Die ersten Anzeichen

Schwanger – so habe ich es bemerkt

Hat es diesmal geklappt? Die Tage bis zum Schwangerschaftstest sind oft lang und frau ahnt, dass diesmal etwas anders ist. Schwangere und Mütter erzählen, woran sie gespürt haben, dass sich ein kleiner Gast in ihrem Bauch häuslich eingerichtet hat. Eine Hebamme beschreibt außerdem die häufigsten Frühzeichen.

Autor: Gabriele Möller

Schwangerschaftsanzeichen: Die Linie auf dem Schwangerschaftstest

Glückliches Paar
Foto: © iStock, proud_natalia


Es ist so etwas, wie das allererste Schwangerschaftsanzeichen: Der Moment, wenn eine blasse zweite Linie auf dem  Schwangerschaftstest erscheint, vergisst eine Frau nie. Für die eine bedeutet er zunächst einen Riesenschreck, für die andere ist er der bisher schönste Augenblick ihres Lebens. Und wieder eine andere ist vielleicht kaum überrascht, sondern fühlt still bestätigt, was sie seit Tagen schon ahnte. Denn noch vor dem Test hatte ihr Bauchgefühl ihr schon zugeflüstert: Etwas ist anders, vielleicht bin ich schwanger. Neben der manchmal erstaunlich zuverlässigen Intuition sind es aber vor allem körperliche Anzeichen, die einer Frau schon vor dem Test verraten, dass es geklappt haben könnte. urbia fragt Schwangere und Mütter, woran sie gespürt haben, dass sich ein kleiner Gast in ihrem Bauch häuslich eingerichtet hat. Eine  Hebamme erklärt außerdem die häufigsten Frühzeichen, und warum sie gar nicht einfach zu deuten sind.

Intuition: Wenn der Bauch mehr weiß als der Kopf

„Als ich mit meinem ersten Sohn Max gerade frisch schwanger war und es noch gar nicht wusste, gab es einen schlimmen Einschnitt in meinem Leben: Meine kranke Mutter fiel ins Koma. Ich habe bei ihr am Bett gesessen, kurz bevor sie gestorben ist. Und da hatte ich auf einmal das Gefühl, ich bin schwanger. Ich habe ihr das auch gleich gesagt, obwohl sie ja bewusstlos war. Und auch, dass ich sie doch gerade jetzt so brauchen würde. Ja, da ist echt verrückt. Aber ich bin froh, dass ich auf mein Gefühl gehört und es ihr noch erzählt habe,“ berichtet Heike B. aus Karlsruhe.

Auch Astrid R. aus Bonn glaubt, dass ihr Körper schon früh mehr wusste als ihr Kopf: „Ich habe mich im Büro dabei ertappt, dass ich bei Verspannungen häufiger mal den Bauch raus- und das Kreuz durchgedrückt habe und mir dabei die Hände seitlich an den Rücken gestemmt habe. Irgendwie kam mir diese Haltung komisch vor und ich dachte: ‚Lustig, genauso machen es doch die Schwangeren, wenn sie Rückenschmerzen haben’“, berichtet die Mutter zweier Kinder. Ich habe dann nicht weiter darüber nachgedacht, aber wenige Tage später war der Schwangerschaftstest positiv!“

Besonders früh verriet die Intuition von Anna H. aus Unna ihr, dass ihr Kinderwunsch sich erfüllen würde: „Es ist fast peinlich, das zu erzählen: Aber ich habe schon beim Sex gemerkt, dass es geklappt hat. Woran ich es gemerkt habe, ist mir allerdings selbst ein Rätsel. Völlig sicher war ich mir dann jedenfalls, als ich schon ein bis zwei Wochen danach keinen Kaffee mehr trinken konnte (obwohl ich danach normalerweise süchtig bin) und meine Brüste fast schmerzhaft überempfindlich waren“. „Es gibt tatsächlich Frauen, die direkt wissen, dass sie schwanger sind. Manche fühlen gleich nach dem Verkehr oder in den Tagen danach, dass sie irgendwie ‚nicht mehr allein’ sind“ bestätigt Hebamme Annabell Kastorff vom Kölner Geburtshaus.

Gelüste oder Ekel: Wenn die Sinne „schwanger“ melden

Vorahnungen haben aber längst nicht alle Schwangeren. Viele merken eher an körperlichen Veränderungen, dass sich etwas Neues ankündigt. „Die Zigaretten schmeckten nicht mehr, mir war ab und zu schlecht. Das kam mir alles komisch vor. Gerechnet hatten wir nicht damit, weil ich erst vier Wochen vorher mit der Pille aufgehört hatte“, berichtet eine Forumsmutter. Dass vor allem Genussmittel wie Zigaretten, Kaffee oder auch Alkohol am Beginn der Schwangerschaft plötzlich eklig schmecken, ist ein typisches Frühzeichen - das überdies sehr sinnvoll ist, denn: „Dieser Ekel zeigt, dass sich der Körper nun gegen solche Gifte wehrt“, erläutert die Hebamme Annabell Kastorff. „Er spürt nun stärker, was er braucht, was ihm gut tut, und was nicht.“

Gleiches gilt umgekehrt nicht unbedingt: Der Heißhunger oder die so genannten „Gelüste“, wie sie manche Schwangere ebenfalls schon früh überkommen, müssen nicht gesunde Dinge betreffen. „Als ich noch nicht wusste, dass ich schwanger bin, war ich mal Einkaufen. Auf dem Weg zum Auto stand ein Imbisswagen, wo man diese dicken, eingelegten Salzgurken kaufen konnte. Ich bin sofort abgebogen und dorthin geeilt, weil ich plötzlich Heißhunger auf so eine Gurke bekam“, erzählt Astrid R. aus Bonn weiter. Und wie schon beim erwähnten Strecken nach ‚Schwangerenart’ im Büro, dachte ich auch jetzt wieder: „Das ist ja witzig, das mit dem Appetit auf saure Gurken erzählt man sich doch sonst nur von Schwangeren! Aber weil wir damals schon zwei Jahre vergeblich ‚geübt’ hatten, wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, wie recht ich hatte“, grinst sie. Wenn Schwangere bestimmte Nahrungsmittel in rauen Mengen verputzen könnten, hat dies nach Ansicht von Ärzten einfach damit zu tun, dass das „Schwangerschaftshormon“ Beta HCG auch auf den Gehirnbereich wirkt, der für Appetit- oder Ekelgefühle zuständig ist - und dort anfangs etwas Verwirrung stiftet.

Schwangerschaft: Fester Bauch am Anfang

“Eigentlich hat mein Mann zuerst gemerkt, dass ich wieder schwanger bin“, berichtet Petra H. aus Wuppertal. Er sagte bei unserem dritten Kind ganz früh: ‚Dein Bauch sieht irgendwie anders aus, vielleicht bist Du schwanger!’. Ich selbst konnte das nicht glauben. Schließlich hatte ich damals total lange und unregelmäßige Zyklen von 50 Tagen und mehr, ich konnte mir nicht vorstellen, dass es damit klappen könnte. Aber er hatte Recht.“ Und eine Forumsmutter bestätigt: „Ich hatte plötzlich einen total festen und harten Bauch bekommen. Müdigkeit und Lustlosigkeit haben mich dann zusätzlich dazu getrieben, doch mal einen Test zu machen.“ Vor allem ab dem zweiten Kind kann sich der Bauch schon früh verändern, runder oder auch härter wirken. Denn auch wenn der Däumling in der Gebärmutter noch winzig ist, beginnt die (recht feste) Gebärmutter schon ganz früh zu wachsen. Und weil die Bauchdecke nicht mehr so straff ist, wie beim ersten Kind, sieht man dies früher.

Oft sind es jedoch die Brüste, die sich früh verändern: „Zu meinem Entsetzen waren meine Brüste plötzlich gewachsen - ich trage ohnehin schon Cup E und hatte mir gerade einen sündhaft teuren BH gegönnt, der dann plötzlich zu eng wurde. Na toll! Außerdem hat der Busen dann auch ziemlich gespannt, so dass ich nur noch auf dem Rücken schlafen konnte. Da habe ich es schon geahnt“, erzählt eine Schwangere in einem Internet-Forum. „Als ich genau eine Woche überfällig war, habe ich dann den Test gemacht, der positiv war“. „Viele Frauen bemerken es zuerst am Busen, dass sie schwanger sein könnten“, berichtet auch Hebamme Annabell Kastorff. „Die Brüste werden größer oder spannen.“ Durch die hohe Konzentration an Progesteron (Gelbkörperhormon) lagern sie vermehrt Wasser ein. Manchmal fällt den Frauen auch auf, dass die Brustwarze und der Warzenhof sich dunkler färben.

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Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit: Schuld sind Hormone

„Fürchterliche Kreislaufprobleme waren bei meiner vierten Schwangerschaft der erste Hinweis, dass es wieder geklappt hatte“, berichtet eine Forumsteilnehmerin. „Ich gehöre sowieso offenbar zu den ‚Frühmerkern’. Denn in allen vier Schwangerschaften habe ich fast sofort nach Einnistung - okay, sagen wir spätestens sieben Tage danach - tierisches Brustspannen bekommen, aber das mit dem Kreislauf war neu“. Plötzliches Schwächegefühl oder auch Schwindel sind gar nicht selten das erste Anzeichen, dass man schwanger ist, denn „durch den Einfluss der Schwangerschaftshormone muss der Kreislauf sich erstmal umstellen“, erklärt Hebamme Kastorff vom Kölner Geburtshaus. Noch häufiger als Schwindel sind Schlappheit und Müdigkeit ohne erkennbaren Grund. Auch hier sind große Mengen des Hormons Progesteron Schuld, an das sich der Körper nun gewöhnen muss.

Manche Frauen bemerken aber auch, dass sie ständig auf die Toilette müssen, obwohl dann nicht viel kommt. Vor dem Gedanken an eine Schwangerschaft kommt manchen da erstmal der Verdacht, sie hätten sich die Blase verkühlt. Grund für den gesteigerten Harndrang ist wieder einmal das Hormon Humanes Chorion Gonadotropin (HCG) sowie eine deutliche Mehrdurchblutung des gesamten Unterleibs und damit auch der Blase.

Ab wann ist bei einer Schwangerschaft der HCG-Wert erhöht?

Auch ein fieses Stechen oder schmerzhaftes Ziehen im Unterleib, das sich irgendwie nicht ganz so anfühlt wie sonst, wenn die Regel bevorsteht, macht vielen Frauen in der ganz frühen Schwangerschaft (unnötige) Sorgen. Diese Schmerzen kommen von der Gebärmutter, die schon jetzt zu wachsen beginnt. Weil sie zugleich ein sehr fester und zäher Muskel ist, kann dieses frühe Wachstum weh tun. Auch die Haltebänder des Uterus („Mutterbänder“) werden dabei schon gedehnt und können ziepen. „Ich dachte bei meiner ersten Schwangerschaft sogar zuerst, ich hätte eine Eileiterentzündung, so weh tat das“, erzählt Kerstin B. aus Bonn, Mutter zweier Mädchen.

Als Klassiker unter den Frühsymptomen gilt aber die Morgenübelkeit, wenn sie auch längst nicht das häufigste Frühsymptom ist. Etwa 40 Prozent der Frauen haben sie gar nicht, viele aber werden schon früh von  Übelkeit in der Schwangerschaft geplagt – und zwar keineswegs nur morgens, sondern oft ganztägig. Manche haben dabei lediglich keinen Appetit, andere haben starken Brechreiz. „Mir war morgens öfters mal übel, auch mit Erbrechen. Ich war aber damals gerade im Skiurlaub. Deshalb habe ich das auf eine Art ‚Höhenkoller’ wegen der Berge zurückgeführt. Ich hatte nämlich auch häufig Nasenbluten, dass gar nicht aufhören wollte. Erst nach dem Urlaub habe ich verstanden, was es mit diesen Beschwerden auf sich hatte“, berichtet eine Schwangere aus einem Internetforum.

Über etwas andere Schwangerschaftssymptome

“Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll. Also, ich muss zugeben, ich hatte plötzlich ständig Lust auf Sex. Ich habe meinen Freund fast ‚überfallen’. Er sagte dann mehrfach, ‚mit dir stimmt doch was nicht, bist bestimmt schwanger!’" erzählt eine andere Forumsteilnehmerin. Eine gesteigerte Libido haben viele Frauen in der Schwangerschaft, oft jedoch erst etwas. Manche Frauen scheinen diese angenehme Veränderung aber schon früh zu spüren.

„Beim zweiten Kind hatte ich schon tagelang so komisches Herzklopfen, ehe ich es wusste. Es hat sich angefühlt, wie wenn man einen grippalen Infekt mit Fieber hat, denn auch da ist der Puls ja manchmal so schnell“ berichtet Astrid R. „Und als ich meiner älteren Tochter abends vorgelesen habe, war ich plötzlich so kurzatmig und musste beim Lesen viel öfters als sonst zwischendurch Luft holen, das war ganz auffällig. Ich konnte mir das gar nicht erklären. Das kam erst wenige Tage später, als die Regel ausblieb und der Test positiv war.“

Auch Schmierblutungen kurz vor, während oder nach dem Termin, an dem man normalerweise seine Regel bekommen hätte, treten gelegentlich auf. Glaubte man bisher, sie seien Zeichen einer sog. „ Einnistungsblutung“, bei der der Embryo die Gebärmutterschleimhaut leicht verletze, gehen die meisten Mediziner heute davon aus, dass sie schlicht durch anfängliche hormonelle Schwankungen verursacht werden (sofern sie nicht Vorzeichen einer frühen Fehlgeburt sind).

Gib es sichere Anzeichen für eine Schwangerschaft?

Wie zuverlässig aber sind die genannten frühen Zeichen einer Schwangerschaft? Leider nicht besonders, sagt Hebamme Annabell Kastorff: „Viele der Symptome können auch einfach durch normale vormenstruelle Beschwerden erklärt werden.“ Auch das in der zweiten Zyklushälfte nach jedem Eisprung aktiv werdende Gelbkörperhormon Progesteron (dessen Konzentration in der Früh-Schwangerschaft lediglich noch ansteigt) kann zum Beispiel zu Brustspannen durch vermehrte Wassereinlagerungen führen. Auch leichte Übelkeit, Bauchziehen, Schwindel oder Müdigkeit sind gängige Beschwerden bei PMS (prämenstruelles Syndrom = Beschwerden vor der Regel). Und häufiger Harndrang kann natürlich tatsächlich auch schlicht Anzeichen einer Blasenentzündung sein.

Einigermaßen sicher ist lediglich eine hohe Basaltemperatur. Wenn eine Frau beim täglichen Messen ihrer Aufwachtemperatur feststellt, dass die Temperatur der zweiten Zyklushälfte mehr als 16 Tage durchgehend um etwa 0,5 Grad über der Normaltemperatur der ersten Zyklushälfte liegt, ist sie mit einiger Wahrscheinlichkeit schwanger – sofern sie keinen Infekt hat oder mit falscher Technik (zu kurz oder erst nach dem Aufstehen) gemessen hat.

Ist es normal, wenn man rein gar nichts spürt?

„So wie es Frauen gibt, die schon ganz früh merken, dass sie schwanger sind, gibt es andererseits auch Frauen, die anfangs rein gar nichts spüren“ erklärt Annabell Kastorff. Ihr ist wichtig, dass man solchen Frauen nicht automatisch eine schlechte Körperwahrnehmung unterstellt: „Meiner Meinung nach hat dies rein gar nichts mit ihrem Körpergefühl zu tun.“ Es könne viele Gründe haben, die zum Beispiel mit der augenblicklichen Lebenssituation zusammenhingen, wie Stress oder Ablenkung. Wenn frau nicht damit rechnet, schwanger zu sein und dies vielleicht auch nicht in ihre augenblickliche Lebenssituation passt, spürt sie also oft auch nichts. „Oder wenn eine Frau zum Beispiel trotz  Pille schwanger wird und in der Pillenpause weiter ihre Blutung hat, übersieht sie natürlich leicht die körperlichen Anzeichen. Weil sie einfach nicht davon ausgeht, schwanger zu sein“, so die Hebamme.

„Es kommt aber oft vor, dass Frauen, die zunächst gar nichts gespürt haben, ganz plötzlich Symptome bekommen, sobald der Test positiv war“, berichtet Kastorff. Hier spiele also auch eine gewisse Erwartungshaltung eine Rolle.

Ob eine Frau frühe Schwangerschaftssymptome hat oder nicht, sagt übrigens nichts über den Zustand der Schwangerschaft aus. Auch bei Störungen kann man weiterhin das „volle Programm“ an Beschwerden haben. „Und umgekehrt hat ein Ausbleiben oder auch vorübergehendes Wegbleiben der Symptome für einige Tage nichts damit zu tun, dass es dem Baby nicht gut gehen würde. Es ist also völlig unbedenklich“, betont die Hebamme.