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Eine besondere Flüssigkeit

Fruchtwasser – ein schützender Lebensraum für dein Baby

Das Fruchtwasser bildet zusammen mit der Fruchtblase eine angenehme und behütende Umgebung für das Baby im Mutterleib. Es schützt das Ungeborene bis zur Geburt und ermöglicht es ihm, wichtige Körperfunktionen zu trainieren. Wie es sich zusammensetzt, welche Aufgaben es genau erfüllt und was es über den Schwangerschaftsverlauf aussagt, erfährst du hier.

Was ist Fruchtwasser?

Fruchwasser Fruchtblase

Baby in der Fruchtblase

Foto: © fotolia.com/ bilderzwerg

Das Fruchtwasser bildet zusammen mit der Fruchtblase eine angenehme und behütende Umgebung für das Baby im Mutterleib. Es schützt das Ungeborene bis zur Geburt und ermöglicht es ihm, wichtige Körperfunktionen zu trainieren. Wie es sich zusammensetzt, welche Aufgaben es genau erfüllt und was es über den Schwangerschaftsverlauf aussagt, erfährst du hier.

Fruchtwasser oder Amnionflüssigkeit ist eine wässrige, klare Flüssigkeit, die bereits zu Beginn einer Schwangerschaft in der Fruchtblase gebildet wird. Es umhüllt das heranwachsende Kind und erfüllt im Laufe der Schwangerschaft viele wichtige Aufgaben. Die Flüssigkeit besteht vor allem aus Wasser und enthält unter anderem Proteine, Fette, Glucose, Elektrolyte, aber auch Zellen, Härchen und später auch Urin des Kindes. Sowohl Mutter als auch Kind tragen zur Zusammensetzung bei, da beide am ständigen Kreislauf von Produktion und Resorption der Flüssigkeit beteiligt sind.

Welche Aufgabe erfüllt das Fruchtwasser?

Die Flüssigkeit umhüllt das ungeborene Baby vollständig und verhindert unter anderem von Anfang an, dass der Embryo mit der Fruchtblase verwächst. Außerdem ermöglicht es dem Ungeborenen, sich frei zu bewegen und unterstützt so die körperliche Entwicklung. Gleichzeitig wirkt das flüssige Schutzpolster größeren Temperaturschwankungen entgegen und sorgt dafür, dass die Nabelschnur nicht gequetscht wird und Stöße nicht ungedämpft zum Kind vordringen – und umgekehrt die Kindsbewegungen der Mutter nicht schaden. Darüber hinaus spielt es eine große Rolle bei der Organreifung, beispielsweise von Nieren und Darm, und der kindlichen Flüssigkeitsversorgung. Im Laufe des 2. Schwangerschaftstrimesters beginnt das Baby, das Wasser zu trinken, scheidet es aus und trinkt wieder davon. Das ist eine wichtige Übung für seine Reflexe und Körperfunktionen und gleichzeitig Teil des Fruchtwasserkreislaufs. Sobald sich der Geschmackssinn des Babys entwickelt, kann es anhand des Fruchtwassers sogar bereits schmecken, wenn die Mutter geschmacksintensive Nahrung wie etwa Knoblauch oder Curry gegessen hat.

Welche Fruchtwassermenge gilt als normal?

Die genaue Fruchtwassermenge variiert von Frau zu Frau und unterliegt im Verlauf der Schwangerschaft natürlichen Schwankungen. Zunächst erhöht sich das Fruchtwasservolumen kontinuierlich, um mit voranschreitender Schwangerschaft schließlich wieder abzunehmen. In der  10. Schwangerschaftswoche beträgt die durchschnittliche Fruchtwassermenge etwa 25 bis 30 Milliliter, in der 16. bis  20. Schwangerschaftswoche ist das Volumen bereits auf etwa 200 bis 400 Milliliter Fruchtwasser angestiegen. Zwischen der 28. und der 37. Woche herum erreicht es mit etwa 800 bis 1000 Millilitern sein Maximum. Danach nimmt die Menge schließlich wieder ab. In der späten Phase der Schwangerschaft wird das Baby also nicht mehr so stark gepolstert wie zuvor, sodass seine Bewegungen deutlicher an der Bauchdecke zu erkennen sind.

Wie wird die Fruchtwassermenge ermittelt?

Die gängigste Methode, um die Fruchtwassermenge zu ermitteln, ist die Bestimmung des sogenannten Fruchtwasserindex per Ultraschall. Bei dieser Messmethode wird die Gebärmutter der Schwangeren in vier gedachte Bereiche unterteilt. In diesen gleich großen Bereichen wird per Ultraschall jeweils das tiefste Fruchtwasserdepot, also der größte mit Wasser gefüllte Raum zwischen Baby und Gebärmutter, gemessen. Alle vier Zahlen werden schließlich addiert und das Ergebnis mit statistischen Werten verglichen. Bemerkt der behandelnde Arzt dabei auffällige Abweichungen von der Norm, wird er genauere Untersuchungen vornehmen, um die Ursache zu ermitteln.

Video: Vorsorgeuntersuchung mit Überprüfung der Fruchtwassermenge

Kann die Amnionflüssigkeit auf Krankheiten hinweisen?

Wegen ihrer entscheidenden Bedeutung für die Reifung des Kindes ist die Amnionflüssigkeit ein wichtiges Anzeichen für eventuelle Erkrankungen von Mutter und Kind in der Schwangerschaft. In seltenen Fällen kommt es zu einer ungewöhnlich hohen Fruchtwasservermehrung oder aber es ist deutlich zu wenig Flüssigkeit in der Fruchtblase vorhanden. Bei einer zu niedrigen Menge spricht man von einem Oligohydramnion. Ursachen für ein Oligohydramnion können beispielsweise eine Störung der Plazenta oder ein vorzeitiger Blasensprung sein. Eine zu niedrige Fruchtwassermenge kann jedoch auch ein Hinweis auf eine Erkrankung des Fötus sein und unter anderem auf eine Wachstumsstörung oder eine Fehlfunktion der Nieren hindeuten. Wenn hingegen zu wenig Flüssigkeit vorhanden ist, spricht man von einem Polyhydramnion. Ein Polyhydramnion deutet häufig auf Diabetes bei der Mutter oder Fehlbildungen beim Fetus hin.

Was ist eine Fruchtwasseruntersuchung?

Bei einer Fruchtwasseruntersuchung entnimmt der Arzt eine kleine Menge Fruchtwasser. Anhand der darin enthaltenen kindlichen Zellen kann dann das Risiko für verschiedene Erbkrankheiten, Fehlbildungen oder Chromosomen-Störungen wie Trisomie 21 beim Kind ermittelt werden. Mehr zur Fruchtwasserentnahme erfährst du in unserem Erfahrungsbericht zur  Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese).

Wie sieht Fruchtwasser aus?

Neben der Menge gibt auch die Farbe Aufschluss über Prozesse im Mutterleib und den Zustand des Kindes. Beim Fruchtwasser handelt es sich normalerweise um eine klare bis milchig-gelbliche Flüssigkeit. Ist es grünlich verfärbt, deutet das darauf hin, dass das Kind den ersten Stuhlgang noch vor der Geburt ausgeschieden hat. Auslöser dafür ist meistens Stress – oft aufgrund eines vorübergehenden Sauerstoffmangels. Dazu kommt es beispielsweise, wenn die Plazenta ihre Funktion nicht (mehr) richtig erfüllt. Eine solche Leistungsschwäche der Plazenta wird häufiger bei einer Übertragung beobachtet. Ist der errechnete Termin überschritten, überwacht dein Arzt deshalb noch regelmäßiger, ob die Plazenta normal arbeitet und dein Kind ausreichend versorgt ist.

Fruchtwasserabgang: Die Geburt geht los

Mit dem Blasensprung und dem damit einhergehenden Fruchtwasserabgang beginnt die Geburt. Denn ist die Fruchtblase erst einmal geöffnet, haben die Wehen im Normalfall bereits eingesetzt oder sind nicht mehr fern. Aufgrund des erhöhten Risikos für eine Infektion, das ohne den Schutz des Fruchtwassers besteht, sollte das Baby nun möglichst bald das Licht der Welt erblicken. Geht es trotz Blasensprung nicht voran, wird deshalb nach etwa 24 Stunden die Geburt eingeleitet.

Wie erkenne ich den Fruchtwasserabgang?

Anders als oft in Filmen dargestellt, entleert sich die Fruchtblase der Schwangeren üblicherweise nicht in einem großen Schwall, sondern meist tröpfchenweise. Denn so kurz vor der Geburt liegt das Köpfchen des Babys gewöhnlich bereits im Becken und verschließt den Muttermund, aus dem das Fruchtwasser austritt. Wenn du nicht sicher bist, ob es sich bei den Tropfen um Fruchtwasser oder Urin handelt, hilft ein Streifen Lackmuspapier. Verfärbt sich der Streifen blau, handelt es sich um Fruchtwasser, dessen pH-Wert leicht alkalisch ist.