen als ein sehr aktives, das immer wieder von neuen Dingen in den Bann gezogen wird. Und wenn dein Kind an etwas wirklich interessiert ist, klappt es von Haus aus besser mit der Konzentration. Deswegen kann dein Sohn beispielsweise verschiedenste Automarken unterscheiden, sich aber auch nach dem 20. Mal nicht merken, dass die Jacke an die Garderobe gehört…

Spielen ist gut für die Konzentration

Sicher gibt es auch bei dir Zeiten, da ist dein Nachwuchs voll und ganz bei der Sache, etwa, wenn dein Kind konzentriert mit Lego baut oder in ein Rollenspiel mit seinen Bauernhof-Tieren versunken ist. Störe es dann so wenig wie möglich und verschiebe Unterbrechungen möglichst auf später.

Um konzentriertes Spielen zu fördern, eignen sich vor allem Spielsachen, mit denen dein Kind sich eine Weile allein beschäftigen kann (z.B. Steck-, Schraub- oder Legespiele, Legosteine, Puzzles). Wichtig ist allerdings, dass dein Kind an dem betreffenden Spielzeug auch wirklich Spaß hat. Wenn es dann „fertig“ gespielt hat, kannst du dir das Ergebnis zeigen lassen und natürlich kräftig loben, was dein Schatz Tolles zuwege gebracht oder wie intensiv es sich damit befasst hat.

„Flattert“ dein Kind von einem zum nächsten Spielzeug und kann sich mit nichts länger beschäftigen, solltest du nur wenige (Lieblings-)Spielsachen anbieten, diese aber immer wieder austauschen.

Bleiben Puzzles, Bauwerke oder Bilder zumeist unvollendet, kannst du dein Kind zum Durchhalten motivieren. Will dein Kind gerade aufgeben, setze dich dazu und spiele mit. Hilf z.B. dabei, einige passende Puzzleteile herauszusuchen, oder stelle Fragen zum Bauwerk oder Bild, sodass dein Kind durch deine Zuwendung belohnt wird, wenn es bei der Sache bleibt.

Achte darauf, dass dein Kind beim Spielen nicht von außen abgelenkt wird. Ein laufender Fernseher oder ständige „Beschallung“ durch Radio oder CDs verhindern, dass dein Kind voll und ganz bei der Sache ist.

Bilderbücher helfen bei der Sache zu bleiben

Beginne schon früh (am besten schon vor dem ersten Geburtstag) mit deinem Kind Bilderbücher anzusehen. Anfangs sind Pappbücher mit einem bunten Alltagsgegenstand pro Seite am besten geeignet. Solch ein Buch überfordert die Aufmerksamkeit nicht und auch die Kleinsten können bis zum Schluss „mitblättern“. Kann dein Kind schon sprechen, kannst du fragen: „Wie heißt das?“. Es wird stolz sein, dir zu sagen, was auf den Bildern zu sehen ist. Kann es noch nicht sprechen, kannst du es auffordern „Zeig mir mal …“ und es kann auf den entsprechenden Gegenstand deuten. Zeige dich begeistert über die Mitarbeit deines Kindes, dann wird es mit Eifer bei der Sache bleiben.

Nicht selten kommt es vor, dass zapplige Kinder beim Vorlesen von Bilderbüchern nicht bis zum Schluss dabei bleiben können. Oft ist dann der vorgelesene Text im Verhältnis zu den vorhandenen Bildern zu viel. Ignoriere in diesen Fällen den Text und sprich mit deinem Kind nur über die Bilder. Beziehe dein Kind aktiv ein und lasse dir erzählen, was es auf den einzelnen Abbildungen sehen kann. Auch so kann es lernen, einer Geschichte bis zum Schluss zu folgen.

Konzentrationstraining Haushalt

Mache dir zunutze, dass Klein- und Kindergartenkinder am liebsten oft genau das tun wollen, was Mama oder Papa auch machen. Lasse deinen Nachwuchs also einfach bei der täglichen Hausarbeit helfen. Besonders geeignet sind Tätigkeiten, bei denen dein Kind nachher gut sehen (bzw. herzeigen) kann, was es geschafft hat. Besonders stolz sind die Kleinen, wenn sie beim Kochen oder Backen geholfen haben und etwas Leckeres entstanden ist, das sie selbst gerne essen.

Frage dein Kind, wobei es helfen möchte. Je nach Alter und Geschicklichkeit kann es Obst oder Gemüse waschen, Teig rühren, Sahne schlagen, Pizza belegen oder sogar weiches Obst schneiden helfen. Will dein Kind vorzeitig aufhören, motiviere es damit, wie viel es schon geschafft hat oder dass es fast fertig ist. Singt gemeinsam oder erzähle währenddessen eine Geschichte, damit ihm die Zeit nicht zu lang wird. Notfalls unterstützt du es, damit es schneller fertig wird, oder beziehst es durch Fragen („Sollen wir das so machen?“, „Möchtest du Schokotröpfchen in den Teig tun?“) stärker ein. Betone, welch große Hilfe es dir ist oder wie der Papa oder das Geschwisterkind staunen werden, wenn sie erfahren, dass dein Kind so tüchtig geholfen hat. Bedanke dich in jedem Fall zum Schluss für die Mithilfe – das macht dein Kind stolz und motiviert für kommende Aufgaben.

Schnell zu viel: Fernsehen und Computer-Spiele

Fernsehen nur wohldosiert

Auch wenn viele Kinder wie gebannt auf die Mattscheibe schauen, sobald der Fernseher läuft: Die Flimmerkiste ist der Konzentration nicht zuträglich. Eine Studie des Children Hospitals in Seattle (USA) ergab, dass sich Siebenjährige in der Schule umso schlechter konzentrieren konnten, je länger sie in den ersten drei Lebensjahren täglich vor dem Fernseher gesessen hatten. Konkret kam heraus, dass mit jeder Stunde TV-Konsum pro Tag das Risiko für die Entwicklung von Konzentrationsstörungen um zehn Prozent ansteigt.

Kleinkinder unter zwei bis drei Jahren sollten noch nicht regelmäßig fernsehen (allenfalls ausnahmsweise, maximal 15 Minuten, mit Mama oder Papa zusammen). Für Kindergartenkinder ab drei Jahren gelten bis zu 30 Minuten Fernsehkonsum pro Tag als unbedenklich. Natürlich sind hierbei immer altersgerechte Kindersendungen gemeint, damit dein Kind sich nicht ängstigt oder überfordert ist.

Auch Computerspiele immer in Maßen

Ähnlich wie Fernsehen kann auch die häufige Nutzung von Spielen am PC, Tablet oder Smartphone zu einer Reizüberflutung führen, denn schnelle und wechselnde Bildfolgen stellen „Dauerfeuer“ für das Gehirn dar. Medien liefern Informationen in kleinen Häppchen und schnellen Bildwechseln. Kinder gewöhnen sich beizeiten daran und haben dann Schwierigkeiten, bei scheinbar „langweiligeren“ Tätigkeiten bzw. anspruchsvolleren Aufgaben die nötige Konzentration, Ausdauer und Frustrationstoleranz aufzubringen – mit fatalen Auswirkungen z.B. für den Schulunterricht.

Kleinkinder sollten noch gar keine Computer-Spiele spielen und auch Kindergartenkinder können darauf verzichten. Es genügt, wenn sie im Schulalter mit der Computer-Nutzung vertraut werden. Dann ist – neben vielfältigen anderen Aktivitäten – gegen das eine oder andere Spiel nichts einzuwenden, wenn dein Kind im Grundschulalter nicht länger als 30 Minuten täglich „daddelt“. Zwischen 10 und 13 Jahren werden 60 Minuten als Obergrenze empfohlen, für ältere Kinder 90 Minuten.

Konzentration kann man üben

Spiele für konzentrierte Köpfchen

Sicher kennst du Memory und Lotto, zwei altbekannte, aber trotzdem aktuelle Spieleklassiker, die Konzentration und Aufmerksamkeit fördern. Das Schöne daran ist, dass Kinder hier viele Erfolgserlebnisse haben, weil sie sich Details besser merken können und daher „spielend“ gegen Mama oder Papa gewinnen – ein Riesenpluspunkt, der die Motivation zu einem weiteren Spiel fördert!

Lotto-/Memory-Kärtchen oder Dominosteine können gut für andere Spielideen genutzt werden. Lege maximal zehn Kärtchen bzw. Steine in einer Reihe aus und bitte dein Kind, gut hinzusehen und sich die Reihenfolge einzuprägen. Danach schicke dein Kind aus dem Zimmer und lege ein Kärtchen/einen Stein an eine andere Stelle. Bitte dein Kind, die ursprüngliche Reihenfolge wieder herzustellen. Du kannst mit der Zeit den Schwierigkeitsgrad steigern und mehrere Teile vertauschen, dann wird die Aufgabe noch kniffliger.

Das Korbrätsel

Nach demselben Prinzip funktioniert auch das folgende „Korbrätsel“: Lege maximal zehn Gegenstände (z.B. Schlüsselbund, Taschenlampe, Buch, Löffel, Bleistift, Spielzeugauto, Bauklotz, Untersetzer) in deomen Einkaufskorb. Wieder soll dein Kind die Gegenstände genau betrachten, dann wird es hinausgeschickt und du entfernst einen oder mehrere Gegenstände. Weiß dein Kind, was fehlt? Alternativ kann dein Kind sich die Dinge im Korb einprägen, dann wird dieser weggestellt und dein Kind versucht, alle Gegenstände aus dem Gedächtnis aufzuzählen.

Achtung: Fange nicht zu schwer an! Beginne mit nur wenigen Gegenständen, damit dein Kind ohne Mühe die richtige Antwort weiß. So ist es motiviert für weitere Spielrunden und wird mit der Zeit auch kniffligere Aufgaben bewältigen.