Babygeschlecht: Was ist dran an der Nub-Theorie?
Viele Schwangere wollen so früh wie möglich wissen, welches Geschlecht ihr Baby hat. Kann die Nub-Theorie per Ultraschall früher eine Antwort liefern? Nach dieser Theorie kann der Arzt das Geschlecht des Babys theoretisch schon um die 12. Schwangerschaftswoche beim Ultraschall bestimmen. Wir sagen, was dran ist.
Was bedeutet eigentlich Nub?

Lange Zeit mussten alle Schwangere bis zur zweiten Ultraschall-Untersuchung zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche warten, um endlich eine gesicherte Antwort auf die Frage „Ist es ein Junge oder ein Mädchen?" zu bekommen. Für besonders ungeduldige werdende Eltern lässt sich heutzutage die Zeit der Ungewissheit durch die in den späten 1990er Jahren entwickelte Nub-Theorie vermeintlich abkürzen. Mit ihr kann unter bestimmten Voraussetzungen schon um die 12. Schwangerschaftswoche herum beim Ersttrimester-Screening im Ultraschall das Geschlecht des Babys bestimmt werden.
„Nub" ist erstmal nur ein kleiner Stummel
Und das funktioniert so: Alle kleinen Jungen und Mädchen haben im frühen Entwicklungsstadium eine Art Vorsprung oder Stummel (englisch: nub) im Genitalbereich. Bei Jungen beginnt die kleine Wulst etwa ab der achten Schwangerschaftswoche durch das Hormon Testosteron zu wachsen und Penis und Hodensack entwickeln sich. Bei einem Mädchen entstehen aus der Wölbung Klitoris und Schamlippen. Dennoch lässt sich erst ab etwa Ende der 11. Schwangerschaftswoche überhaupt ein Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennen. Für den Laien sehen zu diesem frühen Zeitpunkt die Genitalien beider Geschlechter nahezu gleich aus. Erfahrene Experten erkennen jedoch schon winzige Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen.
Nub-Methode: Arzt berechnet Winkel zur Wirbelsäule
Bei der Beurteilung des Geschlechts helfen den Ärzten Erkenntnisse über die Baby-Genitalien im ersten Drittel der Schwangerschaft und darüber, dass der Nub in diesem Stadium bei allen Babys ein bisschen hervorragt. Der Arzt berechnet dann den Winkel, den der „abstehende" Nub im Verhältnis zur Wirbelsäule des Babys beschreibt: Zeigt der Nub mit einem größeren Winkel als 30 Grad zur Wirbelsäule, ist das Baby höchstwahrscheinlich ein Junge. Liegt der Nub in einem Winkel von weniger als 30 Grad zur Wirbelsäule, liegt er parallel oder ist er nach unten gerichtet, ist es wohl ein Mädchen. Einige Experten sagen auch, dass sie aus der Länge und Form des Nub zusätzlich Rückschlüsse auf das Geschlecht des Babys ziehen können: Ist das Nub-Ende verästelt, lässt das eher auf ein Mädchen schließen, während ein Schatten am Nub-Ende für einen Jungen spricht.
Ist die Geschlechts-Vorhersage seriös?
Grundsätzlich gilt: Vor der 12. Schwangerschaftswoche ist keine verlässliche Aussage über das Geschlecht möglich, weil sich die Lage des Nub in der Zeit nahezu täglich verändern kann. Dr. Kai-Sven Heling, Frauenarzt und Spezialist auf dem Gebiet der Pränataldiagnostik mahnt aber zur Vorsicht: „Nach den gesetzlichen Bestimmungen zur Gendiagnostik dürfen Ärzte vor Ablauf der 14. Schwangerschaftswoche – von der letzten Menstruation gerechnet - den Eltern das Geschlecht des Babys überhaupt nicht verraten." Und selbst dann sollten sich die werdenden Mütter und Väter keineswegs hundertprozentig auf die Prognose verlassen. „An der Nub-Theorie ist schon etwas Wahres dran und viele Voraussagen stellen sich bei weiteren Untersuchungen im Verlauf der Schwangerschaft auch als richtig heraus, doch die Methode ist wissenschaftlich nicht wirklich abgesichert", so Dr. Heling.
Nub-Theorie: Klares Bild, gutes Ultraschall-Gerät, erfahrener Arzt
Um aber überhaupt verlässlich das Geschlecht des Babys bestimmen zu können, müssen auf dem Ultraschallbild sowohl der Nub als auch die Wirbelsäule des Fötus klar erkennbar sein – am besten liegt das Baby dazu auf dem Rücken. Nur so lässt sich der Winkel zwischen beiden tatsächlich ausmessen. Dreht sich das Baby während des Schallens oder verdeckt es den Bauch mit seinem Ärmchen, hat der Arzt keine Chance. Außerdem ist für die Nub-Methode ein hochauflösendes Ultraschall-Gerät nötig und ein Arzt, der erfahren in der Auswertung von Ultraschallbildern ist. Wenn also ein in der Pränataldiagnostik erfahrener Arzt in seiner Spezialpraxis eine Aufnahme eines hochaufgelösten Ultraschallbildes analysiert, ist das vertrauenswürdiger, als die Auswertung eines unscharfen Fotos eines technisch eher durchschnittlichen Ultraschalls.
DEGUM II steht für qualifizierten Arzt
Woran ihr einen erfahrenen Arzt erkennt? Das ist schwierig, denn bei der Ultraschall-Qualifikation von Ärzten gibt es immer noch keine einheitlichen Standards. Bei der DEGUM, der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin, können Ärzte jedoch eine Prüfung ablegen und ein DEGUM-Zertifikat erwerben. Je nach Anforderungen gibt es dabei die Stufen DEGUM I, II und III. Für die Stufe DEGUM II – eine für die Nub-Methode relevante Voraussetzung – braucht ein Arzt besonders hoch auflösende Ultraschallgeräte und eine Dopplereinrichtung, muss Erfahrung mit der Diagnose von fehlgebildeten Föten nachweisen sowie bestimmte Prüfungen ablegen. Ein Großteil der niedergelassenen Frauenärzte hat keine DEGUM-Anerkennung. Allerdings gibt es auf der Website der DEGUM ein Verzeichnis mit zertifizierten Ärzten in ganz Deutschland.
Hier findet ihr ein paar Outings der Urbia-User:








